Im Marvel Comic Universum ist Carol Danvers eine der mächtigsten Helden der Erde. Weil ihre DNA mit der einer außerirdischen Rasse fusioniert wurde, hat sie ganz erstaunliche Superkräfte, die sie als Ms Marvel auch bei den Avengers einsetzte. Seit etwa 2012 firmiert die Heldin als „Captain Marvel“. Dieser Sammelband „Sie fürchtet weder Tod noch Teufel“, der Ende April bei Panini Comics erschienen ist, erzählt von ihren ersten hochgelobten Abenteuern, seit sie den Namen angenommen hat.
Ich kann mir vorstellen, dass an dieser Stelle einige Verwirrung bei der werten Leserschaft herrscht; nicht nur in Bezug auf das Alias von Carol Danvers, sondern auch der Verwechselungsgefahr, der gerade bei Panini erscheinenden „Captain Marvel“-Serien. Fangen wir vielleicht damit an: Anfang des Jahres erschien der erste Band der neuen Abenteuer von Carol Danvers als „Captain Marvel“, Anfang Mai ist der zweite Band zu dieser Serie erschienen. Diese Abenteuer sind bei Marvel US 2016 in Serie gegangen und zeigen wie sich die Heldin, die bei dem aktuellen Event „Civil War II“ eine Hauptrolle spielt, im neuen Marvel Universum behauptet.
Die hier besprochenen Abenteuer sind dagegen etwas älter: Autorin Kelly Sue DeConnick begann die Serie 2012, also zeitlich gegen Ende des Crossovers Avengers gegen die X-Men. Der Sammelband enthält 12 US-ausgaben und wird bei Panini mit einem zweiten Sammelband abgeschlossen, während die aktuelle Serie weiter läuft. Immerhin ist ja auch ein Kinofilm über „Captain Marvel“ in der Mache, der, so der Stand jetzt, im Frühjahr 2019 in die Lichtspielhäuser kommen soll und Bree Larson in der Titelrolle präsentieren wird. Immerhin wird „Captain Marvel“ der erste Marvel-Kinofilm mit einer weiblichen Hauptrolle.
So, und nun zu „Ms.Marvel“ und „Captain Marvel“ als Gerry Conway, Carla Conway und John Buscema die Figur der Ms. Marvel 1968 erfanden, war sie als Ergänzung zu dem außerirdischen Helden Mar-Vell gedacht, der unter dem Heldennamen „Captain Marvel“ bei Marvel Comics unterwegs war. DC hatte zwar auch einen Helden namens „Captain Marvel“, was zu einem Rechtsstreit mit seltsamen Folgen führte, weshalb CDS Captain Marvel nun Shazam heißt und Marvel Comics die Serie um „Captain Marvel“ nicht wirklich auslaufen lassen kann, ohne das Trademark an dem Namen abgeben zu müssen.
Aber egal, ich schweife ab. Während Mar-Vell ein außerirdischer der Kree-Rasse ist, bekommt Carol Danvers ihre mächtigen Kräfte durch eine Art Unfall, bei dem ihre Gene mit Kree-Technologie verschmelzen. Mar-Vell ist inzwischen längst tot, aber Carol Danvers weigerte sich lange, den Heldennamen anzunehmen. Das ist 2012 endlich geschehen und daher kann aktuell die Muslimin Kamala Khan die Welt und im Speziellen New Jersey als Ms.Marvel beschützen.
Jetzt aber endlich zu dem großartigen Sammelband „Sie fürchtet weder Tod noch Teufel“. Autorin Kelly Sue DeKonnick gehört zu den ganz großen im Superheldengeschäft und ihre 2012 gestartete Soloserie von Carol Danvers als „Captain Marvel“ erfindet die Figur in gewisser Weise auch neu, ohne ihre Vergangenheit außer Acht zu lassen. Denn Danvers war Testpilotin und im ersten Storybogen, der sechs US-Hefte umfasst, ist sie das auch wieder landet allerdings in einem Zeitsprung und hat so die Gelegenheit Abenteuer mit ihrer ganz persönliche Heldin, dem weibliche Fliegerass Helen Cobb kennenzulernen. Diese Story macht trotz oder gerade wegen der Zeitreise wirklich Spaß und ist von Dexter Soi großartig gezeichnet und koloriert. Im Prinzip geht es da ein bisschen zu wie in dem ersten „Captain America“ –Film. Die Heldin muss im Zweiten Weltkrieg eine Truppe aus Pilotinnen im Kampf gegen die Japaner unterstützen, allerdings spielt Kree-Technologie dabei eine entscheidende Rolle.
Anschließend schickt Autorin DeConnick Carol Danvers für ein kurzes Team up mit Monica Rambeau, die auch mal als „Captain Marvel“ unterwegs war, die beiden bekommen es mit einem Riesen-Roboter zu tun, der ganz „Pacific Rim“-mäßig aus den Fluten des Golfs von Florida auftaucht. Dieses Abenteuer geht über zwei US-Ausgaben, bevor sich wieder ein längerer Storybogen anschließt. Und in dem wird es für CarolDanvers gefährlich, ihre Kräfte einzusetzen: Denn durch eine Hirnschädigung muss sie es vermeiden zu fliegen, sonst könnte sie sterben. Aber wer eine richtige, handfeste Heldin und wagemutige Pilotin ist, lässt sich von Quacksalbern so schnell gar nichts vorschreiben. Derweil tauchen alte Feinde auf und versuchen „Captain Marvel“ aus der Reserve zu locken. Das Artwork in diesem Storybogen stammt im Wesentlichen von Luciano Andrade und unterscheidet sich stilistisch erheblich von dem eher klassisch-epischen Superheldenstil von Dexter Soy. Aber die eher schlanken und filigran gezeichneten Figuren passen ebensogut zu derStory wie die blasse Farbegebung. Und auch dieser Storybogen weiß wirklich zu überzeugen.
Autorin Kelly Sue DeConnick, die übrigens mit Matt Fraction verheiratet ist, rockt in den ersten Abenteuern dvon Carol Danvers als „Captain Marvel“ ganz schön ab. Hier gibt es jede Menge handfest Action und thematisch geht es um Identität und Emanzipation, Gesundheit und Freundschaft. Ebenso ernste wie aktuelle Themen, die der „mächtigsten Heldin der Welt“ gut zu Gesicht stehen. Ich freue mich auf mehr.
Comic-Wertung: (9 / 10)
Captain Marvel 1: Sie fürchtet weder Tod noch Teufel
OT: Captain Marvel Volume 7 (2012) 1-12, Marvel Comics
Genre: Superhelden,
Autorin: Kelly Sue DeConnick
Zeichner: Dexter Soy, Emma Rios, et al.
Farben: Dexter Soy, Jordie Bellaire, et al.
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Verlag: Panini Comics, Softcover, 260 Seiten
VÖ: 11.04.2017