Doctor Strange 3 – Die letzten Tage der Magie 2: Überleben ohne Magie?

Mit der neuen „Doctor Strange“ Comic-Serie haben Autor Jason Aaron und Zeichner Chris Bachalo für Marvel Comics einen echten Knüller an den Start gebracht. Die Handlung in dem Mitte April bei Panini Comics erschienenen dritten Sammelbands setzt nahtlos inmitten des Kampfes gegen die intergalaktische Inquisition an und bringt den epischen Kampf zu einem Finale. Wer also den vorangegangenen Band nicht kennt, findet hier keinen Einstieg.

Wir erinnern uns (oder fangen direkt in „Doctor Strange 1“ an zu lesen): Die Empirikul sind auf ihrem Kreuzzug gegen die Magie quer durch die Galaxien vorangeschritten und haben in jeder Welt auf ihrem Weg jegliches magisches Potential eliminiert. Letztlich landeten die kosmischen Großinquisitoren auf der Erde, wo Obermagier Stephen Strange die irdischen Magier zu einem erbitterten Widerstand aufruft. Doch vergeblich. Mit letzter Kraft und unter Opfer seines Lebens hat es der alte Zauberer Monako immerhin geschafft, Strange und ein paar Gleichgesinnte buchstäblich vor dem Scheiterhaufen zu retten und an einen unbekannten Ort zu teleportieren. Währenddessen flüchtet Stranges neue Bibliothekarin Imelda Stanton durch das Sanctum Sanctorum und hofft hier irgendeinen Ausweg zu finden.

Die letzten Tage der Magie

Zum Auftakt des dritten Sammelbandes (US-Heft Nummer 8) sind Stephen Strange und seine Freunde dabei, die letzten verbliebenen magischen Artefakte auf der Erde einzusammeln, um den wissenschaftsbesessenen Empirikul etwas entgegensetzen zu können. Doch Stranges Magie bleibt schwach und die Menschen, die von Diener Wong ohne Wissen des Magiers auserkoren sind, um den Preis für dessen Magie zu zahlen, siechen auch vor sich hin. Der Kampf scheint aussichtslos. Wäre da nicht noch das Ding im Keller des Sanctum Sanctorum, dass Wong und Stephen seit Jahrzehnten eingesperrt haben…

Nicht nur der überraschungserfolg des Marvel-Blockbusters „Doctor Strange“ mit Benedict Cumberbatch in der Titelrolle ist für den derzeitigen Lauf diesen magischen Superhelden verantwortlich. Auch die frische und furiose neue Comic-Serie, die Marvel 2015 gelauncht hat, kommt bei Fans und Kritikern an.

Autor Jason Aaron kommt im Finale des Storybogens „Die Letzen Tage der Magie“ mit einigen überraschenden und gelungenen Wendungen daher. Er versteht es auch die tragenden Nebenfiguren wie Imelda Stanton und Wong in den Kampf gegen die intergalaktischen Wissenschaftsfreaks einzubinden und jede Menge magische Action aufs Tableau zu bringen.

Für Künstler Chris Bachaldo, der zum Teil auch wieder für die Farben und viele der großartigen Cover zuständig ist, ist der Fortgang der Story ein echtes Schaulaufen. In den US-Ausgaben 8 bis 10 jagt eine spektakuläre Zeichnung die nächste. Eine opulent düster kolorierte Seite die nächste farbenprächtige Explosion. Ebenso wendungsreich wie Aaron erzählt, wechselt Bachaldo Perspektive, Intensität und Dynamik der Story. Da geht in den Close-Ups gelegentlich der Überblick ein wenig verloren, aber die Wucht der Bilder überrennt einen förmlich.

Sag Hallo zum neuen Antlitz der Magie

Aber der dritte „Doctor Strange“-Sammelband geht auch über das Finale von „Die letzten Tage der Magie“ hinaus, zeigt die verkaterte Stimmung unter den irdischen Magiern und den müden Versuch eines Neuanfanges. Das ist storymäßig genauso interessant, wird aber von Kevin Knowlan umgesetzt, der seine Figuren etwas eckiger, statischer und geruhsamer auftreten lässt. Das passt zwar zur Geschichte, ist aber weit weniger spektakulär als das Artwork von Bachaldo.

In dem Doctor Strange Annual 1, das den Sammelband abschließt, ist ein anderes Kreativ-Team am Start: Autorin Immonen und Zeichner Romero inszenieren ein Wiedersehen mit Stranges alter Liebe Clea, eine nette kleine Geschichte am Rande,  und einen Ausflug in die magische Vorzeit, der den Auftakt zu einer neuen Doctor Strange Serie bildet, die eventuell auch bei Panini Comics erscheinen soll: „Doctor Strange and the Sorcerers Supreme“. An die Klasse der Hauptstories der überraschend großartigen Doctor Strange“ Serie von Aaron und Bachaldo reicht aber auch das nicht heran.

Das epische Finale des Kampfes gegen die intergalaktische Inquisition ist furios ausgefallen und hat das Zeug zur Comic-Legende. Dagegen fallen die anderen, immer noch guten Stories in diesem Sammelband etwas ab. Mit Spannung darf man auf weitere große Abenteuer des Doctor Strange warten. Da geht noch was.

Comic-Wertung:8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

Doctor Strange 3
OT: Dr. Strange (2015) 8-11, Doctor Strange (2015) Annual 1, Marvel Comics, 2016
Autoren: Jason Aaron, Kathryn Immonen, Robbie Thompson
Zeichner: Chris Bachalo, Kevin  Knowlan, et al.
Farben: Chris Bachalo, Jordie Bellaire, et al.
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 124 Seiten
VÖ:  11.04.2017

Doctor Strange bei Panini