Elvis Presley ist und bleibt auch rund 40 Jahre nach seinem viel zu frühen Tod im Jahr 1977 eine der einflussreichsten Gestalten der Popgeschichte. Im Grunde war Presley der erste Popstar überhaupt. Teenager fielen in hysterische Anwandlungen und auch auf der Leinwand feierte Presley große Erfolge. Klar, dass das Leben des „King“ immer wieder als Stoff für Filme und Serien diente. Bei Studio Hamburg ist nun der sehenswerte CBS-Zweiteiler „Elvis“ erschienen, die Jonathan Rhys Meyers 2006 einen Golden Globe einbrachte.
An dieser Stelle intensiv auf das Leben und die Karriere Elvis Presleys einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Viel ist über Elvis und seinen Einfluss auf die Popkultur geschrieben und gefilmt worden, einen Überblick bietet der entsprechende Wikipedia-Eintrag. Soviel allerdings sei als Grundlage für das Biopic „Elvis“ herausgekramt. Elvis Presley wuchs in Memphis, Tennessee, als Sohn armer Eltern auf, verdiente sein erstes Geld als Lastwagen-Fahrer und begann seine Karriere als Sänger und Musiker mit den ersten Aufnahmen im legendären Sun-Studio von Sam Phillips. Der erkannte das Talent des Jungen für Rock’n’Roll, der bis dato vornehmlich als Musik der afroamerikanischen Bevölkerung galt. Der Erfolg stellte sich schnell ein und Colonel Tom Parker wird auf das junge Talent aufmerksam und wird dessen Manager. Durch Fernsehauftritte wird Elvis schnell berühmt.
Das Drehbuch zu „Elvis“ schrieb Patrick Sheane Duncan („Mut zur Wahrheit“, „Gegen die Zeit“) und baut seinen chronologischen Abriss von Presleys Leben als Rückblende aus dem Jahr 1968, in dem Elvis mit drei TV-Specials sein Comeback feiern sollte. Zu Beginn des Film wartet Elvis (Jonathan Rhys Meyers) nervös und voller Lampenfieber auf den Auftritt, der Live gesendet werden soll, doch er weigert sich von Versagensängsten geplagt, aufzutreten und lässt sein Leben Revue passieren.
Erst gegen Ende des 174 Minuten langen Dramas kehrt der Film zu diesem Auftritt zurück. In der Zwischenzeit gelingt es Regisseur James Steven Sadwith ein gut ausgestattetes Stuck Zeitgeschichte zu inszenieren. Der englische Schauspieler Jonathan Rhys Meyers trägt den Film dabei mit viel Charisma und einer äußerlichen Ähnlichkeit zu Presley. Was man in der deutschen Synchronfassung nicht mitgeliefert bekommt, ist Elvis typische nuschelige, südstaatengeprägte Sprache, die sich Rhys Meyers kongenial angeeignet hat.
Dramaturgisch ist „Elvis“ ein typisch aufgebauter biografischer Film, der ohne erzählerische Finessen nur die wesentlichen Stationen und die wichtigen Motivationen der Hauptfigur wiedergibt. Dabei liegt etwas zuviel Gewicht auf dem innigen, aber auch verwirrenden Verhältnis des Stars zu seiner Mutter (Camryn Mannheim), die von ihrem Sohn auf abstruse Weise vergöttert wird. Die zweite dominante Figur in Presleys Leben ist sein Manager Colonel Parker (Randy Quaid), der faktisch alle Entscheidungen bezüglich der Karriere trifft, und der im Film komplett auf das Geldverdienen im Showbiz reduziert wird.
Daneben aber hat „Elvis“ einiges Sehenswertes zu bieten: wie etwa die legendären Auftritte Presleys, deren Atmosphäre mitreißende transportiert wird, die Filmkarriere, die anders läuft, als sich der ambitionierte Elvis das vorstellt, und vor allem einen Hauptdarsteller, der Elvis‘ konstantes Abgleiten in eine fatale Medikamentenabhängigkeit nuanciert auf den Punkt bringt.
Zu Lebzeiten von Elvis Presley, der die letzten Jahre seiner Karriere schon längst nicht mehr mit dem Rock’n’Roll verbrachte, der ihn einst zu einer Jugendikone gemacht hatte, sondern in Las Vegas als Entertainer auf der Showbühne verbrachte, entstanden neben 31 eigenen Filmen bereits zwei Dokumentarfilme. Und auch nach Elvis Tod wurde das Leben dieser amerikanischen Kultfigur mehrfach verfilmt. In diesem Jahr kommt noch „Elvis & Nixon“ in die deutschen Kinos. Eine der ersten und wohl auch eine der gelungendsten filmischen Annäherungen entstand kurz nach Elvis’ Tod 1979 ebenfalls als TV-Produktion. Regisseur John Carpenter („Halloween“, „Dark Star“) arbeitete bei diesem ebenfalls „Elvis“ betitelten Film erstmalig mit Kurt Russel („Die Klapperschlange“) zusammen, dessen Karriere danach erst richtig losging.
Aber zurück zu „Elvis“ (2005): Normalerweise muss man vorsichtig agieren, wenn man Biografien über noch lebende Menschen dreht, das galt für „Elvis“ wohl weniger, vielmehr ist hier die Schwierigkeit, sich der Person hinter der Legende angemessen zu nähern. Aber vielleicht musste auch im Fall der Musiklegende auf deren auf Rücksicht genommen werden. Letztlich ist der Film eivielleicht ein bisschen zu brav geworden, aber das reißt Jonathan Rhys Meyers („die Tudors“) jederzeit locker wiederheraus.
Der TV-Zweiteiler „Elvis“ von 2005 bringt einen soliden Einblick in die Karriere des King of Rock’n’Roll, Elvis Presley. Darsteller Jonathan Rhys Meyers erweckt die Ikone leidenschaftlich zum Leben und man bekommt einen Eindruck davon, welche Faszination Elvis ausgeübt haben muss.
Film-Wertung: (7 / 10)
„Elvis“
OT: Elvis
Genre: Biographie, Drama,
Länge: 174 Minuten, USA, 2005,
Regie: Patrick Seane Sadwith
Darsteller: Jonathan Rhys Meyers, Robert Patrick, Randy Quaid, Altona Bernath
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Studio Hamburg Enterprises
DVD- und BD-VÖ: 05.08.2016