Die geheimnisvollen Städte: Licht und Schatten

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Mit „Licht und Schatten“ erscheint bei Schreiber & Leser die deutsche Neuausgabe von „L’Ombre d’un Homme“, dem elften Band des Comic-Zyklus „Die geheimnisvollen Städte“ von Schuiten und Peeters. Rechtzeitig zum Erlanger Comic Salon, bei dem auch Autor und Szenarist Benoit Peeters zu Gast ist. Der Band unterscheidet sich nicht nur grafisch von den anderen, sondern auch darin, dass die beiden ihr Werk nachträglich noch einmal verändert haben. Insofern ist der neue deutsche Titel „Licht und Schatten“ durchaus sinnvoll. Vor allem, weil es der seltsame Schatten der Hauptfigur ist, die dessen Schicksal bestimmt.

Eigentlich könnte Albert Chamisso zufrieden sein: Er hat eine sichere und geachtete Arbeit bei der allgemeinen Versicherung in der Stadt und ist frisch mit der attraktiven Sarah verheiratet. Doch Chamisso wird von Schlafstörungen und Alpträumen geplagt, in denen eine schattenhafte Hand nach ihm greift. In der Beziehung zieht er sich immer weiter zurück.

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Ein Arztbesuch führt zu einer Therapie mit experimentellen Medikamenten. Die Behandlung scheint anzuschlagen, Chamisso schläft tief und traumlos. Aber es gibt erstaunliche und verheerende Nebenwirkungen: Chamissos Schatten nimmt Farbe an und gleicht immer mehr einem Spiegelbild. Die Menschen reagieren verstört und auch bei der Versicherung wird Chamissos auffälliges Verhalten bemerkt.

Experimentelle Medikamente

Es ist kein Geheimnis, dass sich die belgischen Comic-Künstler Benoit Peeters und Francois Schuiten in jedem Band ihrer Reihe „Die geheimnisvollen Städte“, von denen auf brutstatt.de bereits „Der Turm“ , „Brüsel“ und „Die Mauern von Samaris“ vorgestellt wurden, mit Literatur und Architektur auseinandersetzen. Dabei greifen die Künstler immer wieder Vorbilder auf, erzählen weiter und variieren. Schuiten versucht dem Konzept auch in seinem Stil Rechnung zu tragen, ohne das Typische der eigenen Formensprache aus dem Auge zu verlieren.

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In „Licht und Schatten“, dem elften Album der Reihe, das in seiner deutschen Erstausgabe noch unter dem Titel „ Der Schattenmann“ erschien, spielen die beiden Künstler mit dem Leben und Werk des französischen Autor und Naturforscher Adalbert von Chamisso (1781 – 1838), der in „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ von einem Mann erzählt, der seinen Schatten verkauft und daraufhin unglücklich wird. Selbst als er später mit Mina die Liebe seines Lebens trifft. Deren Vater verbietet die Heirat, bis Peter seinen Schatten zurück hat.

Soviel vorab: Die Parallelen zur Geschichte in „Licht und Schatten“ sind deutlich sichtbar. Das Design, das bisweilen in der Stadt durchschimmert, trägt, zugleich futuristisch wie monolitisch-floral, der Profession des Vorbildes Chamisso ebenso Rechnung wie der Umzug der Hauptfigur nach Blossfeldstadt. Die Stadt ist nach dem Fotografen Karls Blossfeld benannt. Blossfeld (1865 – 1935) war wegen seiner botanischen Arbeit berühmt geworden. Seine Pflanzen-Fotografien sind immer noch ikonisch.

Allerdings lassen es sich Schuiten und Peeters nicht nehmen, ihre eigene Version von Chamissos Schatten zu erzählen, in der die Ebene des Traumhaften letztlich zu einem anderen Ende kommt als der einsame Peter Schlemihl.

Schattenwürfe

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Spannend ist „Licht und Schatten“ auch noch in der Hinsicht, dass die Autoren ihr Werk nachträglich noch einmal bearbeitet haben. Im Nachwort erläutert Peeters warum und welche Schwierigkeiten es gemacht hat, des einzigartigen Stil des Albums wieder aufleben zu lassen. Denn anders als sonst hat Schuiten zuerst die Farben zu Papier gebracht und dann die Strichzeichnungen, was zu einem eher pastosen, weicheren und organischeren Eindruck führt.

Zudem hat sich die Erzählperspektive geändert und Albert Chamisso berichtet nun selbst von seinen Erlebnissen. Durch die veränderten Sequenzen, die im Nachwort benannt werden (wenn auch mit nicht ganz korrekten Seitenangaben, aber das werden aufmerksame und wissbegierige Leser herausfinden) und die direktere Erzählperspektive gewinnt „Licht und Schatten“ an Intensität und Kontur. Aber, ob sich die nachträgliche Bearbeitung gelohnt hat, mag jeder Leser selbst beurteilen.

Mit „Licht und Schatten“ setzt der Verlag Schreiber und Leser die fein editierte Neuausgabe der Reihe „Die Geheimnisvollen Städte“ fort.  Die Geschichte selbst erweist sich einmal mehr als ein der schönsten aus dieser ganz eigenen Welt.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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Schuiten & Peeters: Licht und Schatten
OT: L’Ombre d’un Homme, 1999, Castermann
Genre: Comic, Architektur, Fantastik
Autor: Benoit Peeters
Zeichnungen: Francois Schuiten
ISBN: 978-3-946337-07-2
Verlag: Schreiber & Leser, broschiert, 104 Seiten
Mit Nachwort von Peeters zur überarbeiteten Neuausgabe, 2008
VÖ: 03. Mai 2016

weiterführende Links:

Homepage der “Geheimnisvollen Städte”

Schuiten & Peeters bei Schreiber & Leser