Wie man das bei Disneys Animationsfilmen gewohnt ist, bietet „Zoomania“ kurzweilige, familienkompatible Unterhaltung, wenn man genauer hinschaut, ist „Zoomania“ ein bisschen erwachsener geworden: mehr Genrekino, mehr Anspielungen auf die Filmgeschichte und mehr Subtexte, die für ältere Zuschauer deutlich besser funktionieren. Das tut dem Unterhaltungswert des turbulenten Abenteuers aber keinen Abbruch. Auf geht es zur Verbrecherjagd mit Hase und Fuchs in „Zoomania“.
Aufgrund der 108 Minuten Länge, gibt es zu „Zoomania“ nicht wie gewohnt einen Kurzfilm zum appetitanregen. Stattdessen beginnt der Film direkt mit einem kindlichen Theatherstück, das schon mal den Ton für alles weitere setzt. In der Welt von „Zoomania“ gibt es keine Menschen und die Säugetiere haben ihre Konflikte überwunden. Keine Räuber und keine Beutetiere mehr. Statt dessen herrscht ein friedliches Miteinander, das gerade in der Metropole „Zoomania“ mustergültig zu funktionieren scheint, nach allerbestem Integrationsmuster und mit Stadtteilen, die ganz unterschiedliche Biotope und Lebensbedingungen bereitstellen. Hier kann jeder alles sein, was er will.
Und die kleine Häsin Judy Hopps will Polizistin werden und nicht Karottenfarmer wie ihre Verwandten. Judy lässt muss durchs Ausbildungslager der Polizei und wider Erwarten besteht sie den Eignungstest. Nun findet sich Judy zwischen lauter Raubtierkollegen mitten im Zentrum von Zoomania wieder, sehr zum Verdruss ihres neuen Chefs, Wasserbüffel Bogo, schickt die Häsin erst einmal Knöllchen verteilen.
Judy gibt allerdings nicht auf und schnappt sich den Fall eines vermissten Otters. Der Familienvater war am helllichten Tag verschwunden wie auch einige andere Säugetiere. Zusammen mit dem Trickbetrüger-Fuchs Nick, dem Judy erst einmal auf den Leim geht, macht sich die ambitionierte Jungpolizistin daran, ihren ersten Fall zu lösen. Dabei entpuppt sich Nick als stadtkundige Unterstützung.
Das ungewöhnliche Team-up von Hase und Fuchs umreißt auch schon das Hauptthema in Disneys neuem Animationskracher: lassen sich animalische Instinkte auf Dauer wegzivilisieren. Ob die Genetik also das Verhalten bestimmt ist eine Frage, die sich leicht auch auf die menschliche Welt übertragen lässt. Können aus Räubern und Beute gleichberechtigte Partner werden, ohne sich mit misstrauen beziehungsweise Appetit zu begegnen? In „Zoomania“ wird das Grundthema mittels einer flotten Buddy-Komödie und als kurzweilige Detektiv-Geschichte reduziert auf den ewigen Konflikt zwischen Raubtieren, die nur gut ein Zehntel der Population ausmachen, aber alle wichtigen Machtpositionen der Stadt besetzten, und ihrer potentiellen Beute, die zwar grundsätzlich furchtsam ist, aber den Großteil der Arbeit zum Zusammenleben verrichtet.
Rein erzählerisch ist „Zoomania“ eine typische Fabel, in der Tiere über menschliche Eigenschaften verfügen und die Regisseure Rich Moore („Ralph reicht’s) und Byron Howard („Bolt“, Rapunzel –neu verföhnt“) sind zusammen mit Co-Regisseur Jared Bush („Baymax“) auch für die Story verantwortlich. „Zoomania“ spiegelt das moderne urbane Leben mit all seinen Möglichkeiten und Konflikten ziemlich genau. Gepaart wird das mit Judys Ambitionen und ihrem Glauben, alles erreichen zu können, was sie gerne möchte. Das ist der Inbegriff des amerikanischen Traums und Zoomania ein Stadt gewordenes „Land der 1000 Möglichkeiten“.
Aber wie das in großen Städten so ist, die Reibungen und Konflikte bleiben auch bei Tieren nicht aus, wenn sie auf beengtem Raum und in unterschiedlichen Lebensräumen koexistieren sollen. Und gerade das ist – wie in eigentlich allen Animationsfilmen – das eigentlich Interessante: die Szenarien, in denen sich die Figuren bewegen und deren Relevanz für das eigene Erleben. „Zomania“ ist der auferstandene Traum jedes utopischen Stadtplaners: höchst unterschiedliche Lebensräumen, Klimazonen und Biotope, die wie gewachsene Stadtstrukturen wirken und sehr stimmig zusammengefügt sind.
Selbstverständlich ist „Zoomania“ auch allerfeinstes Mainstream-Kino, aber ähnlich wie auch „Ralph reichts“ spielt „Zoomania“ mit etlichen verweisen auf die Filmgeschichte und das Genre des Cop-Movies. Das ist für eine Disney-Produktion sehr ungewöhnlich, macht aber umso mehr Spaß, je mehr verweise man als Zuschauer zu erkennen vermag. Neben etlichen Sprüchen, die (zumindest im Original etwas doppeldeutig rüberkommen) hat der Animationsfilm auch viele recht düstere und spannende Szenarien zu bieten, die man von Disney in dieser Form nicht gewohnt ist. Auch die deutsche Synchronfassung ist durchaus gelungen.
„Zoomania“ ist ein rundherum gelungener und spannender Ausflug in die Stadt, in der die Tiere das Sagen haben und in der es doch ach so menschlich zugeht. „Zoomania“ macht auf intelligente Weise Spaß.
Film-Wertung: (8 / 10)
Zoomania
OT: Zootopia
Genre: Animation, Abenteurer, Fantasy,
Länge: 108 Minuten, USA, 2016
Regie: Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Walt Disney Pictures
Kinostart: 03.03.2016