#ffhh15 Riverbanks – Verminter Fluchtweg

Vor dem  hochaktuellen Hintergrund der Flüchtlingskrise in Europa erzählt das griechische Drama „Riverbanks“ (OT:“Oththes“) eine tragische Liebesgeschichte. Das ist nicht ohne Intensität, hat aber gerade in der zweiten Filmhälfte eklatante Schwächen, die auch mit der europäischen Film-Koproduktion zu tun haben mögen.

Der griechische Soldat Yannis (Andreas Konstantinou) meldet sich freiwillig zu einem Minenräumkommando, das am griechisch-türkischen Grenzfluss Maritza (griechischer Name Evros) stationiert ist. An dem Flussufer liegen noch immer haufenweise Minen aus dem Zypernkonflikt in den 1970ern und die Räumung gestaltet sich schwierig, weil so viel Metall im Boden ist. Doch Yannis ist überzeugt, eine „Gabe“ zu haben und die Minen spüren zu können. Was für seine Kameraden wie ein Hang zum  Selbstmord wirkt.

Eines Nachts wird Yannis Zeuge, wie eine Schleuserin Kinder über den Fluss bringt und eines der Kinder schnurstracks im Minenfeld umkommt. Yannis verliebt sich in die Schleuserin Chryssa (Elena Mavridou) und will ihr um der Kinder willen helfen. Doch die Kinder werden von der Schleuserbande auch als Drogenkuriere missbraucht. Eines Tages übertreibt Yannis seinen Einsatz auf den Minenfeldern und wird vom Dienst suspendiert. Das Paar beschließt diesem Leben zu entfliehen – mit Chryssas Tochter im Säuglingsalter im Gepäck.

Die tragische  Liebesgeschichte in Panos Karkanevatos Drama ist absolut sehenswert und es gelingt Darsteller Andreas Konstantinou, seinen sonderbaren, schweigsamen, einzelgängerischen Soldaten mit großer Intensität darzustellen. Da nimmt man ihm auch die Gabe ab, Minen zu erspüren. Die dramatischen Todesfälle an der Grenze werden gleichfalls ergreifend inszeniert ohne allzu explizit mit der Kamera reinzuhalten.

Was den Film allerdings vollkommen überfordert und zu absurden Überfrachtungen führt, sind jene Handlungselemente, die dem Drama eine übergeordnete Dimension verleihen sollen. Da wären einmal die Hintermänner des Zuhälter-und Schleuserkartell in Istanbul, die kurz als Krimielement auftauchen, obwohl auch Chryssas türkischer Kontakt vollkommen ausgereicht hätte, um die Verfolgung und Verstrickung aufzuzeigen. Ebenso willkürlich wirkt die Parallelhandlung des kurdischen Flüchtlingsjungen aus Syrien, der mit einen Rucksack voller Drogen durch Griechenland irrt. Schließlich muss der Zuschauer auch noch eine Adoption durch westeuropäische Eltern über sich ergehen lassen, bevor es zum komplett überdramatisierten Show Down in den Minenfeldern kommt.

Da wäre mehr drin gewesen, wenn sich der Film auf die Liebesgeschichte und die Situation am Fluss beschränkt hätte. So aber, reißt „Riverbanks“ mit dem Holzhammer alles wieder ein, was das Drama zuvor sensibel und stimmungsvoll aufgebaut hatte.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Riverbanks
OT: Ohthes
Genre: Drama, griechisch-türkisches O mit deutschen U
Länge: 96 Minuten, Gr, Turkei, D, 2015
Regie: Panos Karkanevatos
Darsteller: Andreas Konstantinou, Elena Mavridou, Levent Uzumcu, Diamantis Adamandides
Vertrieb: Real Fiction Filmverleih
Kinostart: 19.11.2015

Riverbanks beim Filmfest Hamburg

Vorführung: Fr, 09.10. – 17:15, Studio