Captain America Megaband 2: Heimatlos

Als Comic Autor Rick Remender 2013 für Marvel Comics eine neue “Captain America”-Serie begann, verfrachtete er den Vorzeige-Amerikaner in eine andere Dimension. Nach 10US-Ausgaben war der Anführer der Avengers wieder zurück in unserer Welt, aber Steve Rogers alias Captain America hat sich verändert. Im Anfang März bei Panini erschienenen zweiten Megaband „Weltordung“ zeigt Autor Remender, was es heißt, sich zuhause als Fremder zu fühlen.

Nachdem Steve Rogers aus der Dimension Z zurückgekehrt ist, in die ihn der Forscher Arnim Zola verfrachtet hatte (nachzulesen im Captain America: Verschollen in Dimension Z) hat der Mann echte Probleme, sich wieder in sein altes Leben einzufinden. Während Steve noch der anderen Welt nachhängt, macht sich S.H:I.E.L.D. daran, Jet Black auf Herz und Nieren zu überprüfen. Als Zolas Tochter steht sie gewissermaßen unter Sippenverdacht. Jet ist in der Dimension Z aufgewachsen und findet Caps Welt einfach nur schwach und schauderhaft. Zeit, dass es was zu tun gibt, um sich abzulenken.

Nuke, ein durchgeknallter amerikanischer Supersoldat, zerlegt gerade eine Republik in Südost-Europa, weil die amerikanischen Hilfstruppen hier verachtet werden. Außerdem beginnt ein Superschurke namens Iron Nail langsam aber stetig, seine Pläne zu verwirklichen. In den Sechzigern war Iron Nail mal S.H:I.E.L.D.-Agent und Kumpel von Nick Fury, hat sich dann aber enttäuscht von der Organisation abgewendet, weil diese sich zum Weltbeschützer aufspielt. Dusselig, dass Iron  Nail vom Projekt „Waffe Minus“ weiß. Nachdem die erstmal entfesselt ist, stellt das S.H:I.E.L.D. und Captain America und seine beiden Mitstreiter Falcon und Jet Black vor ziemliche Probleme. Und dass Zola in der Dimension Z  einfach Däumchen dreht, hat wohl kein Leser ernsthaft geglaubt.

Bereits mit dem Auftakt seines Captain America Runs hat Autor Rick Remender sich auf die Sixties bezogen und eine tolle Space-Opera inszeniert. Die Sechziger-Bezüge sind auch weiterhin da und die Rückblenden machen das deutlich, aber auch die Storyline in „Weltordnung“ (Original „The Iron Nail“) bezieht sich auf modernisierte Kalter Krieg Elemente, macht den Kapitalismus zum Hassobjekt und Antrieb des von chinesischer Kultur beeinflussten Bösewichts Eisennagel. Das ist erstaunlich aktuell und nimmt durchaus heutige Systemkritik auf.

Aber auch die Experimente der Armee zur Gedankenmanipulation, die in den Sechzigern gang und gäbe waren nimmt Rick Remender auf und erschafft einen eigenwilligen Superschurken. Der Charakter und auch der Erzählton der entsprechenden Episoden erinnert nicht von ungefähr an den großartig besetzen schrägen Kinospaß „Männer, die auf Ziegen starren“.

Vor allem aber geht es in den 15 US-Ausgaben immer wieder um das zugrunde liegende Thema Heimat und Entfremdung. Steve Rogers hat mit der Rückkehr aus Dimension Z bereits zum zweiten Mal den Realitätsbezug verloren. (Wir erinnern uns, in den Sechzigern fand man den tiefgekühlt konservierten Supersoldaten, der schon im zweiten Weltkrieg gekämpft hat). Wieder muss sich Rogers in einer immer fremder werdenden Welt zurechtfinden und hat lieb gewonnene Menschen verloren. Das geht nicht spurlos an einem vorbei und so kündigt sich die finale Überraschung dieses Storybogens eigentlich auch schon von langer Hand an.

Aus gutem Grund ist der zweite Captain America Megaband „Weltordnung“ mit 15 US-Ausgaben vollgepackt. Autor Remender packt einige sehr lässige Wendungen aus und wer „Verschollen in Dimenision Z“ mochte, kommt hier voll auf seine Kosten. Im Grunde Ist auch sinnvoll, die Stories zu kennen, denn zusammen ergeben die 25 US-Ausgaben ein tolles, überraschendes und wendungsreiches Kapitel aus dem Leben des Captain America.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Captain America Megaband 2: Weltordnung
OT: Captain America (2013) 11-25, 2013-2014
Genre: Superhelden,
Autor: Rick Remender
Zeichner: Carlos Pacheco, Nic Klein, Pascal Alixe
Verlag: Panini Comics, Softcover, 332 Seiten,
VÖ: 10.03.2015

Captain America: Weltordung bei Panini