Elektrische Gitarren sind aus der modernen Pop- und Rockmusik kaum wegzudenken. Aber das Spektum an Instrumenten geht weit über die allseits bekannten Fender oder Gibson Gitarren hinaus. Auch in Deutschland werden hochwertige E-Gitarren produziert und Duesenberg Guitars erfreuen sich in den letzten Jahren vor allem in den USA zunehmender Beliebtheit. Für Steffen König und Olaf Neumann Anlass genug, sich mal mit den in Hannover produzierten Gitarren zu beschäftigen.
Eigentlich hält sich Dieter Gölsdorf nicht für einen guten Gitarristen, aber er bastelt halt gerne. So entstand Ende der 1970er die Idee, Bausätze für elektrische Gitarren herzustellen. Damals firmierte man noch unter Rockinger Guitar. Dabei hat der Mann das erste Locking Trem System erfunden, aber das geht nun schon zu weit ins Detail. Den Jammerhaken an der Klampfe kennt allerdings jeder. Ab ‚86 begann Gölsdorf dann selbst E-Gitarren zu designen und das Aussehen wurde schnell zum Markenzeichen. Außerdem schwören viele Gitarristen auf den Klang der halbakustischen Gitarren, der so wohlig organisch ist und damit perfekt für Blues und Bluesrock geeignet ist.
Die filmische Reise von „Love Supreme“ startet auf einer Instrumentenmesse in den USA, wo Duesenberg Guitars auch mit einem Stand vertreten ist. Hier kann man sich über die Vorzüge der Duesenberg austauschen. Vielleicht rührt die heutige Beliebtheit in den USA aber auch zum Teil von dem nostalgischen Glanz der Duesenberg Automobile. Die aus Deutschland stammenden Brüder Friedrich und August bauten von 1913 bis 1937 in Minnesota Autos und Motoren. Dann ging die Firma Konkurs und es gab Versuche, die Marke in den 1960ern wiederzubeleben. Damals machte vor allem das Design der Autos von sich reden.
Auch bei diesen Gitarren ist das Design auffällig. Etliche Musiker hat das Instrument im markanten Art Deko Stil schon überzeugt. Und so kommt der Zuschauer in den Genuss einiger Livemitschnitte von Duesenberg-Afficinados, die dann vor der Kamera auch noch über ihr Instrument reden. Dabei geht es bei Dave Stewart (ehemals Eurythmics), Tito Larriva und Steven Hufsteter (Tito & Tarantula), Vince Gill, Louisiana Red, Carl Clayton (Peter Maffay Gitarrist) und all den anderen schnell um das Instrument an sich und ihr ganz persönliches Verhältnis zur E-Gitarre. Schnell erzählen die Musiker, was sie bewogen hat zum Instrument zu greifen. Die Aussicht, bei den Frauen besser anzukommen gehörte wohl schon immer zum Rock’n’Roll dazu.
Die Filmmacher Olaf Neumann und Steffen König gestalten ihre Doku mit vielen Talking Heads und Livesequenzen. Das ist formal nicht sonderlich innovativ, transportiert aber das Wesentliche. Quasi als roter Faden wird der Bau einer Gitarre in den Film integriert. Immer wieder kehrt die Kamera zum Fertigungsprozess zurück, bis am Ende schließlich jenes Starplayer TV Modell fertig ist, das auch das Plakat ziert. Gitarrenfans werden ihre Freude an der Doku haben. Angesichts der Tatsache, dass die beiden Filmmacher ihrer Recherchen selbst finanziert haben, muss man „Love Supreme“ wohl als Projekt aus Leidenschaft bezeichnen und die überträgt sich auch auf den Zuschauer. Die Postproduktion wurde von der Filmförderung bezuschusst und auch über Cowdfunding ermöglicht.
Die sympathische Doku wird wohl vor allem Rock- und Bluesfans ansprechen, die werden aber gut unterhalten.
Film-Wertung: (7 / 10)
Love Supreme – Sechs Saiten und ein Brett
Genre: Musik, Dokumentarfilm
Länge: 93 Minuten, D, 2014
Regie & Idee: Steffen König & Olaf Neumann
Mitwirkende: Dieter Gölsdorf, Ingo Renner, Louisiana Red, Dave Stewart, Keb‘ Mo
Vertrieb: Aries Images
Kinostart: 20.11.2014