Omen: Reisen in die Heimat

Das kongolesisch-belgische Familiendrama „Omen“ (OT: „Augire“) erzählt von den Wirrnissen des modernen Lebens, der Tradition in afrikanischen Familien und den Aberglauben. Dabei nimmt der Musiker und Filmmacher Baloji das Publikum in seinem Regiedebut mit auf eine eigenwillige Reise in den Kongo. Der Film, nicht zu verwechseln mit dem Horror-Thriller „Das 1. Omen“, startet am 4.April 2024 im Vertrieb von Grandfilm in den deutschen Kinos.

Koffi (Marc Zuniga) und Alice wollen heiraten. Die beiden bekommen bald Zwillinge und Koffi ist die Zustimmung seiner Eltern sehr wichtig. Seit vielen Jahren lebt der Kongolese Koffi in Belgien und es macht die Angelegenheit nicht einfacher, dass Alice weiß ist. Mit der Aussteuer von 5000 € fliegt das Paar nach Afrika.

Doch bereits am Flugplatz wird klar, dass die Uhren hier anders ticken. Koffis Schwester Tchala wollte ihn eigentlich abholen, ist aber telefonisch nicht erreichbar, weil sie dachte, das Paar würde Stunden in der Abfertigung brauchen. Koffi und Alice merken auf dem Weg zur Mine, in der Koffis Vater Abel arbeitet, dass dessen Suaheli-Sprachkurse nur begrenzt weiterhelfen. Französisch klappt besser. doch der Vater arbeitet heute nicht.

Als Koffi der fast versammelten Familie bei einer Feier dann endlich seine Verlobte vorstellt, sind alle nur mäßig interessiert. Viel interessanter ist das viermonatige Baby einer Schwester. Als Koffi das Kind im Arm hält bekommt er Nasenbluten und löst damit eine wütende Reaktion aus. mit dem Blut habe er das Kind verflucht. Nun muss der Dorfschamane sich der Sache annehmen. Alice und Koffi werden schleunigst weggeschickt.

Wenn die Kinder eigene Wege gehen

Der nächste freie Flieger startet in ein paar Tagen und so kommt das Paar nach einer Straßenfeier, bei der sich Jugendbanden im Boxring messen, doch noch bei seiner Schwester Tchalla unter. Die hat eigene Probleme. Sie will zu ihrem südafrikanischen Freund nach Durban ziehen. Doch der hat ihr gerade eine schmerzhafte Geschlechtskrankheit weitergereicht. Koffi hofft indes immer noch seinen Vater zu treffen, nachdem Mutter Mujila derart abweisend war.

„Omen“ von Filmmacher Baloji ist eine Art Episodenfilm, der auch die Protagonisten und den Fokus wechselt. Allerdings geht das Publikum mit Koffi auf die Reise in seine Heimat und die unterschiedlichen Episoden von Schwester Tchalla, Straßenkind Paco und Mutter Mujila sind in Koffis Unternehmungen eingebunden. Die Handlung verläuft also weiter. Das ist schon eine eigene Perspektive. Und genau dafür würde „Omen“ 2023 auch in Cannes mit dem „Un certain regard“-Preis ausgezeichnet.

Bisweilen geht es auch magisch-realistisch und arg symbolisch zu. Wie etwa in der Eröffnungssequenz des Films, in der ein vermummter Reiter in der Wüste auf ein Feld von Vogelscheuchen trifft, dieses durchquert um zum Wasser zu gelangen. Später dann haben die ritualisierten Kampfszenen der Straßenkinder-Gangs eine ähnlich bizarre Qualität, was auch den Kostümen beziehungsweise Gang-Uniformen geschuldet ist.

Der Schamane hilft gegen Flüche und Geschlechtskrankheiten

Der kongolesische Künstler Baloji spielt in seinem Filmdebut mit unterschiedlichen Perspektiven um die gesellschaftliche Tragweite des Aberglaubens in der afrikanischen Gesellschaft zu verdeutlichen. Dabei laufen die Konfliktlinien nicht zwischen dörflicher und städtischer Kultur und auch nicht zwischen den Generationen, sondern in einer diffusen Gemengelage. Das braucht bisweilen auch humorige Brechung. So wie die mehrfach auftauchende Floskel, dass die Kongolesen eben so starrköpfig auf irgendwelchen Dingen beharren.

Bisweilen erschließt sich der Humor nicht so recht, bisweilen wird nicht klar, wie dramatisch die Familienlage gerade tatsächlich ist. Was auch kulturellen Unkenntnis der außenstehenden Europäer geschuldet sein mag. Bisweilen sind es auch Dramaturgie und Bildsprache, die sich schon von der westlichen Art zu sehen unterscheiden.

Vielleicht kommt genau das am besten in der Frisurenmode zum Ausdruck. Wenn Koffi sich vor Beginn der Reise in die afrikanische Heimat von Alice seinen über Jahre mühsam gepflegten Afro rasieren lässt. Was sie nicht versteht, erklärt er damit, dass die Frisur dort eine andere Bedeutung habe. Wohl wissen, dass Koffi ein völlig anderes, europäisches Leben lebt, ist ihm die Zustimmung, die Akzeptanz der Familie wichtig. Seine Gattin in spe macht alles mit, seine Familie lehnt den Jungen mit dem Hautmal im Gesicht ab, das Koffi in der Kindheit den Spitznamen Zabolo (Teufelsmal) einbrachte. Und die Frisur ist selbstverständlich viel zu ungepflegt für kongolesische Familienfeiern.

Das afrikanische Familiendrama „Omen“ hat viele sehenswerte Aspekte und führt das Publikum in ein modernes Afrika, das immer noch mit seinen Aberglauben und seinen Traditionen hadert. Das ist bisweilen auch humorig und überspitzt und findet starke, schöne und bizarre Bilder eine Welt, die dem Protagonisten auch fremd geworden ist.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Omen
OT: Augure
Genre: Drama
Länge: 93 Minuten, B/ZRE/ZA, 2023
Regie: Baloji
Darsteller:innen: Marc Zinga, Marcel Otete Kabeya, Lucy Debay, Eve-Maria Gnahua, Eliane Umuhire
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Grandfilm
Kinostart: 04.04.2024

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