Top 5: die besten Musikfilme 2013

INSIDE LLEWYN DAVISBevor nun die Jahresrückblicke für das laufende Jahr beginnen, habe ich beschlossen, doch noch meine filmischen Top 5 Listen für 2013 zu veröffentlichen. Das mag nun irgendwie wahllos wirken, aber zu Jahresbeginn bin ich schlicht nicht dazu gekommen und dann sind die Listen irgendwo im Schreibtischgewühl untergegangen. Besser spät als nie, und die geneigte Leserschaft scheint auf meine Listen zu stehen. Den Anfang macht eine meiner Lieblingskategorien: Der Musikfilm.

2013 war für Musikfilme ein ganz ordentlicher Jahrgang. Einige sehenswerte Dokus waren dabei und gerade im Home-Entertainment Sektor erscheint immer mehr Zeugs aus dem Backkatalog von Bands: Seien es Konzertmitschnitte, die mich filmisch meistens nicht sonderlich interessieren, seien es eigene Dokus, die zumeist nur den oder die Künstlern huldigen und fast ausschließlich für den Fangebrauch sinnvoll sind. Bei der Bruce Springsteen Doku „Springsteen & I“ liegt der Fall ein wenig anders: Der Boss hatte Fans weltweit aufgerufen, von ihrem Erlebnissen mit seiner Musik zu berichten. Daraus wurde dann ein feiner Film, der angereichert mit entsprechenden Livesequenzen für einen ganz schönen Zugang zu dem Superstar sorgt.

Außerdem war erstaunlich, dass sich Musik als Thema durch einige Spielfilme zog, die durchaus über das normale Biopic über Künstler hinausgehen oder einen ganz anderen, eigenen Zugang zu Musik haben. Das war spannend zu sehen und hat in einigen Fälle zu großartigen Ergebnissen geführt, wie ihr gleich bei der Top 5 sehen werden. Aber genug des Vorgeplänkels, her sind meine

Top 5 Musikfilme 2013

5. As Time Goes By in Shanghai

ATGB_PF_06In Shanghai ist die älteste Jazzband der Welt aktiv: Die Peace Old Jazz Band kommt auf ein Durchschnittsalter, das locker über 70 Jahren liegt. Und 2011 wurde die Combo in die Niederlande zu einem Festival eingeladen. Die Doku von Uli Gaulke zeigt die Mitglieder vor und während der Reise nach Europa. Der Film sagt auch ein wenig über aktuelle chinesiche Politik und den Stellenwert von Jazz in der Gesellschaft. Das ist gut gefilmt, nah an den Menschen und zeigt, dass Musik jung hält. Lebensfreude und Humor helfen allerdings auch, um nicht zum alten Eisen zu gehören. Einen ausführliche Filmbesprechung gibt es selbstverständlich auch.

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

4. Beware of Mr. Baker

GingerBaker03Würde auch Zeit, dass jemand Ginger Baker, dem begnadeten Trommler, mal ein filmisches Denkmal setzt. Der Mann hat die Jobbeschreibung eines Rockschlagzeugers quasi erfunden, auch wenn er selbst von Jazz kommt und dorthin auch immer wieder zurückgekehrt ist. Ein umgänglicher Typ war der aufbrausende Rotschopf noch nie, einige seiner Karriereentscheidungen waren desaströs und auch das kommt in der großartigen Doku zum Ausdruck. Der grantige alte Mann ist noch immer musikbesessen, das hat sich seit seligen Cream-Tagen nicht geändert. Auch diesen Film habe ich ausführlich vorgestellt.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

3. Metallica – Through The Never

Metallica-Through-never-1Schon klar, für Metallica muss es eine Extrawurst sein, etwas, was es noch nie gegeben hat. Im Falle dieses außergewöhnlichen Konzertfilms hat das einmal mehr funktioniert. Regisseur Nimrod Antal, der einst für die wunderbare ungarische Filmperle „Kontrol“ zuständig war, filmt die Band in einer extra für den Film aufgelegten Bühnenshow, die es in der Form nie zu sehen geben wird, weil der Aufwand einfach zu riesig ist. In der fetten Stageshow spielen Metallica allerdings live und rocken das Haus. In 3D und auf der Kinoleinwand ist das der Hammer. Aufgepimpt wird der Gig noch mit einer fiktiven Rahmenhandlung, in der ein Roadie (Dan DeHaan) durch eine von Aufständen geschüttelte Stadt  hasten muss. Nicht nur für Fans beeindruckend. Wer’s genauer wissen will, kann hier die Filmrezension lesen.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

2. The Broken Circle

the-broken-circle_stills_keystill_11Die belgische Produktion ist zwar durch und durch ein Drama, das an Intensität und Leidenschaft kaum zu überbieten ist, aber der Film hat auch eine musikalische Seite, die beinahe ebenso tragend ist wie das Drama selbst. Didier ist mit Leib und Seele Country-Musiker und verknallt sich Hals über Kopf in die Tattoo-Künstlerin Elise. Die stößt dann als Sängerin zu der Bluegrass Band von Didier. Doch das Glück währt nur bis Tochter Maybelle viel zu jung an Leukämie erkrankt. Inhaltlich harter Tobak mit passionierter und tröstender Musik. Eine Urgewalt von einem Film. „The Broken Circle“ habe ich sogar sowohl zum Kinostart als auch zur DVD-Veröffentlichung vorgestellt.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

1. Inside Llewyn Davis

INSIDE LLEWYN DAVISDass die Coen-Brüder auch ohne Stars großartige Filme abliefern, wissen wir alle schon längst. Mit der Story eines erfolglosen Songwriters im New Yorker Greenwich Village allerdings liefern die Coens den besten Musikfilm des Jahres ab. So detailgetreu und zielsicher hat ganz selten ein fiktionalisiertes Drama den Sound der Zeit und die Typologie der Kreativen eingefangen. Ganz nebenbei gibt es unglaublich viele mehr oder minder offensichtliche Gags aus dieser Hochphase der Folkmusik, die im Grunde den ganzen Zugang zur modernen Popmusik verändert hat. Wen wundert‘s, dass am Ende ein Auftritt Dylans die Folkmusik revolutioniert. Der Soundtrack ist entsprechend großartig.  Auch dazu eine Filmbesprechung. Und nun viel Spaß mit dem Trailer.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)