Kino-Quickie: Die schwarzen Brüder
Spannendes, aber verwässertes Jugendabenteuer
Just während ich zu schreiben anfangen will, stolpere ich über folgende Schlagzeile: „Schornsteinfeger angeschwärzt“. Da hat der Kölner Express ja wieder den Kalauer-Experten rangelassen. Wie auch immer: „Die schwarzen Brüder“ ist einer jener vergessenen Jugendbuchklassiker, die nicht nur unterhalten wollen, sondern auch etwa mitzuteilen haben. Der zwölfjährige Giorgio wird von seinem Vater als Kaminfegergehilfe nach Mailand verkauft, weil die Mutter im hungernden verarmten Tessin todkrank ist und kein Geld für Medizin da ist. In der großen Stadt wird Giorgio von seinem Meister zwar ganz gut behandelt, aber dessen Frau und der verzogene Sohn malträtieren ihn, wo es nur geht. Den anderen Kaminfegerjungen ergeht es nicht viel besser, sie werden ausgebeutet, geschlagen und bekommen nicht genug zu essen.
Arbeitsorganisation
Dann gründen die Jungen eine Bande – „Die schwarzen Brüder“. Lisa Tetzners Geschichte erinnert nicht zuletzt ein bisschen an „Die rote Zora“, denn ihr Gatte Kurt Kläber hat „die schwarzen Brüder“ zu Ende geschrieben, weil er als Kommunist Schreibverbot hatte. Leider merkt man dem Kinofilm seine roten Wurzeln überhaupt nicht mehr an und es bleibt nur eine unterhaltsame Abenteuergeschichte über. Nennt mich altmodisch und ich weiß, dass Sozialismus aus der Mode ist, aber es ist schon gruselig, wie aus der Botschaft von einer Solidargemeinschaft der Jungs, die ja was Gewerkschaftsmäßiges hat, die schlichte Message wird: Wenn man Freunde hat, kann man alles erreichen. Die TV-Miniserie von 1984 hat das werkgetreuer, aber auch zeitgemaß behäbiger umgesetzt. Also am besten gleich zum Buch greifen. Das lohnt sich nämlich auch für erwachsene Leser.
Der Abenteuerfaktor stimmt, aber die Botschaft ist so apolitisch, modern weichgespült, dass der Film mit der Romanvorlage nur noch die Handlung gemeinsam hat.
Film-Wertung: (5 / 10)
Genre: Jugendfilm, Abenteuer, Länge: 100 Minuten, D, 2013, FSK: ab 6 Jahre, Regie: Xavier Koller, Darsteller: Finn Henckel, Moritz Bleibtreu, Waldemar Kobus, Ritchie Müller, Vertrieb: Studiocanal