Cocaine Bear: Naturreservat Blood Mountain

Die Kombination der Genres Horrorfilm und Komödie ist immer eine spezielle Angelegenheit. Nicht jeder kann über die oft gewalttätige Art der Komik lachen, selbst wenn so knuddelige Tiere wie Bären durchs Bild tollen. Der Schwarzbär in „Cocaine Bear“ allerdings ist extrem auf Drogen. Und Naturliebhaber wissen ja, wie einfallsreich die Tiere sein können, um an Honig zu kommen. Im Kino ab dem 13. April 2023.

Das geht total daneben. Ein Pilot, der selbst von seiner Ladung genascht hat, wirft Sporttaschen voller Kokain nicht gerade treffsicher über seinem vermeintlichen Zielgebiet ab. Einiges landet im Naturschutz-Reservat. Dort gibt es Schwarzbären und eine Bärin kommt auf den Geschmack. Das führt zu erheblichen Verletzungen und Verlusten bei Parkbesuchern und Gaunern.

Denn die wollen ihre Ware zurück. Daher schickt Boss Syd (Ray Liotta) seinen ehrlich gewordenen Sohn Eddie (Alden Ehrenreich) und den Mann fürs Grobe Daveed (O’shea Jackson Jr.) los, um das Koks einzusammeln. Allerdings ist auch das FBI hinter dem Rauschgift her, seit die Leiche des Piloten gefunden wurde. Agent Bob (Isiah Whitlock) macht sich auf den Weg. Rangerin Liz hat derweil eigentlich anderes zu tun, als zwei ausgebüxte Kids zu suchen. Doch die alleinerziehende Mutter Sari (Kerri Russel) braucht Hilfe bei der Suche.

Bärenregeln: If is‘t black fight back (Bei Schwarzbären wehren)

Und während eine Truppe halbstarker Randalierer Daveed anmachen wollen, ist der Schwarzbär sehr aggressiv auf der Suche nach mehr Koks und fegt alle zur Seite, die ihm dabei im Weg stehen. So auch Rangerin Liz und andere Naturliebhaber.

„Nach wahren Begebenheiten“ ist inzwischen eine Floskel, die auf jeden zweiten Film passt und die auch kein Qualitätsmerkmal sein muss. Faktisch belegt ist, dass 1985 ein Drogenflugzeug Kokain abgeworfen hat, das von einem Schwarzbären vertilgt wurde, der daran verendet ist. Belegt ist ebenfalls, dass der Pilot tödlich verunfallte, weil sich sein Fallschirm nicht geöffnet hat. Soweit auch als Fernseh-Archivmaterial im „Cocaine Bear“ verarbeitet. Die restliche Handlung ist frei ersponnen und sorgt für kurzweilige und äußerst blutrünstige Unterhaltung.

Womit wir wieder beim anfänglichen Thema wären: Horrorkomödie und übersteigerte Gewaltdarstellung. Erstaunlicherweise gelingt Regisseurin Elizabeth Banks was auch „John Wick“ gelingt, Diese Gewalt- und Actiondarstelung ist für ein breites Publikum akzeptabel und hebt die Horrorkomödie aus dem nerdigen Nischendasein.

If it’s brown lay down (Bei Braunbären hinlegen)

Der Ton ist schnell und eindrücklich gesetzt, wenn bereits vor der Titeleinblendung der zugekokste Pilot zu Achziger-Rock durchs Flugzeug tanzt und sich beim Absprung am Querholm der Ladeluke selbst ausknockt. Wer kann anschließend noch Ernsthaftigkeit erwarten. Das Konzept hysterischer Attacken setzt sich bis zum Abspann fort, wenn mit schmissiger Pinselführung quietschbunte Spritzmuster über die Texte geschleudert werden.

Eventuell wird es Zeiteine Lanze zu brechen für die Regisseurin Elizabeth Banks, die eine intelligente Person und erfolgreiche Schauspielerin ist. Bereits ihre „Charlies Angels“ fielen bei der Kritik zu Unrecht durch. So auch „Cocaine Bear“. Dabei sind beide Filme unterhaltsam, handwerklich und produktionstechnisch mehr als solide und haben Schauwerte zu bieten, die über das Genreübliche hinausgehen.

Vor allem aber bringt Elizabeth Banks einen femininen touch in ihre Filme. Mag sein, dass es nicht so offensichtlich ist, aber das macht „Cocaine Bear“ zu einem ziemlich emanzipierten Natur Slasher. Neben den mehr oder minder gescheiterten Gaunern und Hallodris ist es vor allem eine starke, alleinerziehende Mutter, die ihre Kinder sucht, mit der sich das Publikum identifizieren kann. Außerdem probieren die Kids in ihrer naiven Art nochmal von dem Pulver. Cool wie Hölle.

Auch die stilisierte Art der Gewalt dürfte in ihrer Überzogenheit auch einPublikum humorvoll ansprechen, das sich sonst beim Thema Horror abwendet. Und „Cocaine Bear“ ist beinahe auch familientauglich, wenn mensch denn schon ältere Kids im Haus hat. Das muss ein Genrebeitrag erst einmal hinbekommen. Dabei ist der Humor fast nie platt, sondern hat oftmals noch eine andere Ebene, wie etwa die flufffige kleine Hündin des FBI-Agenten, der auch mit dem neuen Haustier hadert, weil er einen „Besten Freund des Mannes“ haben wollte.

Eventuell sollte sich der ein oder andere Kritiker „Drei Engel für Charlie“ noch einmal zu Gemüte führen, unter der Prämisse, dass es sich um einen emanzipierten Actioner handelt. So wie auch „Cocaine Bear“ ein emanzipierte Horror-Komödie ist. Ich feiere das.

Lange wurde auf der Leinwand nicht mehr so lustvoll Beute gerissen. Gradlinig und ziemlich süchtig rüpelt sich die Schwarzbärin ihren Weg zum Drogennachschub. Da kann auch Ray Liotta, Gott hab ihn selig, nichts ausrichten. Sehr überzogen, sehr Spaßig und voller kleiner Ostereier und Gags.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Cocaine Bear
OT: Cocaine Bear
Genre: Horror, Komödie
Länge: 95 Minuten, USA, 2023
Regie: Elizabeth Banks
Darsteller:innen: Keri russel, Alden Ehrenreich, Ray Liotta
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Universal Pictures International
Kinostart: 13.04.2023