Ausgerechnet ein Kommissar, der Musik nicht ausstehen kann, macht sich auf, eine Horde Schlagzeuger zu fassen, die die Stadt als Orchester missbrauchen. Die schwedische Musik-Komödie „Sound of Noise“ ist jetzt schon der originellste Musikfilm des Jahres. Die Kurzfilmidee „Musik for One Appartment and Six Drummers” funktioniert auch als Spielfilm.
Kommissar Warnebring (Bengt Nilsson) kann Musik nicht ausstehen. Das mag daran liegen, dass der Erstgeborene einer hochtalentierten Familie absolut unmusikalisch ist. Aber an einem Vornamen wie Mozart kann man nur scheitern. Während der kleine Bruder ein gefeierter Dirigent wird, findet Mozart seine Erfüllung bei der Polizei und hat mit Musik nichts am Hut.
Die Frau am Steuer des Kleintransporters hört sich in den schnellen Rhythmus des Schlagzeugs aus dem Off und beginnt ihre Fahrweise langsam zu synchronisieren. Beschleunigung – und endlich die Autobahn. Der Schlagzeuger, der bis jetzt nur zu hören war, sitzt hinten im ausgeräumten Transporter und jetzt rockt die Straße richtig. Mittels Gas und Getriebe, Überholmannövern, Tunneln und singenden Fahrbahnmarkierungen wird der Ausflug zum Rocksong. Bis die Polizei die Verfolgung aufnimmt und der Drummer entnervt den Faden verliert. Eben jener Transporter endet regelmäßig tickend an einer Mauer mitten in der Stadt und führt Kommissar Warnebring auf die Fährte der Musikterroristen. Was die Kollegen für das Ticken einer Bombe halten, erkennt Mozart sogleich als Metronom.
Das hohe Tempo der ersten Musiksequenz kann und will „Sound of Noise“ nicht halten, dafür wird der Zuschauer und Zuhörer in der Folge Zeuge eines außergewöhnlichen Konzerts. Magnus, eben jener Drummer aus dem Transporter, hat eine Symphonie komponiert: „Music for One City and Six Drummers“. Und nachdem Sanna und Magnus die restlichen vier Schlagzeuger zusammengetrommelt haben, geht’s an die Aufführung in OP-Saal, Bankfiliale, Straßenbaustelle und Umspannwerk. Dem Kommissar immer um eine Nasenlänge voraus.
Was die Rahmenhandlung betrifft, so fügt sich die Geschichte vom unmusikalischen Kommissar, der auf der Suche nach Stille ist, gut ins Konzept der anarchischen Komödie, gelegentlich gibt es der Handlung geschuldete verzeihliche Längen zwischen den Aufführungen. Die restliche Polizeitruppe kommt zwar erstaunlich und klischeehaft dusselig rüber, aber das macht „Sound of Noise“ auf andere Art mehr als wieder wett.
Das Spektakuläre an der schwedischen Komödie des Regie-und Drehbuchteams Ola Simonsson und Johannes Stjärne Nilsson ist die Musik. Höchst virtuos und mit viel Sachverstand und Experimentierfreude machen die Schlagzeuger sich ans Werk. Dafür arbeiten die Regisseure wieder mit denselben sechs Musikern zusammen, die auch schon den Kurzfilm von 2001 zu einem Kult-Erfolg gemacht haben.
Nur damit jeder es versteht: Hier sind keine Schauspieler am Werk, die so tun, als würden sie Musik machen, sondern wirkliche Musiker, die den Rhythmus bis ins Kleinste ausloten. Da ist es schon eher erstaunlich, wie gut die Drummer ihre Film-Rollen ausfüllen; na ja, eigentlich müssen sie sich ja nur selbst spielen Die musikalischen Darbietungen, die sich als Sätze einer Symphonie durch die Handlung des Films ziehen, sind komplett abgefahren. Das Filmteam schafft es, die dramaturgische Schraube immer noch fester anzuziehen und macht auch vor dem menschlichen Körper als Perkussionsinstrument nicht Halt.
Fazit: Die schwedische Musik-Komödie „Sound of Noise“ reißt mit ihrem unbändigen Drang zum Musizieren mit und verbreitet anhaltend gute Laune. Ein Genuss für jeden Musikliebhaber und eine Party des anarchischen Humors.
Film-Wertung: (8 / 10)
Sound of Noise
OT: Sound of Noise
Genre: Komödie, Musik
Länge: 101 Minuten
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Tiberius Film
Kinostart: 11.08.2011
DVD- & BD-VÖ: 05.01.2012