Die Doku „Trek Nation“ fliegt bei mir zwar nicht so lange durch die Regale wie die Enterprise durch den Weltraum, aber der Einblick in das „Star Trek“-Universum wurde schon Ende Oktober veröffentlicht. Zeit, sich dem Phänomen zu nähern wie einer fremden Spezies und den Film vom Sohnemann Enterprise-Erfinders Gene Roddenberry näher vorzustellen.
Heute mag man es kaum glauben, aber als „Star Trek“ hierzulande bekannt als „Raumschiff Enterprise“ 1968 auf Sendung ging, war das Format nicht von Anfang an ein Quotenknüller. Ganz im Gegenteil; und es ist nur der Hartnäckigkeit der treuen Fans zu verdanken, dass noch eine zweite und eine dritte Staffel mit Kommander Kirk, dem Vulkanier Spock und Schiffsarzt Pille McCoy folgten.
Erst duch die unendlichen Wiederholungen in vielen Ländern der Welt wurde das Phänomen „Star Trek“ erst richtig groß. Anfang der 1970er begannen Fans sich schon zu einer Convention in New York zu treffen und ihren Idolen mit Verkleidungen zu huldigen. Heute sind die Star Trek Conventions, ebenso wie die Abenteuer der Enterprise in dem von Gene Roddenberry erschaffenen futuristischen Kosmos, nicht mehr aus der Popkultur wegzudenken.
Roddenberrys Sohn Eugene, der die Doku, die 2010 in den USA erschien, auch produziert hat, führt die Zuschauer durch den Film. Nach seinem Verständnis ist sein Vater viel zu früh verstorben und der Junior hat nie ein inniges Verhältnis zu dem Mann entwickelt. Nun versucht Eugene Junior das nachzuholen, indem er sich mit dem Phänomen „Star Trek“ auseinandersetzt und hofft, etwas mehr über seinen Vater zu erfahren. Dabei trifft er Weggefährten, Rivalen und jede Menge Fans, die nicht müde werden zu betonen, wie sehr „Star Trek“ und die darin vermittelten humanistischen Werte ihr Leben beeinflusst hätte.
Der Fan bekommt mit „Trek Nation“ die Vollbedienung und obwohl es einige Dokus zum Themenkomplex Enterprise gibt, ist „Trek Nation“ in seiner Detailfülle und der biografischen Annäherung an Schöpfer Gene Roddenberry sehr gelungen. Es geht zu zahlreichen Conventions und das Archivmaterial sollte Fans vollauf entzücken. Das gilt natürlich vor allem für das Bonus-Material mit dem Home-Videos und den ausführlichen Interviews, die Eugen Roddenberry mit Prominenten geführt hat. Man merkt der Doku an, dass jahrelang an ihr gearbeitet wurde und wie sehr man versucht, dem großen Mann der TV-Science-Fiction gerecht zu werden.
Doch gerade in seinen für die Dramaturgie wichtigsten Momenten, bei der Suche des Sohnes nach dem verlorenen Vater, schwächelt die Doku am meisten. Ohne Frage ist es ein enormen Verlust, den Vater zu verlieren und das Gefühl zu haben, diesen nicht richtig gekannt zu haben. Aber emotional berührend ist Eugenes Reise nur zu Beginn, die Suche wirkt oft bemüht, das Script zu statisch. Ziemlich schnell stellt sich auch eine optische Ermüdung ein, wenn Eugene schon wieder frontal auf seinem Sessel gefilmt zu erzählen beginnt. Da wirken die Kuriositäten und Geschichten des Vaters aus der Gründerzeit von Star Trek deutlich faszinierender als das etwas unbeholfenen Auftreten Eugene Roddenberrys.
Dennoch ist „Trek Nation“ im Großen und Ganzen sehenswert und kurzweilig ausgefallen und insofern nicht nur für Fans von Interesse, als dass „die Enterprise“ noch immer durch den geistigen Raum unserer Popkultur fliegt, immer auf der Suche nach neuen Abenteuern – und nach Leben in den Weiten des Weltraums.
Film-Wertung: (6 / 10)
Trek Nation
OT: Trek Nation
Genre: Dokumentarfilm, Science-Fiction, Biografie
Länge: 88 Min, USA, 2010
Regie: Scott Colthorpe
Mitwirkende: Eugene Roddenberry Jr., J.J. Abrams, George Lucas,
Extras: ca (146 Min.) Extended Interviews, Home Movies, Kommentar, etc.
Vertrieb: Polyband
DVD-VÖ: 25.10.2013