Wissenschaftsdokumentationen sind ein Genre für sich, bei dem man viel falsch machen kann. Die Gratwanderung zwischen Information und Entertainment birgt immer auch die Gefahr, einen von beiden Aspekten zu vernachlässigen. Dass die BBC-Produktionen sich über die Jahre einen Ruf aufgebaut haben, kommt nicht von ungefähr. Auch die zweiteilige „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ steht für hochklassiges Infotainment und macht Spaß, vor allem mit dem High Definition Bild der Blu-ray. Ein Ausflug in die Geologie unseres Planeten.
Mit aufwändigen Effekten wurde für den BBC-Zweiteiler ein holografisches Modell der Erde erstellt, das dem Zuschauer die Möglichkeit bietet, bis zum Erdkern zu blicken und die Prozesse zu verstehen, die die Erde antreiben und zu dem Planeten machen, der sie ist. In der Folge „Unter Wasser“ zeichnet die Dokumentation zudem ein Bild vom Untergrund der Ozeane, indem virtuell der Wasserpegel abgesengt wird. So werden schrittweise immer neue unbekannte Oberflächenformationen sichtbar gemacht und der Aufbau der Kontinente aus der Erdkruste wird wunderbar nachvollziehbar und spektakulär dargestellt. Auch in der zweiten Folge „Land“ begibt sich die Doku nicht nur virtuell in den Untergrund und entfernt auf den Städten die von den Menschen gestalteten und überbauten Schichten, um freizulegen, was sich darunter tut.
Im Grunde geht es jedoch um das Erdinnere, den Kern, der mit einer mondgroßen Ausdehnung und einer Temperatur wie auf der Sonne so viel Energie produziert, dass diese in Form von Flüssigem Gestein immer wieder an die Oberfläche dringt und sich die Kontinentalplatten immer wieder bewegen. Die Erde ist in ständiger Bewegung- selbstredend in geologischen Zeitmaßstäben. Der Mensch nimmt mit bloßem Auge nicht wahr, dass der Mount Everest jedes Jahr um einige Millimeter wächst, oder dass die Erdkruste im atlantischen Graben um Zentimeter auseinanderdriftet, während anderswo Kontinentalplatten aufeinander treffen. Wenn solche Phänomene erlebbar werden, dann zumeist in Katastrophen wie Erdbeben und riesigen Flutwellen.
Doch “Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ beschränkt sich nicht auf die abstrakten geologischen Fakten, sondern bricht das Wissen immer wieder mit nachvollziehbarem Alltag auf, um es verständlicher zu machen. So begleitet ein Kamerateam beispielsweise die Erforschung des Grundwassers in Louisianna, das Reparieren transatlantischer Glasfaserkabel, die wir für das Telefonieren ebenso benötigen wie für die Internetverbindungen oder den erdbebensicheren Umbau eines kalifornischen Footballstadions, das direkt über einer sehr aktiven Zone liegt. Viele Beispiele, einige extrem spektakulär, um darzustellen, wie uns die Geologie des Planeten tagtäglich beeinflusst. Dazu immer wieder der Blick auf das virtuelle Erdmodell, das in HD einfach großartig aussieht.
Die Bildqualität dieser zweiteiligen Doku, die Im Original in der Sendereihe „Richard Hammond’s Journey To…“präsentiert wurde, ist beeindruckend, und dass die Show mit fetzigen Rockrhythmen unterlegt ist, sei verziehen und ist dem Unterhaltungsaspekt geschuldet. Hammond, der als „Braniac“ mit seinen schrägen Wissenschaftsexperimenten Kultstatus erlangte und seit 2009 für die BBC arbeitet, entfällt als Moderator bei der deutschen Home-Entertainmentveröffentlichung. Am souverän vorgetragen, wissenschaftlichen Inhalt ändert das nichts.
Fazit: Wer schon immer wissen wollte, wie unsere Erde eigentlich funktioniert, ist mit der spektakulären und sehr gelungenen Wissenschaftsdoku „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde – Der rastlose Planet“ bestens bedient. Hochklassiges Infotainment trifft auf spektakuläre Aufnahmen und CGI-Animationen.
Film-Wertung: (8 / 10)
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde – Der rastlose Planet
OT: Richard Hammond’s Journey To …The Centre of The Planet & …The Bottom of the Sea”
Genre: Dokumentarfilm, Wissenschaft,Geologie
Länge: 2x 50 Min, UK 2011
Regie: Mike Slee, Richard Shoolingin-Jordan
Vertrieb: Polyband, BBC
DVD- & BD-VÖ: 25.10.2013