Hit Me With Your Rhythm Stick

panzerschoko-vorDie Profi-Schlagzeugerin Rachel Rep hat einen Roman geschrieben. „Panzerschokolade“ heißt die halb-autobiografische Geschichte über eine Schlagzeugerin zwischen ausverkauften Stadien und dem alltäglichen Künstlerprekariat. Der Titel kommt vom Spitznamen der Nazis für ihr Aufputschmittel, mit dem sie Angstzustände dämpfen wollten. Das Metamphetamin ist heute allerdings besser unter dem Namen Crystal Meth bekannt. Um Drogen geht‘s in dem Roman eigentlich weniger, vielmehr um den Alltag einer Musikerin in Deutschland, sofern sie nicht in den Charts zu finden ist.

Sharona ist ausgebildete Rockdrummerin und lebt in Berlin. Momentan ist die Situation eher weniger prickelnd und die Musikerin hält sich mit Kellnern über Wasser. Doch die Kohle kommt unregelmäßig und reicht eigentlich auch nicht. Was tun? Ein neuer Brotjob muss her, Rechnungen wollen dringend bezahlt werden. Eine weitere bezahlte Tour als Drummerin des Sideprojekts eines bekannten Rockstars wäre auch ganz nett und vielleicht tut sich mit der eigenen Band ja auch mal was in Sachen Erfolg.

Wenn Sharona nachts geschlaucht nach Hause kommt, plaudert sei in ein Diktiergerät, das zufällig in der Wohnung liegt, weil es irgendjemand vergessen hat – und erzählt ihre Lebensgeschichte. Von der Tochter eines ungarischen Musikerpaares, die unverhofft und früh eine Modelkarriere macht, dann dem Laufsteg allerdings Lebwohl sagt und seine Ausbildung als Schlagzeugerin anfängt, anschließend mehrere Bandprojekte am Laufen hat, von denen sich eigentlich keines kommerziell wirklich lohnt. Sharönschen erzählt vom Wechsel in andere Städte, München, Köln, schließlich Berlin. Und dann war da noch dieser erstaunliche, zufällige Karriereschub, als sie zufällig als Background Sängerin gecastet wurde und dann als Bandmitglied eines bekannten deutschen Punkrockers endet.

Nu je, das Engagement wird nur bezahlt, wenn auch was zu tun ist, und in der Zwischenzeit ist die Kohle schnell verjuxt, vor allem wenn Frau denkt, jetzt würde es konstant so weitergehen. Doch es schließen sich weitere Jahre am unteren Existenzminimum an, mit schlecht bezahlten McJobs und Gigs, die gerade mal eine Überachtung finanzieren. Wäre Rachel Rep nicht als Schlagzeugerin von Farin Urlaubs Racing Team bekannt, würde sich „Panzerschokolade“ wie eine übliche Musikerkarriere Lesen. Kunst um der Kunst willen, das schließt Musik mit ein, hat noch nie Rechnungen bezahlt. Doch die powervolle Drummerin findet auch in der Erzählung die deutlich biografisch geprägt ist den richtigen Sound und macht den Roman zu einem fluffigen Lesevergnügen.

Nun gut, die Rahmenstory im armen aber so sexy Berlin wirkt ein wenig arg konstruiert, doch in den Diktafon-Tapes macht das Lesen wirklich Spaß, auch ohne alle Beteiligten wieder zu erkennen. Mitreißend sind die wunderbar sympathischen Anfälle von Lampenfieber, von Stage Fright, die sich die Powerfrau einfach wegknüppelt.

Fazit: Doch es geht Rachel Rep nicht darum, aus dem Promi-nähkästchen zu plaudern, sondern ihre eigene Geschichte zu erzählen. Gerade das macht „panzerschokolade“ stark. Und als Erzählerin hinterlässt das Multitalent durchaus einen nachhaltigen Eindruck, auch wenn der Roman etwas zu viel Zeitgeist atmet und häufiger ins Anekdotenhafte abdriftet.

Buch-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

panzerschokoPanzerschokolade

Autorin: Rachel Rep

Genre: Musik, Biographie, Roman

Verlag: Milena Verlag, Wien, 248 Seiten,

VÖ: 30.08.2013

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