Gut, der zweite Band von Paninis Garth Ennis Sammlung zum Thema John Constantine ist schon ein paar Tage auf dem Markt, aber das ist noch lange kein Grund, „Royal Blood“ nicht über den grünen Klee zu loben. Während Ennis („Preacher“, „Wormwood“) heute jedem ernstzunehmenden Comic-Fan ein Begriff ist, sah das 1992 noch ganz anders aus. Wer nach dem fulminanten Storyauftakt zu Hellblazer, in dem John Constantine an Lungenkrebs zu sterben droht, erwartet hätte jetzt würde es erstmal ruhiger werden, irrte sich gewaltig. Garth Ennis legt auf storytechnisch hohem Niveau nach, mal wieder ins Bild gerückt von William Simpson und Steve Dillon.
„Royal Blood“, der zweite Sammelband von Garth Ennis „Hellblazer“-Beiträgen umfasst die Originalausgaben 50 bis 61. Ausgabe 51 fehlt allerdings, weil das damals Gastautor John Smith übernommen hatte. Zwar kommt der nächste große Storybogen erst in den kommenden Ausgaben zum Tragen, aber mit „Royal Blood“ (4 Ausgaben) und „Schwere Jungs und leichte Mädchen“ (3 Ausgaben) sind zwei extrem kultige Geschichten am Start.
In „Royal Blood“ kehrt der Dämon, der schon Jack the Ripper bewohnt hat, zurück und sucht sich einen zeitgenössischen Körper aus der königlichen Familie, um in London vor sich hin zu metzeln. Kein leichter Job für den Hellblazer. Die Geschichte basiert, ähnlich wie Alan Moores „Form Hell“, auf der Theorie, dass der schlitzende Jack ein Mitglied des Königshauses war. Selbstredend kommt bei Garth Ennis noch eine zynische, anti-royalistische Note dazu, so dass „Royal Blood“ absolut überzeugt. Will Simpson hat die Story in Gewohnter Weise umgesetzt und macht einen guten Job, selbst wenn man seinen Stil nicht so schätzt.
„Schwere Jungs und leichte Mädchen“ ist insofern eine feine und höchstinteressante Story, als dass das Motiv später einer der Grundpfeiler für den grandiosen „Preacher“ werden soll. Ein Engel und ein Dämon zeugen ein Kind und der Succubus sorgt in der übernatürlichen Welt für einige Verwirrung. Sollte „Preacher“-Fans irgendwie bekannt vorkommen, oder? Hier läuft der Hase allerdings etwas anders und die Geschichte würde von Will Simpson gezeichnet. Der Beitrag von „Preacher“-Zeichner Steve Dillon beschränkt sich in diesem Sammelband auf die Originalausgaben 57 und 58. Die Story fällt hinter den beiden größeren ein bisschen hinter den Rest ab, überzeugt allerdings trotzdem. Beim nächsten Band darf der gute Steve dann richtig ran.
Bei Schreiber und Leser war bisher nur die „Royal Blood“-Story erscheinen und meines Wissens ist der andere Stoff quasi deutsche Erstveröffentlichung. Die Übersetzungen in „Royal Blood“ variieren wieder von denen bei Leser & Schreiber, treffen aber ebenfalls den richtigen Ton. Aber Schreiber und Leser hat sich bei der Veröffentlichung der „Hellblazer“-Stories ja eh nicht an die Reihenfolge der Hefte gehalten. Für Fans gibt es also eine Menge zu entdecken.
Fazit: Auch „Royal Blood“, der zweite Band der Garth Ennis „Hellblazer“-Collection gehört in jeden gut sortiertes Horror-Erwachsenencomic-Regal. Vielleicht ist „Royal Blood etwas schwächer als der fulminante Hellblazer-Auftakt von ennis, aber immer noch weit besser als das meiste heutige Erwachsenen-Comic-Zeug. Aus heutiger Sicht, ist das Contantine-Zeug von Ennis nicht nur einfach kultig, sondern schlicht essentiell.
Comic-Wertung: (8,5 / 10)
Hellblazer – Garth Ennis Collection Volume 2: “Royal Blood”
OT: Hellblazer 50, 52-61, USA 1992-93, Vertigo
Genre: Horror, Erwachsenencomic
Autor: Garth Ennis
Zeichner: Willl Simpson, Steve Dillon
Übersetzung: Gerlinde Althoff
ISBN: 978-3-86201-284-8
Verlag: Panini, 276 Seiten, Hardcover
VÖ: 07.08.2012
weiterführende Links:
Hellblazer bei PaniniOnline
Leseprobe bei Mycomics.de
Hellblazer in der englischen Wikipedia
Garth Ennis in der englischen Wikipedia