Spätestens seit seinen beiden hochgelobten Filmen „Control“ und „The American“ sollte der Niederländer Corbijn auch den Filmfans ein Begriff sein, eigentlich ist der Mann ja Fotograf. „Inside Out“ ist eine erstaunlich persönliche Doku über den schweigsamen Einzelgänger.Anton Corbijn ist seit vier Jahrzehnten nicht mehr aus der Popmusik wegzudenken. Der Mann hat sich über Jahrzehnte einen Ruf als grandioser Portraitfotograf erworben, der so ziemlich alle Rock- und Popgrößen vor der Kamera hatte. Jeder kennt eines seiner ikonischen Schwarzweiß-Fotos diverser Rockstars. Egal, ob Johnny Cash, Joy Division, R.E.M. oder Nirvana, der heute 56-jährige hat mit allen gearbeitet und es geschafft, einen unverwechselbaren, individuellen Stil zu erschaffen, den man sofort wiedererkennt. Auch als Videokünstler hat er sich in der Musikszene verdient gemacht und mit der Filmbiographie „Control“ setzte Corbijn der britischen Band Joy Division und ihrem Frontman Ian Curtis ein eindrucksvolles filmisches Denkmal und schaffte es gleichzeitig, seinen Stil auch in das Medium Film zu übertragen.
Drei Jahre lang gewährte der ruhige, bisweilen einzelgängerische Starfotograf der niederländischen Filmmacherin Klaartje Quirijns Einblick in seinen Arbeitsalltag und sein Privatleben. Mit erstaunlicher Offenheit redet Corbijn über seine Familie, seine Kindheit als Pastorenkind und über die Selbstzweifel bezüglich seiner Arbeit. Das könnte den monotonen Charakter einer Pseudobeichte annehmen, tut es aber nicht. Stattdessen kommt die Getriebenheit und die immerwährende Suche des passionierten Musikfans und Fotografen zum Ausdruck und seine altmodisch anmutende Arbeitsweise mit Polaroids und analogem Schwarzweißfilm macht ihn beinahe zu einer Person, die ein bisschen aus der Zeit gefallen scheint.
Doch nicht nur die privaten Einblicke und die Interviews mit seinen Geschwistern, sondern auch der Arbeitsalltag während der Dreharbeiten zu „The American“ oder zu Fotoshootings mit Metallica und Lou Reed oder mit U2 zeichnen ein sehenswertes Portrait eines wachen und intelligenten Künstlers, der es tatsächlich geschafft hat, sich selbst treu und unverwechselbar zu bleiben. „Inside Out“ ist also keinesfalls nur für Fotobegeisterte zu empfehlen, sondern eine offene und ambitionierte Begegnung mit einem großen Künstler. Auch die Grenzen der Belastbarkeit werden für Corbijn, der sich immer in seine Arbeit stürzt und sich selten Ruhepausen gönnte, in dieser Zeit spürbar. Während der Dreharbeiten zu „The American“ laufen die Fotoaufträge parallel weiter und fordern nicht nur logistisch einige Anstrengung sondern auch Kraft. Es bleibt der Traum vom eigenen Fotostudio.
Fazit: „Inside Out“, das Portrait des Starfotografen Anton Corbijn, ist eine sehenswerte filmische Auseinandersetzung mit einem großen Künstler, der eigentlich nie viel Worte macht und nach wie vor ein Suchender ist; eben diese Eigenschaft macht den Film so faszinierend.
Film-Wertung: (7 / 10)
Anton Corbijn – Inside Out
OT: Anton Corbijn Inside Out
Genre: Biographie, Dokumentarfilm
Länge: 80 Minuten, NL
Regie: Klartje Quirijns
Mitwirkende: Anton Corbijn, Bono, Lou Reed, Metallica,
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Mindjazz Pictures / Capelight
Kinostart: 19.04.2012
DVD- & BD-VÖ: 31.08.2012