Ian Dury war sicher einer der Wegbereiter des britischen Punk und New Wave und aus der musikalischen Landschaft der 1970er sind seine Blockheads nicht wegzudenken. Die nach einem Blockheads-Hit „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ benannte Filmbiographie konzentriert sich weniger auf die musikalische Karriere des behinderten Künstlers als auf den Menschen.
Da steht er auf der Bühne, geschminkt und theatralisch und beginnt im Stile eines Märchens seine eigenes Leben zu erzählen: Die Geschichte des Jungen, der sich mit Polio (Kinderähmung) infizierte, zeitlebens mit einer einseitigen Behinderung leben muss und von seinem Vater in ein Heim gegeben wird. Aus dem Jungen wird ein Kunststudent, der sich immer mehr in die Musik vertieft und der nach ersten Gigs mit seiner nächsten Band, Ian Dury and the Blockheads, Musikgeschichte schreibt. Der Musiker, Dichter und später auch Schauspieler hat die ikonische Phrase „Sex & Drugs & Rock’n’Roll“ tatsächlich geprägt.
Doch Dury ist auch Vater und als die Mutter (Olivia Williams) seines Sohnes, mit der er nicht mehr zusammenlebt, Baxter (Bill Millner) zu ihm gibt, versucht der Künstler, so gut er es eben kann, Karriere und Erziehung unter einen Hut zu bringen. Klappt nicht immer. Doch als der Junge in der Pubertät mit den Drogen der Musiker in Berührung kommt, beginnt ein Umdenken, denn auch der Erfolg fordert seinen Tribut: Eine Kreative Krise, die Ian Dury 1981 überwindet, als er UNICEF-Botschafter für das ausgerufene „Jahr der Behinderung“ wird. Seine als skandalös empfundene Hymne „Spasticus Autisticus“, betitelt in Anlehnung an den römischen Sklaven Spartacus, stößt nicht auf Gegenliebe und wird von der BBC nicht ausgestrahlt. Der Film schließt wie er beginnt: auf der Bühne beendet Ian Dury seine Performance und der Rest ist Geschichte.
„Sex & Drugs & Rock & Roll“ ist alles andere als ein Feel-Good-Movie mit Heldenverehrung. Im Gegenteil, die Filmbiographie ist keine leichte Kost. Mit hohem Anteil an menschlichem Drama und einigen comichaften Montagen zeigt der Film von Regisseur Mat Whitecross („Road to Guantanamo“) allerdings die Zwiespältigkeit der Menschen und auch die Besessenheit des Künsters Ian Dury in eindringlicher Weise. Das Drehbuch von Schauspieler Paul Viragh zeugt von solider Recherche und trotz einiger filmüblicher, dramatischer Überhöhungen, ist das in der Filmbiographie vermittelte Bild authentisch.
Vor allem Hauptdarsteller Andy Serkis, der bis dato vor allem als Stimme und menschliche Vorlage für diverse fantastische Figuren wie Gollum in „Herr der Ringe“, Captain Haddock in Spielbergs „Tim und Struppi“, oder als Schimpanse Cesar in „Planet der Affen: Prevolution“ wahrgenommen wurde, liefert eine grandiose Performance ab und schafft es, Ian Dury so derart nachhaltig zu spielen, dass es sogar Durys Sohn Baxter und den musikalischen Weggefährten und Freund Chaz Jenkel erstaunt. Mehr Lob geht eigentlich nicht.
Fazit: „Sex & Drugs & Rock & Roll“ fängt Ian Dury in seiner theatralischen Phase ein und schafft es den innovativen Künstler und Musiker als lebenshungrigen Menschen zu portraitieren, der sich von seinem Handicap niemals unterkriegen ließ.
Film-Wertung: (7 / 10)
„Sex & Drugs & Rock & Roll“
OT: Sex & Drugs & Rock & Roll
Genre: Musikfilm, Biographie
Länge: 110 Minuten, GB, 2010
Regie: Mat Whitecross
Darsteller: Andy Serkis, Olivia Williams, Bill Millner,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universum
DVD- & BD-VÖ: 30.03.2012