Schwarz-afrikanisches Kino bekommt man hierzulande eher selten zu sehen. Zumeist handelt es sich dann um Dokumentarfilme wie die Musikdoku „Benda Bilili“ oder Filme aus Südafrika. Das Gauner-Drama „Viva Riva“, das ab dem 15. März 2012 in die deutschen Kinos kommt, konnte bei den MTV Awards als bester afrikanischer Film überzeugen. Dabei ist die Story um den kleinen Gauner Riva, der nach Jahren in seine Heimatstadt Kinshasa zurückkehrt, ein eher genretypisches Gaunerstück, das allerdings mit viel Authentizität und realistischer Härte das Leben in der kongolesischen Hauptstadt einfängt.
Riva (Patsha Bay) ist ein kleiner Gauner, der jahrelang in Angola für einen zwielichtigen und skrupellosen Boss (Hoji Fortuna) gearbeitet hat. Jetzt hat er diesen um eine Fuhre Benzin erleichtert und zieht als gemachter Mann in seiner Heimatstadt ein, denn Benzin ist knapp und die Schwarzmarktpreise sind enorm. Zusammen mit seinem alten Freund J.M. (Alex Herabo) stürzt sich Riva ins Nachtleben und begegnet dort der verführerischen Nora (Manie Malone), die allerdings schon vergeben ist.
Riva stört es nicht weiter, dass er dabei ist, einem stadtbekannten Gangster die Frau auszuspannen. Doch das ist nicht die einzige Gefahr, die auf Riva lauert: Auch sein Boss ist in der Stadt und will das Benzin zurück. Dazu erpresst er eine Kommandantin der Armee und heftet sich an Rivas Spuren. Doch die Benzinvorräte wecken schnell auch anderweitig Begehrlichkeiten.
Nüchtern betrachtet ist es nicht die eher typische Gaunerstory von „Viva Riva“, die zu überzeugen weiß, dazu sind die Charaktere oft zu klischeebehaftet und die Wendungen der Story nicht originell genug. Regisseur und Drehbuchautor Djo Tunda wa Munda inszeniert sein Gaunerdrama in Kinshasa mit einiger Brutalität und viel nackter Haut, wie man sich das so vorstellt,im Gangstermilieu einer afrikanischen Metropole.
Doch dem Spielfilm „Viva Riva“ geht es auch und vor allem um ein realistisches Abbild des Lebens in Kinshasa. Hierin liegt die große Stärke des Films. Auch wenn die Bildqualität bisweilen nicht überzeugt, was angesichts der infrastrukturellen Umstände nicht verwundert, so ist die Stadt selbst ein Ort voller Widerspruche und voller Lebensenergie. Armut und Korruption, Krieg und Energieknappheit bestimmen das Leben ebenso wie indigene Traditionen und eine Lebensgier, die sich im ausschweifenden Nachtleben der Stadt ihren Weg sucht.
Es sind die so fremd anmutenden Eindrücke einer urbanen Kultur, die zwischen westlicher Moderne und afrikanischer Eigenständigkeit ihren Platz sucht und dabei über die Stränge schlägt, ohne es zu merken. Seine stärksten Momente hat „Viva Riva“ immer dann, wenn die Kamera in der Nacht von Kinshasa unterwegs ist, oder wenn die Charaktere aus ihrem Rollenklischee ausbrechen und menschlich werden.
Fazit: „Viva Riva“ entstand unter schwierigen Bedingungen: Im Kongo gibt es keine Filmindustrie, es gibt keine professionelle Schauspieler, Nacktszenen sind tabu und Kino ist für die Einheimischen nicht bezahlbar. Insofern ist dem Team um Regisseur Djo Munda mit dem Gaunerdrama „Viva Riva“ ein beachtlicher und sehr authentischer Film gelungen.
Film-Wertung: (6 / 10)
„Viva Riva“
OT: Viva Riva
Genre: Krimi, Thriller, Drama
Länge: 98 Minuten, Kongo 2010
Regie: Djo Munda
Darsteller: Patsha Bay, Manie Malone, Hoji Fortuna
FSK: ohne Jugendfreigabe
Vertrieb: Summiteer Films, Kinowelt
Kinostart: 15.03.2012
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