Leinwand #3/2012

Kriegerin-Szenenbild_Foto_Alexander_Janetzko_17Die Kinoneuheiten vom 19. Januar 2012 bringen ein Bio-Pic über den F.B.I-Gründer J. Edgar Hoover von Regie-Altmeister Clint Eastwood und mit Hollywood-Star Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle, eine ambitionierte Verfilmung von Goethes „Faust“, allerdings sehr frei interpretiert, das elegische, türkische Drama „Once Upon a Time in Anatolia“ und auch noch die beiden Filme, die ich in diese Woche empfehlen kann: „Die Muppets“ und „Kriegerin“:

Muppets_Teaser_Seit „Muppets aus dem All“ (1999) war Jim Hensons legendäre Puppentruppe nicht mehr in den Kinos zu sehen. In den USA gab es gleichwohl noch einige TV-Produktionen, die allerdings nicht bis zu uns gedrungen sind. Jetzt sind Kermit und Co. in dem einfach „Die Muppets“ betitelten Film wieder da und das Comeback ist absolut hinreißend ausgefallen. Neu-Muppet Walter wächst mit seinem Bruder Gary (Jason Segel, der auch das Script schrieb) in einer amerikanischen Kleinstadt auf und ist anders als die anderen. Als Walter dann die Muppets im Fernsehen sieht, ist er augenblicklich Fan und sein sehnlichster Wunsch ist es, die Truppe mal kennenzulernen. Bei einem Trip nach los Angeles, den Gary eigentlich mit seiner Freundin Mary (Amy Adams) alleine machen wollte, kommt Walter nun doch mit und gemeinsam besucht das Trio die Muppet-Studios. Doch die sind in desaströsem Zustand und ein reicher Ölbaron (Chris Cooper) will den Schuppen abreißen, um hier nach Öl zu bohren.

Selbstredend kann Walter das nicht zulassen und so beschwatzt er Kermit, die alte Truppe wieder zusammenzutrommeln, um eine Show auf die Beine zu stellen. Mit den Einnahmen wollen die Muppets ihre Studios wieder zurückkaufen. Doch erstens ist die Truppe weit verstreut und Miss Piggy hat einen Top-Job bei der Vogue in Paris und zweitens will niemand mehr „Die Muppets“ sehen. Oder etwa doch?

Muppets_Group_Master_Natürlich wollen wir! Der anarchische aber warmherzige Humor der Puppen-Truppe, die sich seit Mitte der 1970er im TV tummelt, ist einfach zeitlos und die gute Laune steckt immer wieder an. wenn das Tier seine Therapie zur Stressbewältigung abbricht und die Muppets Jack Black gleich mit abschleppen ist das genauso witzig wie die musikalischen Einlagen, die schon immer zum Muppets-Konzept gehört haben. „Die Muppets“ ist ein tolles Comeback und die Story funktioniert genauso gut wie die zahlreichen Cameo-Auftritte von Stars, die sich allesamt als Fans outen. Oder anders gefragt: Sind das die Teenage Mutant Ninja Turtles? Hier ist der Trailer zu dem hinreißenden Familienspaß „Die Muppets“.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Kriegerin-HauptplakatAlles andere als witzig ist „Kriegerin“ ausgefallen, dass Spielfilmdebüt von David Wnendt beschäftigt sich mit Rechtsradikalismus in Deutschland. Doch statt auf eine betroffen machende Doku oder einen pädagogischen Zeigefinger zu setzten, erzählt der wuchtige Spielfilm die Story von Marisa (Alina Levshin), die als junge Frau fester Bestandteil der rechten Szene ihrer Heimatstadt in Ostdeutschland ist. Marisa ist eine tickende Zeitbombe und immer wieder explodiert die wütende Frau und greift zu Gewalt, um ihren Ärger loszuwerden, ihren Platz in der Gang zu behaupten, oder um ihren frustrierend perspektivlosen Alltag zu vergessen. Dann fährt Marisa zwei Aslybewerber über den Haufen und tritt damit eine Gewaltlawine los, die sich unaufhörlich in den Alltag frisst. So langsam dämmert Marisa, dass das so nicht weiter geht.

Kriegerin_Szenenbild_Foto_Alexander_Janetzko_07„Kriegerin“ ist die Abschlussarbeit einiger Filmstudenten und vielleicht gerade darum ein so herausragender und intensiver Film geworden. Die Story ist klug, aber nicht belehrend aufgebaut und zeigt die Neonazi-Szene aus ihrer Mitte heraus. Viele Erklärungsansätze und Verhaltensmuster  werden in die Geschichte integriert, ohne dass es aufgesetzt wirken würde. Mit rasanter Kameraführung und großartigen Schauspielern fesselt „Kriegerin“ von der ersten Minute an und ist einer der besten deutschen Filme seit Jahren:  Mutig, wuchtig, intensiv und klug. Ein Film, der auch bei einer jugendlichen Zielgruppe ankommen sollte. Die Botschaft allerdings ist, trotz emotionaler Verbindung zu den Figuren klar: Faschismus und Intoleranz sind eine Sackgasse. Hier ist der Trailer zu „Kriegerin“. Update 11/2012: Inzwischen ist der Film auf DVD erschienen. Hier gibt’s die ausführliche Besprechung zu „Kriegerin“

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Once-upon-Anatolia-2_hiresUnd weil der Heimkino-Sektor in dieser Woche nichts wirklich Weltbewegendes zu bieten hat, war‘s das auch von dieser Stelle. Eine Kurzkritik vom Filmfest Hamburg zu „Once upon A Time in Anatolia“  findet ihr hier. Den Kinofinder, mit den Lichtspielhäusern, die den Film aktuell zeigen sowie den Trailer gibt’s bei Kinostar.

Kommt sicher durch die Woche.