Leinwand #49/2011

The Help Und wieder eine Woche, in der viel zu viele Filme erscheinen, um alles auch nur halbwegs mitzubekommen. Das gilt nicht nur im Kino, wo sich ab Donnerstag, 8.12.2011, wieder 14 Filme um die begehrten Startplätze auf der Leinwand hauen und stechen, sondern auch auf dem DVD-Sektor, mehr als zwanzig Neuerscheinungen buhlen da um die Gunst der Zuschauer; Sachen, die nun auch auf Blu-ray herauskommen, mal nicht mitgerechnet. Wer soll das alles sehen? Jammern hilft nicht: Meine Tipps für diese Filmwoche sind „Petrucciani“, „The Help“, „Red State“ und „George Harrison – Living In The Material World“. Also, auf geht’s.

The-Help-PlakatDass die Bestseller-Verfilmung „The Help“ großartiges Hollywood-Kino ist, habe ich schon beim Filmfest Hamburg erwähnt. Jetzt kommt die Story um die junge Autorin Eugenia „Skeeter“ Phelan (Emma Stone) auch ins reguläre Kinoprogramm. Eugenia kehrt Angang der 1960er in ihre Heimatstadt Jackson, Mississippi, zurück und kommt mit ihren ehemaligen Freundinnen genauso wenig klar wie mit der immer noch vorherrschenden Rassentrennung. Während die farbige Bürgerrechtsbewegung andernorts in den USA nach Veränderung verlangt, gibt sich die feine Gesellschaft in Jackson ignorant und hochnäsig wie eh und je. Eugenia will ein Buch über die Alltagserlebnisse der schwarzen Hausangestellten schreiben und mischt ihre Heimatstadt damit ganz schön auf. „The Help“ hat tolle Frauenrollen, eine anrührende, menschliche Geschichte und auch Humor. Das Buch von Kathryn Stockwell ist in der Übersetzung übrigens unter dem Titel „Gute Geister“ erschienen. Hier gibt’s eine ausführliche Filmbesprechung.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Petrucciani_Poster-Der französische Jazz-Pianist Michel Petrucciani (1962 – 1999) war zwar kleinwüchsig, weil er an der Glasknochenkrankheit (Osteogenesis imperfecta) litt, aber an seinem Instrument war Petrucciani ein ganz Großer. Der Regisseur Michael Radford („Der Postmann“, „Kaufmann von Venedig“) setzt dem begnadeten Musiker mit „Michel Petrucciani – Leben gegen die Zeit“ ein sehenswertes filmisches Denkmal. Die Doku beleuchtet das intensive und schwierige Leben des Ausnahmemusikers, lässt seine Familie und Musikerkollegen zu Wort kommen und zeigt Petrucciani als einen Menschen, der hungrig auf das Leben war und – soweit möglich – nichts ausgelassen hat. Filmisch ist die Doku eher konventionell ausgefallen und weist zwar auch einige dramaturgische Längen auf, aber im Großen und Ganzen ist das Portrait von Michel Petrucciani gelungen.

Film-Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

red_statetest_biNun zu den DVDs der Woche. Bisher hat sich Regisseur Kevin Smith mit kultigen Komödien einen Namen gemacht. Ich erwähne hier nur „Clerks“ und „Dogma“ die beide absolut grandios sind. Und jetzt das: Mit „Red State“ wechselt Kevin Smith das Genre und legt einen deftigen, sehr kontroversen Horror-Steifen vor. Mit seiner Ankündigung, die Vertriebsrechte bei der Festivalpremiere von „Red State“ versteigern zu wollen, um dann doch allen eine lange Nase zu ziehen, hat sich Kevin Smith in der Branche nicht nur Freunde gemacht. Anyway: In „Red State“ werden Teenies mit der Aussicht auf schnellen Sex in eine brutale Falle gelockt. Wie sich herausstellt, sind hier abgedrehte christliche Fundamentalisten am Werk. Finsteres Zeug und ohne Jugendfreigabe also, was Kevin Smith vorlegt und das Waco-Massaker kommentiert. Ein überzeugender und gut besetzter Film ist „Red State“ trotzdem. Die Neuausrichtung des Regisseurs gelingt. Den Trailer zeig ich euch nicht.

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

George Harrisson DokuUnd zum Schluss noch eine Musik-Doku, die nicht nur Beatles-Fans erfreuen wird. Regie-Altmeister Martin Scorsese hat im Lauf seiner Karriere schon einige Musik-Dokus gedreht und ich persönlich fand den Rolling Stones Film „Shine a Light“ zwar gut, aber auch nicht herausragend. Nun also „George Harrison – Living In The Material World“. Und Scorsese zieht alle Register, hat Unmengen an Archivmaterial zur Verfügung, interviewt Freunde und Familie, Weggefährten und Zeitzeugen. Da der Film nicht in die Kinos kommt, sondern als DVD- und Blu-ray-Premiere erscheint, sind die 208 Minuten Laufzeit ein Geschenk. Vielleicht hätte man filmisch etwas mehr auf dem Punkt kommen können, aber hey, der „stille“ Beatle bekommt ein großartiges filmisches Portrait. Begleitend erscheint übrigens auch noch ein Bildband über George Harrison. Auch wenn der Trailer ziemlich hektisch wirkt, dieser Film war überfällig. Eine absolute Empfehlung.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Kommt sicher durch die Woche.