Franks Flimmer-Fest 2011:Dienstag 4. Oktober

Filmfest Hamburg 2011Irgendwie hat man immer was zu tun und so verpasse ich auch wieder mal die ersten Filme des Tages. Mein Tagesauftakt „Stockholm East“ entpuppt sich schnell als falsche Wahl, sodass ich die „Mystery of the Lagoons“ noch schaffe. Anschließende gibt es das verstörende „Take Shelter“ und am Abend noch ein bisschen TV-Grusel, wenn die „Stunde des Wolfes“ anbricht.

Eigentlich bin ich ein großer Fan des skandinavischen Films, doch in diesem Jahr haut das einfach nicht hin. Ich habe schon das dänische „All for One“, das norwegische King of Devil’s Island“ und den animierten Kinderfilm „Tigers& Tattoos“ sausenlassen, weil‘s nie in den Terminplan passte. „Stockholm East“ (OT: „Stockholm Östra“) ist bestimmt ein sehenswertes und gut besetztes Drama, doch die ersten Minuten, in denen zuerst ein glücklicher Familienvater und dann eine andere Mutter mit Kind eingeblendet werden, lassen Erwartbares erahnen. Er fährt los und kramt im Handschuhfach und sie kann den Sohn nicht zur Schule bringen, der geht alleine. Und zack, da hat der Vater auch schon das Kind überfahren und beschlossen, die unbekannte Frau zu „retten“. Sorry, heute nicht, das kommt mir zu bekannt vor.

mystery-of-the-lagoons-3Der Beitrag aus Venezuela „The Mystery of the Lagoons: Andean Fragments“ (OT: ll misterio de las lagunas: fragmentos andinos”) kommt von einem Altmeister des Faches. Regisseur Atahualpa Lichy hat mehr als vierzig Filme gedreht und die Doku-Fragmente einer abgeschiedenen Andenregion sind stimmungsvoll und stilistisch stimmig zusammengestellt: Neben den Kuriositäten des Lebens wie dem Bibliotheksesel, dem traditionellen Verarbeiten von Getreide in der Mühle und den immer noch wichtigen religiösen Prozessionen und Festen gibt es immer wieder kleine poetische Ausflüge, etwa einen Geiger im Dschungel. Das ist nett und gut gemacht, hat aber eher den Ansatz einer anthropologischen Untersuchung und zieht sich dann doch ein wenig.

Läuft nicht mehr auf dem Filmfest Hamburg. Hier gibt’s trotzdem den Trailer.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

take-shelter-2Das amerikanische Drama „Take Shelter“ von Regisseur Jeff Nichols wurde von mir ziemlich interessiert erwartet. In Nichols zweitem Film übernimmt wie schon in „Shotgun Stories“ Michael Shannon die Hauptrolle. Der Familienvater Curtis bekommt Alpträume einer herannahenden Katastrophe: Ein Sturm zieht auf und die Menschen werden wahnsinnig. Während sich seine Frau Samantha (Jessica Chastain) um die taubstumme Tochter sorgt, kapselt sich Curtis immer mehr ab und beginnt den Sturm-Bunker im Hinterhof auszubauen. Während er befürchtet wahnsinnig zu werden, bahnt sich ein familiäres Drama an.

„Take Shelter“ schafft es, eine extrem bedrückende, wahrhaft beängstigende Stimmung zu erzeugen, und den schleichenden Wahn beinahe greifbar zu machen. Auch für den Zuschauer wird es immer schwieriger, zwischen Realität und Alptraum zu unterscheiden. „Take Shelter“ ist ein intensiver Film mit guter Besetzung.

„Take Shelter“ ist auf dem Filmfest Hamburg 2011 noch am Freitag, 7.10, um 21:15 im Cinemaxx zu sehen. Der Film startet bundesweit am 22. März 2012 in den Kinos. Hier geht’s zum Trailer.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

stunde-des-wolfes-1Zum Tagesabschluss geht’s noch zu „Stunde des Wolfes“: Der TV-Thriller von Regisseur Matthias Glasner („Der freie Wille“) kann mit Silke Bodenbender, Jürgen Vogel und Ronald Zehrfeld eine gute Besetzung vorweisen, und etliche der Filmschaffenden waren zur Premiere auch anwesend. Storytechnisch geht es um eine junge Frau, die aus der Psychiatrie ausbricht, um endlich zu klären, unter welchem Kindheitstrauma ihr Gatte leidet. Dessen Familie betrieb einst eine Glasbläserei im Erzgebirge. Die eigenwilligen Dorfbewohner sind selbstredend nicht begeistert von der Besucherin und auch die Schwiegermutter will eine Begegnung um jeden Preis vermeiden. „Die Stunde des Wolfes“ hat storytechnisch einige Mängel – so richtig plausibel ist das Ganze nicht – und zum Schluss schießt’s schon ziemlich übers Ziel hinaus, aber die finstere Märchenstimmung und die Nebendarsteller der kauzigen Erzgebirgler sind absolut gelungen. Für gruselige Unterhaltung ist also gesorgt, wenn „Die Stunde des Wolfes“ im ZDF zu sehen sein wird. Der Sendetermin ist allerdings noch nicht bekannt. hier geht’s zum Trailer beim Filmfest Hamburg.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Die abschließenden Top 5 sehen so aus wie gestern.

5.“Restless“

4.“Huhn mit Pflaume“

3. „Whistleblower“

2. „The Look“

1. „Bingo -zuletzt entscheidet immer das Glück“

Viel Spaß im Kino.