Easy Money: Der schnelle Weg zum Geld

Easy Money 1Der Knastausbruch, mit dem der schwedische Thriller „Easy Money“ beginnt, geht fast in die Hose: der kolumbianische Dealer Jorge (Matias Pardin) verletzt sich dabei und die Polizei hat die Umgebung längst abgesperrt, als er das Fluchtauto erreicht. . Der serbischen Geldeintreiber Mrado (Dragomir Mrsic) ist mit viel körperlichem Nachdruck bei der Arbeit: Brutal verleiht er den Forderungen seiner mafiösen Arbeitgeber Nachdruck. Das Milieu ist eindrucksvoll umrissen, als JW (Joel Kinnaman) auf den Plan tritt. Ausgelassen feiert der junge Mann im Kreise seiner reichen Freunde. Drogen und Alkohol sind Selbstverständlichkeiten, wenn es darum geht, eine Jet Set Sause durchzuziehen.

Aber am nächsten Morgen folgt der Katzenjammer in der engen Bude im Studentenwohnheim. JW kann sich diesen Lifestyle unmöglich leisten. Und doch will der Wirtschaftsstudent unbedingt dazugehören und sucht berechnend und karrierefördernd Anschluss an die schwedische High Society. Der intelligent junge Mann muss sich seinen Lebensunterhalt auf vielfältigste Weise verdienen: Er schreibt für seine Mitstudenten deren Arbeiten und fährt nachts mit seinem eigenen Wagen Taxi. JW weiß, dass sein Boss Abdulkarim auch in kriminelle Machenschaften verwickelt ist, aber wen schert das schon.

Easy Money 4Doch dann schickt Abdulkarim JW los, um jemanden abzuholen. Und so wird der Student Zeuge, wie sich Mrado an Jorges Spuren heftet, denn die Serben wollen dessen Kontakte zu den Drogenlieferanten in Deutschland. In letzter Sekunde gelingt die Flucht und JW versteckt den schwer angeschlagenen Jorge im Studentenwohnheim. Abdulkarim beschließt, dass der kluge Schwede ihm noch nützlich sein kann und spannt ihn zur Geldwäsche ein. Doch was für JW im ersten Moment wie die große Chance aussieht, entpuppt sich als lebensgefährliche Verstrickung zwischen der arabischen und der serbischen Drogenmafia. Die Schlinge zieht sich unbarmherzig zu.

Easy Money 10In Schweden war Jens Lapidus Thriller „Snabba Cash“ (Auf Deutsch „Spür die Angst: Stockholm Crime“) ein Bestseller und der Auftakt einer Trilogie über das organisierte Verbrechen, die schon mit der „Millennium-Trilogie“ von Stieg Larsson verglichen wurde. Dabei ist gerade mal der zweite Teil der Saga erschienen. Die Verfilmung des Auftakts von Regisseur Daniél Espinoza wurde in Schweden ebenfalls begeistert aufgenommen und war einer der erfolgreichsten Filme der letzten Jahre. Und „Easy Money“ überzeugt durch eine gelungene Verstrickung der Erzählstränge über diese drei so unterschiedlichen Typen inmitten des organisierten Verbrechens.

„Easy Money“ besticht mit schnörkellosen Bildern, kalten Farben und Figuren, die ihre Gefühle nicht offenbaren. Das macht dem Zuschauer die Identifikation mit den Protagonisten nicht immer leicht, sorgt aber für eine beständige Grundspannung, die von der Gewissheit lebt, dass die Lebensentwürfe der Figuren nicht tragfähig sind.

Easy Money 7Vor allem JW, der sonst ein intelligenter Bursche ist, glaubt, alles unter Kontrolle zu haben und quasi im Vorbeigehen das schnelle Geld zu machen, das ihm seine Jet Set Träume und eine steile Karriere ermöglicht. Geblendet durch die Aussicht, sich seiner ärmlichen, ländlichen Herkunft bald nicht mehr schämen zu müssen, verliert der Student jedes Augenmaß für die Gefahr. Doch die Ernüchterung folgt ebenso schnell wie der Aufstieg zum Buchhalter der arabischen Drogenmafia in Schweden. Und schnell haben JW, Jorge und Mrado eine ziemlich große Gemeinsamkeit: Möglichst schnell den Ausstieg zu schaffen.

Erstaunlich ist dabei mal wieder, wie überzeugend die Schauspieler agieren. Der Thriller kommt komplett ohne Stars aus und außerhalb Schwedens sind die Darsteller bisher nicht in Erscheinung getreten. In Schwedens weiten Wäldern scheinen sich etliche Talente zu verbergen.

Easy money 6Filmisch ist „Easy Money“ mehr als solide umgesetzt, besticht durch realistische Härte und den inzwischen genretypischen, aber gekonnten Einsatz von Farbfiltern, die die Szenen in unterschiedliche Stimmungen tauchen. Bisweilen erinnert das ein wenig an Steven Soderbergs „Traffic“. Von der Figurenkonstellation und der Thematik lehnt sich die Saga um die organisierte Kriminalität schon an die großen amerikanischen Klassiker an, allerdings mit deutlich skandinavischer Handschrift. Daniél Espinoza ist auch kein unbeschriebenes Blatt mehr, selbst wenn man außerhalb von Schweden kaum wahrgenommen hat, das Espinoza vor „Easy Money“ bereits zwei Filme gedreht hat.

Mit der Figur des ambitionierten Wirtschaftsstudenten klingt in dem Drogenthriller aber auch ein wenig von der globalen Finanzkrise mit, ohne dass „Easy Money“ dabei gleich zum Wirtschaftskrimi wird.

Fazit: Das organisierte Verbrechen agiert schon längst global. Auch im scheinbar beschaulichen Schweden ist Drogenhandel eine verzweigte Sache. In der Bestseller-Verfilmung „Easy Money“ kann der junge Wirtschaftsstudent der Verlockung nicht widerstehen und gerät mitten in einen Drogenkrieg. „Easy Money“ ist ein spannender und authentischer Thriller mit beachtlichen Darstellern.

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Easy Money PlakatEasy Money
OT: Snabba Cash
Genre: Thriller
Länge: 119 Minuten, S
Regie: Daniél Espinoza
Darsteller: Joel Kinnaman, Matias Padin, Dragomir Mirsic
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Senator Film
Kinostart: 15.09.2011