Schnörkellos und auf den Punkt: Kill

kill_5Schon Frank Zappa fragte sich seinerzeit, ob Humor in die Musik gehört? Unbedingt möchte man meinen, genauso wie in eine gutes Schwertkampf-Spektakel. Kihachi Okamotos „Kill“ ist alles andere als ein typischer Samurai-Film.

Dabei war die Story nach einem Roman von Siguro Yamamoto schon einige Jahre zuvor, 1963, von Altmeister Akira Kurosawa, dem legendären japanischen Regisseur, erfolgreich verfilmt worden. Unter dem Titel „Sanjuro“ bekam der Kurosawa Film auch im Ausland gute Kritiken.

Heute, gut 40 Jahre später, ist es müßig, über die Intentionen von Regisseuren zu grübeln. Okamoto nahm sich die Story 1968 erneut vor und unter dem Eindruck amerikanischer und italienischer Western entstand aus dem klassischen Stoff eine witzige, grandios umgesetzte Genre-Parodie.

kill_4Der ehemalige Samurai Genta (Tasuya Nakadai) und der Bauer Hanjiro (Etsushi Takahashi) sind auf Wanderschaft. Völlig ausgehungert begegnen sich die beiden so unterschiedlichen Männer in einem verlassenen Dorf auf der Suche nach Nahrung als ein Samurai des Weges kommt.

Schnell wird klar, dass eine Gruppe abtrünniger Samurai den despotischen Stadthalter töten will, um dessen Herrschaft zu beenden. Die beiden Wanderer geraten zwischen die Fronten. Genta ist dabei immer darauf bedacht, sich aus den Konflikten herauszuhalten, Hanjiro wünscht nichts sehnlicher, als Samurai zu werden, und dient sich der erstbesten Söldnerschar an. Genta versucht den schlimmsten Kampf zu vermeiden und dem intrigierenden stellvertretenden Stadthalter das Handwerk zu legen, bevor die aufrechten Samurai getötet werden.

kill_2Zugegeben, man muss schon einen Hang zu Western und ihrer japanischen Entsprechung, dem Samurai-Film, haben, um sich einem 1968 in schwarz-weiß gedrehten Film mit Untertiteln anzuschauen. Doch wer die vermeintliche Mühe auf sich nimmt, wird mit einem grandiosen und lustigen Abenteuer belohnt. Auch die Filmqualität ist absolut genießbar, so dass anzunehmen ist, dass digital nachbearbeitet wurde.

Das rückt auch einen meiner Lieblingsfilme in ein völlig anderes Licht: „Samurai Fiction“ (1998) inszeniert Samurai-Action mit Rock’n’Roll und Tarantino-Anleihen. Nun sehe ich, dafür gab es ein leuchtendes Vorbild: „Kill“.

Regisseur Kihachi Okamoto macht sich nicht einfach über das Genre lustig, nein, er spielt geschickt mit dem Klischee und dem Einfluss des Westerns, gerade des Spaghetti-Westerns, auf den häufig so ehrduseligen Samurai-Film. Gleich zu Filmbeginn ist das Magenknurren der beiden Streuner so laut, dass es kaum vom Gackern des Huhns zu unterscheiden ist. Auch Gentas Weigerung zu kämpfen, nimmt sehr überspitzte Formen an.

kill_1Das ganze Setting einer Geisterstadt wird so wunderbar persifliert und überzogen, dass es die Westernmusik gar nicht mehr bräuchte. Die Studioaufbauten wirken ebenso surreal wie postapokalytisch, und dennoch ist die Atmosphäre des Films stimmig. Und auf dem eingeschlagenen Weg geht es konsequent dem Ende zu. Der Konflikt ist unabwendbar, doch es sind die bauernschlauen Finten und Raffinessen Gentas, die den Ausgang des Machtkampfes entscheidend lenken.

Am Ende ist der Böse besiegt und der Held bekommt das Mädchen. Oder wie Okamoto es macht: Der Held wider Willen hat ein ganzes Freudenhaus an der Hacke.

Fazit: „Kill“ ist eindeutig eine Filmperle, die in den 40 Jahren bis zu Veröffentlichung hierzulande, nichts von ihrem Charme verloren hat und die berechtigte Frage aufwirft, wieso hat das so lange gedauert?

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Kill DVD-Cover„Kill“
Originaltitel: Kiru
Genre: Action, Samurai
Länge: 114 Minuten
Regie: Kihachi Okamoto
Darsteller: Katsuya Nakadai; Etsushi Takahashi
FSK: ab 12 Jahren
DVD VÖ: 17.04.2009
Vertrieb: Rapid Eye Movies