Paco de Lucia – auf Tour: Improvisieren lernen

Der spanische Gitarrist und Musiker Paco de Lucia ist nicht nur in Flamenco-Kreisen eine Legende. 2014 verstarb der Musiker gerade als die Dreharbeiten zu dieser filmischen Biografie fast beendet waren. So verzichtet auch Curro Sánchez‘ Doku auf ein Ende, denn das musikalische Vermächtnis Paco de Lucias lebt weiter.

Beinahe stoisch konventionell baut der junge Filmmacher Curro Sanchez seine Biografie über Paco de Lucia auf. Es beginnt mit Konzertvorbereitungen, die häufig über eine Stunde in Anspruch nehmen, geht über Interviews mit dem Gitarristen zu seinem Aufwachsen, seiner Karriere und seinerr musikalischen Suche bis hin zu den letzten Konzertaufnahmen des Ausnahmekünstlers an der sechs Saiten. Selbstverständlich wird alles mit Archivmaterial und O-Tönen von Freunden und Mitmusikern unterlegt, die frühen Fotos werden zum Teil animiert.

Formal ist Paco de Lucia  – Auf Tour“ (der im Original „la Búsqueda – die suche“ heißt) also nicht sonderlich fordernd und lebt ganz von seinem Inhalt. Dabei gibt es zwei wirklich große Pluspunkte, die die Doku für sich verbuchen kann. Zum einen sind das die Konzertaufnahmen und die Arbeit Paco de Lucias mit anderen Musikern. Da kommt gelegentlich ein Gespür dafür auf, was den Zauber der Musik ausmacht und wie der Gitarrist sich im Laufe seiner Karriere stilistisch weiterentwickelt hat. Zum anderen redet der sehr zurückhaltenden Musiker sehr viel. In jungen Jahren würde Paco de Lucia einmal gefragt, ob die Gitarre ihn eher befreit oder eher eingeengt habe, woraufhin der Musiker antwortet, dass ihm nur das Instrument erlaube, sich auszudrücken, da er ansonsten viel zu schüchtern sei.

Für Musikbegeistete, Flamenco-Fans und Jazz-Enthusiasten bleibt die lange und erfolgreich Karriere von Francisco Gustavo Sánchez Gomez, der den Künstlernamen Paco de Lucia wählte, selbstredend eine interessante Sache. Angefangen von den ersten Schritten als Flamenco-wunderkind über die Karriere in Amerika, die Entdeckung anderer Musikstile, die die Flamenco-Puristen zunächst entrüstetet und dem Gitarristen den Vorwurf des Ausverkaufes  einbrachte, weil er einen Charts-Hit gelandet hatte.

Auch die Hinwendung zum Jazz, die in dem weltberühmten „Guitar Trio“ zunächst zusammen mit John McLaughlin und Larry Coryell, der später von Aldi Meola ersetzt wurde, war höchst erfolgreich und ließ Paco de Lucia als Musiker neugierig bleiben und reifen. Mit seinem Sextett sorgte er für einige spannende Alben während er sich gegen Ende seiner Karriere wieder dem traditionelleren spanischen Liedgut zuwandte. Als Flamenco-Musiker neuerer Schule bleibt Paco de Lucia, dem in seiner spanischen Heimatstadt Algeciras schon längst ein Denkmal gesetzt wurde, allerdings einer der einflussreichsten spanischen Musiker unserer Tage.

Mit „Paco de Lucia: – auf Tour“ ist dem Regisseur Curro Sánchez ein detaillierter, wenn auch recht konventionell gehaltenen Abriss einer großen Musikerkarriere gelungen.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Paco de Lucia – Auf Tour
OT: Paco de Lucia: la búsqueda
Genre: Dokumentarfilm, Musik Biografie,
Länge: 95 Minuten, E, 2014, OmEU
Regie: Curro Sánchez
Mitwirkende: Paco De Lucia, Pepe de Lucia, John McLaughlin, Chick Corea
FSK: Nicht geprüft
Vertrieb: Cine Global, Cinespaniol
Kinostart: 19.11.2015

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Englischer Wikipedia-Eintrag zu Paco de Lucia

cineespaniol 5 – Programm und Infos

http://zigguratfilms.com/