Der Frühling 2010 stand nicht nur auf der Leinwand ganz im Zeichen des Klassikers „Alice im Wunderland“: Neben der Filmadaption von Tim Burton wurden auch zwei Comics zum Thema veröffentlicht. Während „Wonderland -Rückkehr ins Wunderland“ die Story weiterspinnt, geben sich die französischen Künstler David Chauvel und Xavier Collette eher traditionell: Ihre „Alice“ inszeniert das Original graphisch ansprechend, aber mit stark verkürzter Story.
Lewis Carolls Kinderbuch-Klassiker von 1865 gehört zu den beliebtesten Werken der Weltliteratur und war schon immer Inspirationsquelle für unterschiedlichste Adaptionen (siehe Wikipdia-Link unten). Nun also ein weiterer Comic, der sich am Original orientiert, wobei sich das Werk trotz Vorlagentreue wohl eher an Erwachsene wendet.
Die kleine Alice schläft auf der Wiese ein, während ihrer Schwester ihr eine Geschichte vorliest. Sie träumt, sie folge einem weißen Kaninchen in seinen Bau. Unten angekommen hat sie mit allerlei Hindernissen zu tun und trifft absonderliche Gestalten. Die Parabel auf das Erwachsenwerden wurde lange Zeit als Nonsense-Literatur abgetan und bietet Spielraum für fantastische Szenarien.
Werkstreue Interpretation
Dies ist der Ansatzpunkt im Werk von Chauvel und Collette. Die bildliche Umsetzung ist ansprechend, stimmungsvoll und dem Original angemessen, ohne dabei allzu poppig und zu bunt zu wirken. Gekonnt werden mit unterschiedlichen Grundtönen die verschiedene Episoden der Geschichte unterlegt. Auch die Personifizierung der schon so oft zitierten Figuren bleibt eher dezent und im besten Sinne schlicht klassisch.
Durch die im Comic verständliche und legitime Schwerpunktlegung auf das grafische Element kommt allerdings die Geschichte nur sehr verkürzt zum Zug. Die Autoren setzten ausschließlich auf Dialoge, was dem Erzählfluss zwar gut tut und zuweilen ein enormes Tempo mit sich bringt, aber auch einige Lücken in die Story in Kauf nimmt. Der Verzicht auf zusätzliche Textpanels lässt die eine oder andere Passage sehr abrupt erscheinen und wer die Geschichte nicht kennt, kommt den verschiedenen Charakteren nur mit Schwierigkeiten näher.
Fazit: „Alice im Wunderland“ von Cauvel und Collette ist eine grafisch gelungene Umsetzung des Klassikers, einige Aspekte der Geschichte kommen allerdings zu kurz. Insofern eher was für Fans oder als Vorschlag zum Weiterträumen, wenn man gerade aus dem Kaninchenbau zurück ist.
Comic-Wertung: (6 / 10)
Titel: „Alice im Wunderland“
Autoren: Chauvel, Collette
Splitter-Verlag, 80 Seiten, Hardcover
VÖ: 01.03.2010
Weiterführende Links:
„Alice“ im Splitter-Verlag /kurze Biographie von Lewis Caroll/ Alice im Wunderland“ bei Wikipedia /von „Alice“ inspirierte Werke (englisch) bei Wikipedia /Lewis Caroll Society of North America / Alice im Wunderland bei Amazon bestellen