Rachel Rising 3: Grabgesänge

rachel-rising-grabgesänge-vorschauWer Terry Moores großartige Mystery-Serie “Rachel Rising” noch nicht kennt, sollte das schleunigst nachholen. Nicht nur Titelheldin Rachel ist inzwischen  von den Toten zurückgekehrt und der amerikanischen Kleinstadt Manson steht noch Einges bevor.  Bei Schreiber & Leser ist nun der dritte Sammelband unter dem Titel „Grabgesänge“ erschienen und die fortlaufende Serie, die in den USA inzwischen bei Ausgabe 30 angekommen ist, entwickelt definitiv eine große Sogwirkung. Das liegt an starken Charakteren und Terry Moores Meisterschaft im Umgang mit dem Medium Comic.

In der amerikanischen Kleinstadt Mason hat es unablässig zu schneien begonnen. Da sind die Straßenverhältnisse schwierig, was zu dem Autounfall geführt hat, mit dessen Folgen sich Rachel nun herumschlagen muss. Tante Johnny liegt schwer angeschlagen im Krankenhaus und Rachels Freundin Jet leblos im Leichenschauhaus. Immerhin hat Pathologe Earl, der in Jet verknallt ist, gelernt, dass hier nicht jeder, der eingeliefert wird, auch leblos im Kühlfach liegen bleibt, und so hofft er, dass Jet noch einmal aufersteht.

Hexe Lilith, die die Einwohner Mansons in Kollektivverantwortung nimmt, für das, was deren Vorfahren ihr einst angetan haben, werkelt derweil munter an ihren Vernichtungsplänen herum, hat hexenhafte Verstärkung bekommen und schickt eine Rattenplage in die Stadt. Zoe, das Mädchen mit dem Killerinstinkt, ist mal wieder ausgerissen und hat bei einem zweifelhaften Priester Unterschlupf gefunden.

„Die Menschheit ist ein Feld im Nachsommer, ausgetrocknet, öde und brach.“ (Lilith)

rr3-leseprobe476-1Es ist ein schleichendes Grauen dass Comic-Künstler Terry Moore mit seiner Serie „Rachel Rising“ erzeugt. Seine Story lebt weniger von den sich überschlagenden Ereignissen, als vielmehr von einer pointierten und detaillierten Charakterzeichnung und –entwicklung. Dabei mehren sich in diesem Sammelband die Bezüge zu biblischen Themen und der amerikanischen Geschichte zunehmend, ohne dabei die jetzige Gesellschaft aus den Augen zu verlieren.

In einem sehr lesenswerten Interview mit Juliet Kahn von Comicsalliance.com vom vergangenen September beschreibt Moore seine weiblichen Charaktere als Kinder ihrer Zeit, so verwundert es nicht, dass sich Rachel und Zoe von den Heldinnen aus „Stranger Than Paradise“ unterscheiden. Die Gesellschaft hat sich gewandelt, ist gewalttätiger geworden und auf ihre Art und Weise versuchen Rachel und Zoe sich von ihrer (weiblichen) Opferrolle zu emanzipieren. Und in gewisser Weise ist auch die böse Lilith ein Opfer, das auf Erlösung hofft. In welche Richtung sich die Charaktere entwickeln, so gibt Moore freimütig zu, ergibt sich beim  Geschichtenerzählen und er selbst sei überrascht, wie sich Zoe entwickelt habe.

„Jemand ruft mich mit Namen. Jemand geht über mein Grab.“ (Robin Trower)

rr3-leseprobe476-2Das immer noch Erstaunliche an „Rachel Rising“ ist tatsächlich die Alltäglichkeit mit der sich die Untoten ihren Weg zurück ins Kleinstadtleben bahnen. Scheinbar banale Szenen werden von Moore immer wieder überraschend in die Geschichte eingebaut. Das Artwork der Schwarz-Weiß-Geschichte ist großartig und Moore versteht es wie kaum ein anderer Zeichner mit Gesichtsausdrücken umzugehen und auch ohne Worte ausdrucksstark zu erzählen. Dabei gelingt es dem Autor, seine Panels klug, sparsam und geschickt anzuordnen. Das ist schon ein Genuss. Bleibt zu hoffen, dass es nun endlich bald mit der Umsetzung als TV-Serie klappt, über die ja schon einige Jahre spekuliert wird und für die Moore gerade die Pilotfolge schreibt. Erste Eindrücke wird es wohl bei der Comic Con in San Diego geben. Vielleicht gewinnt „Rachel Rising“ dadurch etliche neue Leser, es wäre dem unabhängigen Comickünstler, der mit Abstract Studio seinen eigenen Verlag betreibt,  und der grandiosen Serie zu wünschen.

„Rachel Rising“ entwickelt sich stetig und wächst zu etwas weit größerem als nur einer fantastischen Mystery-Serie. Terry Moore zeigt uns mal wieder starke Frauencharaktere und eine intelligente, fesselnde Story.

Comic-Wertung: 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

rachel-rising-grabgesängeRachel Rising- Grabgesänge
OT: Rachel Rising – Cemetary Songs, Rachel Rising US #13- 18, Abstract Studios
Genre: Horror, Mystery, Thriller
Autor & Zeichner: Terry Moore
Übersetzung: Resel Rebiersch
Verlag: Schreiber & Leser, Klapp-Broschur, 120 Seiten
VÖ: Februar 2015

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