Nach dem fulminanten Bestsellererfolg ihrer autobiographischen Graphic Novel „Smile“ legt die amerikanische Comickünstlerin nun mit „Schwestern“ nach. Und auch dieser Titel war (zu Recht) die Nummer 1 der New York Times Bestseller-Liste. Wer „Smile“ schon kennt, muss eigentlich nicht weiterlesen. Allen anderen, gerade jungen Leserinnen, sei „Schwestern“, gerade bei Panini Comics erschienen, wärmstens empfohlen.
Raina, die wir ja schon kennen, seit sie in „Smile“ von ihrer bescheuerten Zahnspange erzählt hat, wünscht sich nichts sehnlicher als eine Schwester. Aber als Amara dann geboren wird und die beiden älter werden, wachsen vor allem die Streitereien. Denn Amara hat einen eigenen Kopf und wer lässt sich schon dauernd von der großen Schwester sagen, was er tun oder lassen soll?
Dann steht ein Familientreffen an und Rainas Mutter beschließt, dass es ein tolles Abenteuer wäre, wenn die ganze Familie mit dem VW-Bus von Kalifornien nach Colorado fahren würde. Rainas Vater will mit dem Flugzeug nachkommen, erstens weil er arbeiten muss, zweitens, weil Rainas Eltern auch Beziehungsprobleme haben; von denen die Kinder allerdings nicht viel mit bekommen. Während der mehrtägigen Fahrt verkriecht sich Raina unter ihrem Walkman und erinnert sich an einige Situationen mit Amara, der kleinen Schwester.
Wie schon in der Besprechung von „Smile“ erwähnt, ist es alles andere als einfach, gute Geschichten für Kinder und Jugendliche zu schreiben. Mit „Schwestern“ beweist Raina Telgemeier, dass sie es drauf hat. Die Handlung ist auf ein paar Tage und ein besonderes Ereignis, das Familientreffen komprimiert und darin eingebettet Erinnerungen, grafisch durch eine Sepiaeinfärbung der Seiten auf den ersten Blick auch für ungeübte Leser kenntlich gemacht.
Die Zeichnungen sind ausdrucksstark aber schlicht gehalten und die Situationen und Dialoge sind auf den Punkt gebracht. Erwachsene werden da sicher mehr hineinlesen können als junge Leser, aber die kriegen schnell mit, worum es geht und können sich leicht in die autobiografischen Charaktere hineinversetzten. Ähnlich wie auch die polnische Künstlerin Marenza Sowa, die in der Graphic Novel „Marzi“ ihre eigenen Kindheit in Comic-Form erzählt, tut das auch Raina Telgemeier nicht aus reinem Selbstzweck, sondern weil es eine anschauliche, exemplarische Geschichte ist und weil sich daraus für junge Leser auf unaufdringliche Weise etwas lernen lässt.
Wie schon „Smile“ ist auch „Schwestern“ eine hinreißend erzählte Kindheitsgeschichte. Geschwisterliebe und alltäglicher Zoff werden sehr lebensnah und mit Humor aufs Papier gebracht und sorgen für ein wunderbares Lesevergnügen.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Raina Telgemeier: Schwestern
OT: Sisters, 2014
Autorin & Zeichnerin: Raina Telgemeier
Farben: Bradem Lamb
Übersetzung: Sanni Kentopf
Verlag: Panini Comics, Hardcover, 200 Seiten,
VÖ: 17.02.2015
Raina Telgemeiers Homepage (mit Webcomics)