Ai Weiwei – Never Sorry: Sich einmischen!

aww_never_sorry_02Offiziell endet der Hauarrest für den chinesischen Künstler und Aktivisten Ai Weiwei am 22. Juni. Doch anlässlich der Art Basel hat Ai Weiwei seine Regierung erneut wegen der Missachtung von Menschenrechten kritisiert. Die Dokumentation „Ai Weiwei: Never Sorry“ ist dem Künstler über drei Jahre mit der Kamera gefolgt.

Vielen gilt der chinesische Künstler und Aktivist Ai Weiwei als einer der bedeutendsten Künstler und wichtigsten Persönlichkeiten unserer Tage. Das kommt nicht von ungefähr, denn Ai Weiwei stellt seine Kunst häufig in den Dienst einer Mission. Das hat ihm gerade in seiner chinesischen Heimat nicht nur Freunde beschert und die Kritik an der chinesischen Regierung scheint dazu geführt zu haben, dass Ai Weiwei seit April 2011 unter Hausarrest steht. Offiziell werden ihm allerdings Wirtschaftsdelikte vorgeworfen.

aww_never_sorry_09Einer breiteren, weltweiten Öffentlichkeit bekannt wurde der Konzeptkünstler und Bildhauer durch seine Mitarbeit am „Bird’s Nest“, dem neuen Olympiastadion für die olympischen Spiele in Peking, das von den Architekten Herzog und De Meuron geplant wurde. Die künstlerische Mitwirkung hat Ai Weiwei nicht davon abgehalten, während der Olympiade gegen diese zu protestieren, da ganze Stadtteile Pekings dem Erdboden gleichgemacht wurden.

Immer wieder reibt sich der Künstler mit seinen Projekten an der Politik seines Landes. Seine Kunst und sein politischer Aktivismus sind untrennbar miteinander verbunden. Das ist heutzutage umso erstaunlicher, weil es im modernen „westlichen“ Kunstbetrieb eigentlich kaum vorkommt. Der chinesische Künstler allerdings versteht es, mit viel Fantasie und Kreativität moderne Kommunikationskanäle zu nutzen und so immer wieder auf seine Kritik und seine Konzeptkunst aufmerksam zu machen. Ai Weiwei inszeniert sich dabei durchaus selbst. Leben und Werk sind in seinem Fall, inzwischen, nicht mehr zu trennen. Und Ai Weiwei weiß das publicityträchtig und provokativ einzusetzen.

aww_never_sorry_06Die amerikanische Dokumentarfilmerin Alison Klayman hat Ai Weiwei über drei Jahre begleitet und dabei sowohl seine Arbeitsweise als auch seine Ambitionen in spannender Weise eingefangen. Im Rahmen der amerikanische Doku-Serie Frontline erschien 2011 eine Folge mit dem Titel „Who’s Afraid of Ai Weiwei“ bei der Alison Klayman maßgeblich mitgewirkt hat. Insofern ist die Doku „Never Sorry“ nur die konsequente Weiterführung dieser Arbeit, die dem Zuschauer immer wieder vor Augen führt, wie wichtig es ist, sich zu engagieren. Die im Westen genossene Freiheit ist keinesegs eine Selbstverständlichkeit, sondern ein Menschenrecht und Kulturgut, das es zu bewahren gilt.

Auch wenn Ai Weiwei selbst, beziehungsweise sein Team, einige Dokumentationen über seine Projekte gedreht hat, die zum Teil auch frei verfügbar im Internet zu sehen sind, bietet „Never Sorry“ mit seinem filmischen Ansatz, der sich weitgehend auf eine Beobachtung des Künstlers zurückzieht, einen großartigen und lohnenswerten Einblick in die Welt des Ai Weiwei. Und zeigt auch immer wieder den Spagat auf, den der Künstler zwischen weltweitem Kunstbetrieb und politisch motivierter, chinesischer Aktionskunst zu leisten hat.

Fazit: Alison Klaymans beeindruckende Doku über dem chinesischen Konzeptkünstler und Aktivisten Ai Weiwei ist ein lohnendes Kinoerlebnis, bei dem auch weniger Kunstinteressierte auf ihre Kosten kommen. Ein Plädoyer für die Menschenrechte, das durch einen charismatischen Protagonisten wirkt.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

aiweiweineversorry_plakatAi Weiwei: Never Sorry
Genre: Biographie, Kunst, Dokumentarfilm
Länge: 91 Minuten, USA, CH
Regie: Alison Klayman
Mitwirkende: Ai Weiwei
Vertrieb: DCM
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 14.06.2012

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