Arlo & Spot: Auf der Urzeit-Farm

Für #Couchpotatoes aus dem Archiv Filme für die kalte Jahreszeit: Heute mit dem Animationsabenteuer „Arlo & Spot“ von 2015. Bei Pixar beziehungsweise dem Walt Disney Konzern mag man sich gedacht haben, dass Dinosaurier immer ein schönes Filmthema sind. Das konnte man in diesem Jahr auch schon bei dem neuen Installment von „Jurassic Park“ bewundern. In „Arlo & Spot“ werden die Urzeitgesellen in eine Welt gestellt, die nicht vor 65 Millionen Jahren von einem Meteor getroffen wurde. Die Dinos sind folglich auch nicht ausgestorben.

Nachdem eben jener Metoriteneinschlag nicht stattgefunden hat, der für eine Veränderung der Erdatmosphäre und das Dinosterben verantwortlich war, entwickeln sich die Riesenechsen. Sie bilden so etwas wie eine Gesellschaftsform aus. Selbstverständlich können die Tiere in dem Animationsabenteuer wie in jeder Fabel auch reden.

Die Apatosaurier haben sich zu Farmern entwickelt. Apatosaurier gehören zu jenen riesigen Pflanzenfresser mit langem Hals und dem langem Schwanz. Nach neuester Theorie handelt es sich aber nicht um Brontosaurier, sondern um eine eigene Art. Mama und Papa Apatosaurus bewirtschaften eine Farm und erwarten Nachwuchs. Aus den drei Eiern schlüpfen auch drei junge Dinos. Arlo ist der jüngste und anders als sein draufgängerischer Bruder und seine kluge Schwester schlüpft aus dem größten Ei, der kleinste Dino. Und der ist auch in anderer Hinsicht etwas aus der Art geschlagen.

Sprechende Dinos und wilde Menschen

Arlo ist ein Angsthase, wie er im Buche steht, aber eigentlich ganz aufgeweckt. Trotzdem gelingt es ihm vor lauter Furcht selten, seine Aufgaben auf der Farm zu erledigen. Dabei würde er sich so gerne seinen Fußabdruck auf dem Vorratsspeicher der Familie verdienen. Als sich dann ein Schädling über die Wintervorräte hermacht, ist es Arlos Aufgabe, diesen zu fangen. Wenn der junge Dino dann aber ein wildes Menschenkind im Mais überrascht, schafft er es doch nicht, den Schädling zu fangen. Aber Papa lässt nicht locker und verfolgt das Menschenkind zusammen mit Arlo. Mit fatalen Folgen.

Arlo findet sich allein in der Wildnis wieder und weiß nicht, wie er wieder nach Hause kommen soll. Ausgerechnet das Menschenkind hilft ihm dabei. Unterwegs erleben die ungleichen Freunde einige Abenteuer und lernen neue Freunde und neue Feinde kennen.

Eine außergewöhnliche Freundschaft

Im Grunde ist „Arlo & Spot“ der im englischen Original „The Good Dinosaur“ heißt, eine klassische Abenteuergeschichte für Kinder. Der junge Held muss seine Angst überwinden und dabei steht ihm ein „Haustier“ zur Seite. Nicht nur die epochale Wildnis in „Arlo & Spot“ lässt den Zuschauer gelegentlich an Jack Londons „Wolfsblut“ denken. Aber auch einige Disney-Klassiker werden hier zitiert. Einiges – wie etwa die Flugsaurier- erinnert an das „Dschungelbuch“ und für den dramatischen Teil zitiert das Dino-Abenteuer den „König der Löwen“.

Soweit so gefällig. Und auf dieser Abenteuerebene funktioniert „Arlo & Spot“ ganz gut, wenn auch nach absehbarer Dramaturgie und mit einigen Klischees. Anders als bei fast allen vorangegangenen Pixar-Filmen verfügt die Abenteuergeschichte aber nicht über eine Betrachtungsebene für ältere Zuschauer. Das hat sonst immer einen Mehrwert dargestellt. Der Dino und sein Mensch sind auch von Charakterdesign ganz auf eine junge Zielgruppe ausgerichtet. Das Kindchenschema der Figuren ist unverkennbar und wirkt bisweilen irgendwie deplatziert in der großartig animierten, gelegentlich erschreckend realistischen und detailreichen Landschaft.

Der große Knackpunkt des Animationsabenteuers ist aber eben jener Twist, der das eigentlich charmante der Idee ausmachen sollte. Die Frage, was wäre, wenn die Dinos nicht ausgestorben wären. Fast jedes Kind weiß, dass Menschen und Dinos nicht zusammen auf dem Planeten existiert haben. Diese Begegnung hätte also ganz spannend werden können. Sie wird von der Geschichte aber tatsächlich auf das oben angesprochene Motiv „Der Junge und sein Hund“ reduziert.

Fantastische Landschaften

Gerade deshalb wäre es wichtig gewesen, etwas mehr Plausibilität in die Entwicklung der Dinos zu legen. Aber gerade hier hakt es im Detail und viele Aspekte wirken nicht so recht überzeugend. Was wohl vor allem daran liegt, dass die Verantwortlichen um Regisseur Peter Sohn entschieden haben, ein idealisiertes Bild einer allzu menschlichen Gesellschaft zu zeichnen, die naturverbunden und agrarisch geprägt ist.

Mensch könnte „Arlo & Spot“ auch als Dino-Western bezeichnen. Die Tyrannosaurus Rex treten dabei als Cowboys auf, die ihre Herde aus urzeitlichen Bisons durch die weite Prairie treiben. Die Apatosaurier als Farmer, die von Maisanbau leben. Das bildet aber auch den amerikanischen Nordwesten ab, der für die Landschaft Pate stand. Auf dieser uramerikanischen Grundlage werden traditionelle Familienwerte vermittelt und der junge Held muss seine Angst überwinden, ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft zu werden.

Arlo & Spot“ ist der 16. Spielfilm der Animationsschmiede Pixar und der zweite, der in diesem Jahr in die Kinos kommt. Allerdings auch einer der am wenigsten überzeugendsten. Der große Pluspunkt des Abenteuers ist die majestätische, großartig animierte Landschaft. Die weitgehend kindgerechte Story hat so ihre Längen und Unstimmigkeiten.

Bewertung: 5 von 10.

Arlo & Spot
OT: The Good Dinosaurier
Genre: Animation, Fantasy, Familienunterhaltung
Länge: 93 Minuten, USA, 2015
Regie: Peter Sohn
FSK: ab 6 Jahren
Verleih: Disney /Leonine
Kinostart: 26.,11.2015
DVD- & BD-VÖ: 31.03.2016

Schreibe einen Kommentar