Ellis – Staffel 1: Polizeiversagen

Sogar die Polizei braucht gelegentlich jemanden, der Probleme löst. DCI Ellis ist so eine Fixerin und hat das zweifelhafte Privileg, eingefahrene oder problematische Ermittlungen übernehmen zu dürfen. Zu sehen war die britische Krimi-Serie bereits als ZDF Sonntagskrimi. Nun veröffentlicht Edel Motion die Serie für das klassische Home-Entertainment.

Als Detective Chief Inspector (DCI) Ellis (Sharon D. Clarke) nach längerer Beurlaubung wieder in den Dienst der Polizei tritt, bekommt sie Sonderaufgaben zugeteilt. Sie wird als Problemlöserin eingesetzt. Immer wenn in Nordengland Ermittlungen der örtlichen Kollegen festgefahren sind oder anderweitig problematisch, wird DCI Ellis hingeschickt um die Ermittlungen zu leiten und möglichst zum Abschluss zu bringen.

Zunächst führt die neue Aufgabe Ellis nach „Hanmore“, wo der Sohn einer Politikerin tot aufgefunden wurde. Anschließend untersucht Ellis in „Callorwell“ das Verschwinden eine Polizistin. Und zum Abschluss der ersten Staffel muss in „Brindleton“ das Verschwinden eines Paares in den Flitterwochen untersucht werden.

Die Ermittlerin

Die schwarze Polizistin mit analytischem Verstand, außergewöhnlichem Einfühlungsvermögen und einem Auge für Fakten und Details ist keine Frau vieler Worte. Ihr Job bringt bereits eine gewisse unwillkommene Grundspannung mit, denn die örtlichen Kolleg:innen fühlen sich in der Regel persönlich beleidigt, wenn ihnen jemand die Ermittlungen entzieht.

DCI Ellis scheint da mit Erfahrung, starkem Blick und resoluter Organisation gewappnet zu sein. Dennoch hat Ellis auch ein zumindest komplexes Verhältnis zu ihrer Tochter, der sie immer wieder unbeantwortete Kurznachrichten schreibt. Was Genaues weiß man nicht.

Die erste Staffel der Krimi-Serie „Ellis“ besteht aus drei spielfilmlangen Ermittlungen, die auch in Original so ausgestrahlt wurden. Anders etwa als die Neuauflage von „Adam Dalgliesh“, die von den selben Sendern – Channel 5 und Acorn TV- produziert wird und auch spielfilmlange Ermittlungen zeigt. Nur bilden dort je zwei 45Minüter einen Fall. Soviel dazu. Ab in die Ermittlungen, die im Original schlicht mit dem (fiktiven) Einsatzort betitelt sind und auf Deutsch einen eigenen Titel erhalten haben.

„Hanmore“ aka „Blut und Wasser“

DCI Ellis hat gerade erst wieder den Dienst aufgenommen. Ihr erster Fall ist bereits hochsensibel, denn es sind Prominente involviert und das öffentliche Interesse ist hoch. Der Sohn eines ehemaligen Parlamentsmitglieds wurde tot aus dem Wasser gefischt und dessen Freundin ist auch nach Tagen noch verschwunden.

Die örtliche Polizei von Hanmore kommt nicht weiter und hat sich auf die Ermittlungen im prominenten Todesfall konzentriert. DCI Ellis brüskiert den hiesigen Chef Belmont indem sie die Suche nach der Vermissten in den Vordergrund stellt. Sie könnte noch am Leben sein. Entnervt stellt Belmont den Detective Sergeant (DS) Harper (Andrew Gower) ab, um Ellis im Auge zu behalten.

Doch Harper kommt mit der zeitweisen Vorgesetzen und ihrer pragmatisch resoluten Art gut zurecht und erkennt, wo die bisherige Polizeiarbeit schwächelte. Schnell gesteht er Ellis, dass er über sie Bericht erstatten soll, was die Zusammenarbeit eindeutig erleichtert. Die Ermittlungen sind schon vertrackt genug.

„Hanmore“ wurde von Regisseur Nick Hurran („Sherlock“) sehr souverän und packend in Szene gesetzt. Die Auftaktfolge ist auch deshalb die Stärkste der Serie, weil die Charaktere neu und faszinierend sind. Immerhin ist als „Serienneuheit“ eine Schwarze Ermittlerin mit Sonderrechten unterwegs und der Falls selbst weiß mit Abgründen zu überzeugen. (Einzelwertung 8/10)

„Callorwell“ aka „Familienbande“

Seit Hanmore hat DCI Ellis einen Mitarbeiter. Harper hat seine Stelle gekündigt, kurz als Barmann gejobt und wurde dann der Sonderermittlerin zugeteilt. Nun ist in Callorwell eine junge Polizistin verschwunden. Jenny Rawler verschwand ausgerechnet als eine lokale Bandenchefin verhaftet wurde. Der Chef der Polizeistation hat sich krankschreiben lassen und die Vertretung DI Morrison beteuert arrogant alles im Griff zu haben.

Ellis hat nicht den Eindruck, man würde die Kollegin vermissen und möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit der Inhaftierung. Aber die Sache bleibt vertrackt und die Kollegen vor Ort sind alles andere als hilfreich.

Die Regie übernimmt Ryan Tohill („Dalgliesh“), die Ermittlungen des Sonderteams finden ihre Routinen und die Landschaft ist etwas weniger finster verwunschen. Dadurch, dass eine komplett andere Dynamik zwischen den Ermittlerfiguren herrscht gibt es eine stimmige weitere Ebene in der Krimiserie. (Einzelwertung 7/10)

„Brindleton“ aka „Am Abgrund“

Der Fall hat bereits landesweit Interesse geweckt. Scheinbar spurlos ist ein frisch verheiratetes Paar verschwunden. Der Camper der Flitterwöchner wurde verlassen aufgefunden. Von den Menschen keine Spur. Die örtliche Polizei gesteht ein, überfordert und ahnungslos zu sein und ist erleichtert über die Unterstützung.

Ellis und Harper müssen sich erstmal der selbsternannten Journalisten und „True Crime“ Blogger erwehren, die schon etliche Spuren unbrauchbar und mögliche Tatorte mit eigenen Spuren verseucht haben. Dann wird ein Handy gefunden und eine menschliche Hand.

Unter der Regie von Andy Tohill („Dalgliesh“) entwickelt sich ein Wettlauf zwischen Polizei und Social Media, der vor allem darauf abzielt, zu zeigen, dass Polizeiarbeit massiv behindert wird. Die Ermittlungen haben einige überraschende Wendungen zu bieten, doch einige Charaktere bleiben statistenmäßig blass. Insgesamt ist „Am Abgrund“ vielleicht der schwächste Fall der sehenswerten Serie. (Einzelwertung 6/10).

Frischer, kalter Wind bei Krimiserien

Insgesamt bringt „Ellis“ aufgrund der Serienkonzeption eine echte Bereicherung in das Krimi-Genre. Und das ist angesichts der jahrzehntelangen Krimi-Versessenheit des Publikums schon eine nicht geringe Leistung. In Ellis ist nichts „Cozy Crime“ aber auch nichts „blutiger Thriller“. Die Erie ist eindeutig eine Polizei-Show mit Brennpunkt auf die Ermittlungen und die Ermittler.

Dabei ist Ellis eine Figur, wie es sie bislang nicht zu sehen gab. Und auch die ständige Veränderung des Einsatzortes versetzt die Ermittler und damit das Publikum jedes Mal wieder in die Notwendigkeit sich neu zu orientieren. Das ist schon eigenwillig, charakterstark und auch packend.

Die Serienidee stammt von Paul Logue und Sian Ejiwunmi-LeBerre. Logue ist ein alte Hase im Geschäft und hat für quasi alle beliebten britischen Krimi-Serien geschrieben. Von „Inspektor Barnaby“ über „CDI Banks“ und „Vera“ bis zu „Mord auf Shetland“. Sian Ejiwunmi-LeBerre hat als Sian Martin auch eine Schauspielkarriere. Doch als Drehbuchautorin hat sie bislang für die Serien „Murder is Easy“ und „Nautilus“ geschrieben. Bei „Ellis“ ist sie erstmals mitverantwortlich für das Serien-Konzept.

„Ellis“ bereichert das Krimi-Serien Genre um eine charismatische Ermittlerin und eine ungewöhnliche Arbeitsweise. Das hat hohen Wiedererkennungswert und eine eigene Bildsprache. Durch die wechselnden Einsatzorte, kommt in jedem Fall eine lokale Komponente dazu, die für ein zusätzliches Überraschungsmoment sorgt. Serien-Nachschub soll aufgrund der guten Publikumsreaktion bereits in Arbeit sein.

Bewertung: 7 von 10.

Ellis Stafffel 1
OT: ellis Season 1
Genre: Krimi, Serie
Länge: 270 Minuten, GB, 2024
Idee: Paul Logue, Sian Ejiwunmi-LeBerre
Regie: Nick Hurran, Ryan Tohill, Andy Tohill,
Schauspiel: Sharon D. Clarke, Andrew Gower,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
Digital-VÖ: ab 11.08.2025
DVD-VÖ: 29.08.2025

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