Erstmals mit Gesang? Bei Betrachtung des Album Covers von Kombynat Robotrons „Aank“ denke ich, da hat jemand „Zähne zeigen“ falsch verstanden; weder im Sinne eines Lächelns noch im Sinne der Dentalvorsorge. Der Fantasietitel mag also auch den lautmalerischen Versuch darstellen mit Zahnweh und Lappen im Maul „krank“ zu sagen. Die Kombo aus Kiel – und nicht aus dem Gebiet der ehemaligen DDR – liefert lupenreinen schwer riffenden, psychedelischen Sound mit Krautrock-Puls. Digital und als Vinyl ab dem 25. Juli auf Fuzz Club Records.
Kiel bewohnte ich, Psychedelic Rock mag ich, aber Kombynat Robotron sind mir in den 7 Jahren ihres Bestehens noch nie untergekommen. Dabei hat die Band just mit „Aank“ das 7. Album veröffentlicht und auf Bandcamp gibt es noch diverse andere (digitale und/oder live) Formate zu erstehen. Ich las im weltweiten Netz davon, dass das Trio früher ein Quartett war und instrumental; ich las, dass Teile vom Kombynat auch anderweitig fremdmuszieren. Kann ich alles nicht bestätigen, die Band selbst ist mit biografischen Infos, gelinde gesagt, sparsam.
Wohl aber ist „aank“ anders als vorher und irgendwie auch zugänglicher. Ob das nun auch besser ist, mag die Fanbase bewerten und jene, die wegen „aank“ dazugehören wollen. Aus zeitlichen Gründen und weil die Vergangenheit für das Vorliegende nur bedingt präsent ist, hab ich fix am ausufernd gejammte, psychedelische früheren Musikzieren angerührt – und erhebliche Unterschiede festgestellt. Kann die geneigte Nerdschaft ja auch selbst, liegt ja alles zugänglich rum.
Staub! Sterne oder Straße?
Auf „aank“ legen Kombynat Robotron in knapp 42 Minuten 8 Lieder vor, die schwer riffend und schwer rockend psychedelische Sounds rauskloppen, mit Ausnahme des Titelsongs, der instrumental und zurückgenommen eine elegische Sound-Landschaft mit Akustikgitarre und Synthie-Teppich hervorzaubert. Ich persönlich finde es seltsam ein Gesamtwerk nach der Ausnahme zu benennen, aber für das Trio (jetzt mit Gesang) mag sich das als Neukalibrierung stimmig anfühlen.
Prägendes Stilmittel auf „aank“ ist der pumpende Beat, den einige Kollegen so gerne als Krautrock typisch bezeichnen, weil die seligen Can, darauf mal rumgeritten sind. Krautrock ist aber mehr als das und im Leben nicht so heavy gewesen. Da kommen Hawkwind mit ihrer Silver Machine schon eher als Paten in Frage. Geschenkt.
Pumpen können Kombynat Robotron wie keine zweiten (außer vielleicht Sound of Smoke) und die Songs „Staub“, „Morast“ und „Schnee“ laden in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und diffenzial getriebenem Feintuning zu Headbangen und Veitstanz ein. Allein, der Sound ist recht gleichbleibend. Das gilt freilich auch für Motörhead und Bad Religion, ist aber hier doch etwas auffällig, weil es auf der zweiten Viynlseite ähnlich zugeht wie auf der ersten. Nur der Abschluss „Finsternis“ ist anders und unterscheidet sich in Klarheit vom Gesamtsound des Rests.
Finsternis! Nachtmar oder Wachtraum?
Ich nehme mal an, dass bei langen Improvisationen auf der Bühne ein solides, gleichbleibendes Rhythmusgerüst hilfreich ist, auf Scheibe wird das eher monoton. Dann wieder weiß ich die knackigere Songstrukturen sehr zu schätzen und die Stimme – also den Gesang, ergo die Vocals – als zweites Leadinstrument mit deutschem Tönen als Soundelement zu würdigen. Allein da ist noch Luft nach oben, selbst wenn das Londoner Label Fuzz Club Records das Trio von der Bühne weg unter Vertrag genommen haben soll. Plattenvertrag? Was war das nochmal genau.
Butter bei die Fische, wie wir im Norden sagen: Kobynat Robotron rocken schwer und überzeugend. So tighte Rhythmen kriegt man im Schwerlast-Sektor selten auf die Planken. Darüber hin entwickelt sich die Band, entweder ausnahmsweise oder grundlegend, weg vom Verschwurbelten, Verkopften hin zum Tanzenden, Körperlichen. Folgt fort dem Pfad zum Licht.
Kombynat Robotron – Aank: Album Review
Genre: Psychedelic Rock, Heavy Rok, Stoner, Krautrock
Länge: 41:46 Minuten, D, 2025
Interpret: Kombynat Robotronik
Label: Fuzz Club Records
Format: Digital, Vinyl,
VÖ: 25.07.2025
Kombynat Robotron bei Bandcamp
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Fuzz Club Records
Bandseite Kombynat Robotron