Copa 71: Ballkontrolle

Demnächst startet die Europameisterschaft im Frauenfußball in der Schweiz. Anlass genug, über eines der bestbesuchten Turniere im Frauenfußball zu berichten, das von der FIFA direkt nach der Austragung scheinbar systematisch totgeschwiegen wurde. Die Copa Mundial 1971 in Mexiko. Damals haben rund 100.000 Zuschauer:innen das Endspiel zwischen Mexiko und Dänemark live im Stadion verfolgt. Wieso weiß das keiner? Zu sehen und zu erleben ab dem 26. Juni 2025 im Kino.

Nachdem in Mexiko 1970 die Fußball-Weltmeisterschaft der Herren ausgetragen worden war, sollten die Sportstätten weiter genutzt werden und der Getränkehersteller Martini & Rosso finanzierte eine Frauenfußball-WM. Die wurde wie ein ähliches Turnier im Jahr zuvor von der FIEFF (Federazione Internazionale e Europea di Calcio Femminile) organisiert.

Das Turnier fand mit sechs eingeladenen Teams statt. Neben Gastgeber Mexiko waren Argentinien, Italien, Dänemark, Frankreich und England dabei. Gespielt wurde im Azteken-Stadion in Mexiko-City mit Platz für 110.000 Zuschauer und dem Jalisco-Stadion in Guadalajara mit Fassungsvermögen für 58.000 Leute. Die Fernsehbilder zeigen, dass die Spiele der Frauen sehr gut besucht waren.

Das Turnier fand gegen den erbitterten Widerstand der FIFA statt, die ihren Mitgliedsverbänden mit Strafen und Ausschluss drohten, sollte sie den Frauenfußball und das Turnier unterstützen. Auch kam es während des Turniers zu einer Art Streik, weil männliche Profi-Fußballer bei den Damen nachfragten, was sie denn bei dem Turnier verdienen würden, während die Veranstalter sich dusselig verdienten.

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Die Fußballerinnen waren aber froh überhaupt spielen zu dürfen. Heute ist kaum noch nachvollziehbar, welche Widerstände dem Frauenfußball entgegengebracht wurden. Auch davon erzählt diese engagierte Doku. Vor einigen Jahren kam hierzulande bereits die Frauenfußball-Doku „Das Wunder von Taipeh“ in die Kinos. Darin geht es um den deutschen „Weltmeisterinnen-Titel“ von 1978. Auch das kein offiziell anerkanntes FIFA-Turnier und kein Ruhmesblatt für den Deutschen Fußballbund.

An dieser Stelle noch einmal der kategorische Hinweis, dass auch Dokumentarfilme eine Erzählhaltung, ein Narrativ haben, dessen sollte sich das Publikum immer bewusst sein. Gerade in modernen Zeiten von Fake News, KI und Social Media sollte mensch Bildern nicht unkritisch glauben. Und dennoch scheint es extrem plausibel, dass das originale Bildmaterial in der Versenkung verschwunden ist und der Frauenfußball systematisch unterdrückt wurde.

Die heute am schnellsten wachsende Sportart Frauenfußball, war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Großbritannien sehr beliebt und wurde systematisch verhindert und unterdrückt. Oder wie es der Historiker im Film ausdrückt: Es ist eine Frage von Macht und Geschlecht, wer kicken darf und wer die Deutungshoheit über den Fußball hat.

„Copa 71“ tritt als Doku auch an, um ein Ungleichgewicht in der Sportberichterstattung geradezurücken. Dabei kommen auch die Fußball-Heldinnen von damals zu Wort und ihr Sport, ihr Mut und ihr Vorbild werden endlich gewürdigt. Die damaligen, in Farbe gedrehten Originalaufnahmen sind aber auch von historischer Bedeutung in der Sportberichtserstattung. Eigentlich muss jeder Fußball-Fan den Film sehen. Ende der Diskussion.

Bewertung: 8 von 10.

Copa 71
OT: Copa 71
Genre: Doku, Sport
Länge: 90 Minuten, UK, 2023
Regie: Rachel Ramsey, James Erskine
Miwirkende: Carol Wilson, Elena Schiavo, Elvira Aracén, Ann Stengård, Birte Kjems, Nicole Mangas, Silvia Zaragoza,
FSK: nicht geprüft
Verleih: Grandfilm
Kinostart: 26.06.2025

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