Zwei vom alten Schlag: Boxen mit Notfall-Knopf

Zugegeben, die Skepsis war groß, als die beiden alten Männer Silvester Stallone und Robert DeNiro zum ersten Mal seit „Cop Land“ (1997) wieder gemeinsam vor der Kamera standen. Und dann auch noch als abgehalfterte Boxer. Doch Regisseur Peter Segal kann auf eine gelungene Story bauen, die zwar in den absehbaren Bahnen des Sportdramas verläuft, aber mit viel Humor und gelungenen Szenen die alten Hollywoodrecken inszeniert. „Zwei vom alten Schlag“ kam 2014 in die Kinos.

Vor Jahrzehnten haben die beiden Halbschwergewichtler Henry „Razor“ Sharp (Silvester Stallone) und Billy „The Kid“ McDonnen (Robert DeNiro) aus Pittsburgh ihren Sport dominiert. Im direkten Duell um die Weltmeisterschaft hatten beide jeweils einmal den Sieg errungen. Zum Entscheidungskampf kam es allerdings nie, weil sich Razor völlig überraschend aus dem Boxsport zurückzog. Heute besitzt The Kid ein Autohaus und betreibt eine Bar, in der er auch regelmäßig als Comedian auftritt, während Razor seit Jahren wieder im Stahlwerk arbeitet.

Als der junge Dante Slate (Kevin Heart), Sohn eines windigen Boxpromoters, auftaucht und den beiden das Angebot macht, sich für ein Videogame filmen zu lassen, ist Razor nur einverstanden, weil er dringend Geld braucht, um seinen alten Trainer Louis (Alan Arkin) in einem neuen Altenheim unterzubringen; und nur, wenn er McDonnen nicht begegnet. Doch schon im Studio treffen die beiden ehemaligen Rivalen aufeinander und die Situation eskaliert.

Wer ist nach 30 Jahren der Champ im Ring?

Dante wittert seine Chance, einen echten Kampf zwischen den beiden zu promoten. Und diese an sich lächerliche Aktion zieht immer größere Kreise. Auch Dank zweier alter Sturköpfe, die so ziemlich jede Promotionaktion versemmeln. Doch die Ankündigung des Entscheidungskampfes, des Grudge Match, treibt auch alte Bekannte aus ihren Löchern. Razors alte Flamme Sally (Kim Basinger) und ihr Sohn B. J. (Jon Bernthal) etwa werden ziemlich schnell in die Auseinandersetzung hineingezogen.

Sicher, wer mit Sportdramen amerikanischer Machart nicht viel anfangen kann, der wird sich schon fragen, wie man einer solchen absehbaren Dramaturgie etwas Sehenswertes abgewinnen kann. Aber Sportfilme funktionieren wie andere Genrefilme auch nach gewissen Regeln. Darunter aber versteckt sich in „Zwei vom alten Schlag“ eine gut aufbereitete Geschichte, die in ihrer Aussage, dass alte Menschen keineswegs notwendigerweise zum alten Eisen gehören, ein wenig an Clint Eastwoods „Space Cowboys“ erinnert.
Hinzu kommt, dass die beiden Hauptdarsteller in „Grudge Match“ jeweils schon sehr erfolgreich einen Boxer gespielt haben und dafür sogar mit Oscars ausgezeichnet wurden, „Raging Bull“ (Deutsch: Wie ein wilder Stier“, 1980“) und „Rocky“ (1976) gehören heute zu den Klassikern des Boxfilm. Mit diesen realen Referenzen spielt Segals Film sehr gekonnt.

Hollywood Stars in selbstironischen Rollen

Selbstredend sind die beiden Darsteller ebenso älter geworden wie ihre Charaktere in „Zwei vom alten Schlag“. Doch das Drehbuch weiß damit geschickt zu spielen und inszeniert die Dinos mit einem Augenzwinkern. Relikte, die mit modernen Medien und Sportarten kaum etwas anfangen können. Egal, ob „Blue Screen“-Aufnahmen, Youtube oder auch Mixed Martial Arts (MMA), das Auftreten der beiden Boxer sorgt für witzige, flotte verbale Kabbeleien und handfeste Szenen. Das macht den eigentlichen Reiz der Sport-Komödie aus. Verglichen etwa mit DeNiros aktueller Doppelrolle in dem Mafia-Drama „The Alto Knights“ ist der Umgang mi der eigenen Filmgeschichte hier deutlich stimmiger und unterhaltsamer ausgefallen.

Regisseur Peter Segal („Get Smart“, „Die Wutprobe““) hat den Darstellern am Set viel Freiraum für Improvisationen gegeben. Auch Kevin Heart, der eher ein jüngeres Publikum anspricht und mit einer extrem klischeehaften Rolle geschlagen ist, hat seine gelungenen Momente neben dem Ring. Pittsburgh selbst spielt als alte Stahlstadt, die an den Folgen des Strukturwandels zu leiden hatte, eine Rolle im Film. Die kommt zwar etwas ausgelutscht daher, ist als Kulisse für Razor und The Kid absolut stimmig.

Auch das Bonus-Material der Blu-ray weiß gut zu unterhalten: Es gibt Features mit Hevin Heart und den Boxern Mike Tyson und Evander Holyfield, die auch im Film zu sehen sind. Schwergewicht-Champion Larry Holmes meldet sich zu Wort, und es gibt Eindrücke vom Set und der Kampfchoreographie mit DeNiro, Stallone und Peter Segal. Außerdem sind auch alternativer Anfang und Ende enthalten und einige, allerdings nebensächliche entfallene Szenen, die Regisseur Segal jeweils ansagt.

Die Box-Komödie „Zwei vom alten Schlag“ weiß mit viel intelligentem und selbstironischem Witz und zwei absolut passionierten Hauptdarstellern zu punkten. Kein Knock Out, aber ein ganz klarer Sieg nach Punkten.

Bewertung: 3.5 von 5.

Zwei vom alten Schlag
OT: Grudge Match
Genre: Sport, Drama, Komödie
Länge: 113 Minuten, USA, 2013
Regie: Peter Segal
Schauspiel: Sylvester Stallone, Kevin Hart, Kim Basinger, Robert DeNiro
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Warner (Universal)
Kinostart: 09.01.2014
DVD- & BD-VÖ: 22.05.2014

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