Die Katastrophe in Japan liegt dieser Tage wie ein düsterer Schatten über der Welt. Meine Sprachlosigkeit schlägt mir aufs Gemüt. Und doch geht vielerorts der Alltag weiter, immer mit bangem Blick auf die Nachrichtenticker. So auch auf dem Unterhaltungssektor in der Hansestadt. Hier sind die Empfehlungen der Woche.
LIVE: Momentan ist auf Hamburgs Bühnen ein ziemliches Drunter und Drüber: Angesagte, abgesagte, umgelegte, verschobene und ausverkaufte Konzerte und das Informationschaos ist perfekt. Die Beatsteaks (22.3.) und Madsen (21.3.) sind definitiv ausverkauft. Der Auftritt des kolumbianischen Soundsystems Systema Solar sollte am 17.3. (heute!) eigentlich in der Fabrik stattfinden, allerdings war noch in den letzten Tagen auf deren Homepage zu lesen, das Konzert falle aus. Ist aber nicht so: Systema Solar spielen heute, allerdings woanders in der Stadt: In der Schule Schanzenstraße 105, dafür gibt’s den Eintritt für 10 statt 15 Euro.
Musik & Konzerte
Auch die Blues-Szene hätte sich besser organisieren können, doch nun haben Fans am 22.3. (Dienstag) die Qual der Wahl zwischen zwei sehenswerten Gigs: Entweder in den Cotton Club zum niederländischen Gitarristen Hans Theessink, der dort auf dem Weg zu einer ausgedehnten Skandinavien-Tour halt macht und ganz sicher wie auf seiner Scheibe „Birthday Bash“ von 2009 eine musikalische Sause veranstaltet, oder aber ab in die Fabrik: Dort gastieren am selben Abend die Music Maker Foundation mit den „letzten und verlorengegangenen amerikanischen Blues-Überlebenden“. Das Hamburger Abendblatt spricht vom „Buena Vista Social Club des Blues“. Eine Musik-Revue der besonderen Art, der ich wohl an diesem Abend den Vorzug geben würde, wäre ich nicht anderweitig beschäftigt.
Kino
Die Leinwand-Highlights dieser Tage liegen sind bewegende Dramen, sowohl „In einer besseren Welt“ als auch „Betty Anne Waters“ erzählen in eindrücklicher Weise Geschichten aus dem Leben. Hillary Swank als Betty Anne glaubt als Einzige an die Unschuld ihres inhaftierten großen Bruders (Sam Rockwell), der wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft verurteilt ist. Sie macht ihren Schulabschluss nach und studiert Jura, um ihrem Bruder zu helfen. Nach einer wahren Geschichte.
„In einer besseren Welt“ wäre für den dänischen Arzt und Familienvater vieles einfacher. Der Spagat zwischen dem problematischen Familienleben auf dem dänischen Land und dem Engagement in einem afrikanischen Flüchtlingslager wäre weniger problematisch. Doch das Leben ist eine Baustelle: Sein Sohn wird in der Schule gemobbt und seine Ehe steht vor dem Aus. Susanne Biers Familiendrama wurde jüngst mit dem Auslands-Oscar geehrt. „In einer besseren Welt“ ist anspruchsvolles dänisches Kino wie man es aus dem kleinen nördlichen Nachbarland gewohnt ist.
Home-entertainment
Wer im Kino das poppige Portrait der deutschen Dichterikone „Goethe“ verpasst hat, kann das nun auf der Couch nachholen. Die schönsten Filme für den Hausgebrauch kommen in dieser Woche allerdings aus Asien.
Der Großmeister des japanischen Trickfilms, Hayao Myazaki, hat sich von Christian Andersens kleiner Meerjungfrau inspirieren lassen und eine ganz eigene Variante des Themas inszeniert. Das Goldfischmädchen „Ponyo“ will unbedingt ein Mensch werden und mit Magie scheint das auch zu gelingen, doch Ponyos Verhalten bringt die Meereswelt in Aufruhr. Das weltberühmte Studio Ghibli erschafft einmal mehr eine zauberhafte Welt, auch wenn sich der Film diesmal eher an eine jüngeres Publikum wendet. Angesichts der katastrophalen Geschehnisse in Japan, ausgelöst durch Erdbeben und Tsunami, plage ich mich schon einige Tage mit der Frage, ob diese DVD-Empfehlung deplaziert ist? Doch andererseits ist „Ponyo“ nur ein märchenhaftes Filmabenteuer und das Timing ist schlicht unglücklich. (Zur Filmkritik).
Mit „Battle Wizzard – Das Blut der roten Phyton“ feiert eine fast vergessene Trash-Perle des asiatischen Kinos von 1977 seine deutsche DVD-Premiere. Ein Prinz auf amourösen Abwegen düpiert sowohl die Gespielin wie deren Ehemann, worauf diese Rache schwören. Jahre später macht sich der nun erwachsene Sohn des Prinzen auf, um mit seinem Vater abzurechnen. Dazu braucht er die Kräfte der sagenumwobenen roten Python. Ein in Hongkong produziertes magisches Martial Arts-Spektakel mit allerlei Skurrilität und hohem Unterhaltungswert. Hier geht’s zur battle wizzard review.
Neue Musik
Die Scheibe der Woche liefert J. Mascis ab. Mit seinem Akustik-Solo-Album „Several Shades of Why“ beweist der mittlerweile 45-Jährige, dass er auch schöne Songs schreibt und nicht nur das Saitenquälen auf der elektrischen Klampfe beherrscht, das Mascis immer wieder so formvollendet bei Dinosaur Jr. zelebriert. Ganz ohne Gegniedel kommt Herr Mascis in seinen 10 Songs dann aber doch nicht aus und einige Gastmusiker finden sich auf dem Album auch. Indie-Folk-Fans kommen wohl nicht umhin, da mal ein Ohr zu riskieren: Beim Spin-Magazin gibt’s das Album im Stream.
Abschließend noch der Hinweis, dass die Deutsch-Japanische Gesellschaft ein Spendenkonto für die Opfer der Katastrophe in Japan eingerichtet hat. Auch über Facebook zu erreichen.
Kommt sicher durch die Woche.
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