Beating Hearts: Die Ballade von Jackie und Clotaire

Es verheißt nichts Gutes, wenn die Gauner noch einmal die Kofferräume ihrer Autos checken und diese voller Waffen sind. Doch das französische Drama „Beating Hearts“ nach einem Roman von Neville Thompson ist ebenso sehr derbe Gaunerballade wie herzergreifende Romanze. Zu bestaunen ab dem 27.März 2025 in den Kinos.

Clotaire (François Civil) hat noch was zu erledigen. Der 25-jährige ist gerade frisch aus dem Knast gekommen. Dort hat er für einen Raubüberfall mit Todesfolge 10 Jahre abgesessen, weil der Gaunerboss „der Pinsel“ (Benoît Poelvoorde) und seine Gang den Jugendlichen als Sündenbock benutzten.

Dabei hatte der junge Clotaire (Malik Friah) aufgrund seiner ärmlichen Abstammung ohnehin nicht viel zu erwarten vom Leben. Doch dann trifft das Teenager-Großmaul die intelligente und kecke Jackie (Mallory Wanecque). Das ist die ganz große Liebe, auch wenn die Kids das noch nicht checken. Damals, Ende der 1980er in industrieöden Norden von Frankreich.

Clotaire macht Karriere beim Pinsel, weil er hartnäckig ist und einstecken kann wie er austeilt. Jackie gefällt das nicht wirklich, aber das Unbändige, Selbstbestimmte gefällt der Tochter aus gutem Haus durchaus.

„Ich habe viel an dich gedacht. An uns, und was wir waren.“

Zehn Jahre später ist Jackie (Adèle Exarchopoulos) verheiratet mit dem Chef einer Autovermietung, der von der großen Klappe seiner Angestellten beeindruckt war. Doch dann taucht Clotaire wieder auf und das Kribbeln in der Magengegend ist wieder da.

Mag sein, dass der Rezensent auf seine alten Tage sentimental wird, mag auch sein, dass „Beating Hearts“ so gut verfängt, weil die eigenen Jugend in jenen Filmtagen stattfand. Viel wahrscheinlicher jedoch scheint mir, dass „Beating Hearts“ einfach ein mitreißender Film ist, dem es gelingt mit Gefühl und großer Geste zu packen.

Dem großmäuligen Charme des jungen Clotaire kann mensch sich ebensowenig entziehen wie der schlagfertigen Intelligenz der jungen Jackie. Wen die beiden ihren Groove finden, wird tatsächlich getanzt. und wunderbar und stimmig inszeniert. Später dann fühlt das Publikum mit in dieser verzweifelten Liebe, die am Leben gescheitert scheint, an den Umständen und dusseligen Karriereentscheidungen.

„Du hast alles kaputt gemacht.“

Das macht den zweiten großen Themenkomplex in „Beating Hearts“ aus: die mehr oder minder organisierte lokale Gaunerszene. Die ist zwar etwas klischeebehaftet, aber mit großer Intensität und ja, auch heiligem Ernst, dargeboten. Dabei beruht „Beating Hearts“ auf dem Roman „Jackie Loves Johnser OK?“ von Neville Thompson.

Der spielt eigentlich in Dublin und wurde im Heyne Verlag auch einmal auf deutsch aufgelegt, unter dem lahmen Titel „ Ein wildes Leben“. Da hat der französische Titel „L’amour ouf“ (vielleicht: „Atemlose Liebe“) deutlich mehr Wucht und Intensität. Aber egal, „Ein wildes Leben“ ist ohnehin längst vergriffen.

Es gäbe viel zu sagen und zu besprechen über diesen hinreißend intensiven Film, der fast drei Stunden läuft und auch mal derbe wird. Doch wozu die Magie zerreden? Langweilig wird’s nicht in der langen Spielzeit und die intensive Darstellung der Liebe auf beiden Zeitebenen ist mehr als genug um das Publikum zu fesseln. Das ist großes Kino, großes Gefühl. Pathetisches Kino mit der richtigen Portion Pathos. Gucken gehen.

Bewertung: 4 von 5.

Beating Hearts
OT: L’amour ouf
Genre: Drama, Thriller, Romanze,
Länge: 161 Minuten, F, 2024
Regie: Gilles Lellouche
Vorlage: Roman „Jackie Loves Johnser OK?“ von Neville Thompson
Schauspiel: Adèle Exarchopoulos, Mallory Wanecque, Malik Frikah, François Civil
FSK: ab 16 Jahren
Verleih: Studiocanal
Kinostart: 27.03.2025

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