Killing Season: Jägermeister

Männer allein im Wald reichen ja gemeinhin für einen unterhaltsamen Filmabend. Vor allem, wenn die sich gegenseitig an die Gurgel wollen. Aber dazu später mehr. Nun hetzt Regisseur Mark Steven Johnson Hollywoods die alternden Charaktermimen John Travolta und Robert DeNiro in einer Home-Entertainment Premiere aufeinander. Dabei kommen majestätische Landschaften ebenso zum Einsatz wie nicht verwundene Kriegstraumata. Auf geht’s in die Wälder.

Im Bosnienkrieg Mitte der 1990er Jahre werden einige serbische Soldaten von einem amerikanischen UN-Trupp gefangengenommen und aufgrund der Greueltaten, die sie im Zuge der ethnischen Säuberungen begangen haben exekutiert. Fast zwei Jahrzehnte später ist der Serbe Emil Kovac (John Travolta), der überlebte, immer noch auf Rache aus. Als er endlich den Soldaten ausmacht, der ihn erschießen sollte, geht er auf die Jagd.

enjamin Ford (Robert DeNiro) lebt seit seinem Bosnieneinsatz zurückgezogen in einer Waldhütte in Kentucky.
Jagen geht er allenfalls mit der Kamera und zu seinem Sohn und dessen Familie hat er kein Verhältnis. Gerade am Tag der Taufe von Benjamins Enkel taucht ein fremder Wanderer auf. Nach einem netten Abend beim Jägermeister gehen die Männer gemeinsam auf die Jagd, nur weiß Benjamin da noch nicht, dass er die Beute sein soll.

Jägermeister: Prost! Auf die Rache

Wie eingangs erwähnt gibt es in der Filmgeschichte, auch in der jüngeren, immer wieder Duelle in der Wildnis, oder auch Survivalfilme. John Bormans schiefgegangener Kanutrip „Beim Sterben ist jeder der erste (OT: „Deliverance“) konnte immerhin drei Oscarnominierungen einheimsen. In Auf Messers Schneide („The Edge“) liefern sich Alec Baldwin und Anthony Hopkins ein Duell auf Leben und Tod und in „Anatomie einer Entführung“ („The Clearing“) verschleppt Willem Dafoe den ahnungslosen Robert Redford. Leider erreicht „Killing Season“ diese Beispiele in keiner Weise.

Autor Evan Dougherty („Snow White And The Huntsman“) versucht zwar den Gegenspielern genügend Charakter mit auf den Weg zu geben und die Kriegsneurosen, die zu dem Konflikt führen auszuleuchten, aber sein Script kann über weite Strecken nicht gerade mit Originalität punkten. Zu häufig sind die Dialoge nah am Klischee. Psychologische Spätfolgen von Kriegsbeteiligungen in ein Actionkorsett zu packen, kann auch schon mal daneben gehen. Erstaunlich dann wieder das Ende, das irgendwie überraschend gelungen ist. Aber mehr wird hier nicht gespoilert.

Leben und Sterben in der Natur

Regisseur Mark Stephen Johnson kam mit seinem Filmschaffen bei der Kritik bislang nicht richtig an. „Daredevil“ und „Ghost Rider“ floppten ziemlich, und die RomCom „When In rome“ war auch nicht gerade der Knüller. Dabei hat Johnson es eigentlich drauf und schafft es gute, stimmungsvolle Bilder einzufangen. Leider ist sein Timing nicht so gelungen. Und bisweilen ziehen sich die mit elegischer Instrumentalmusik unterlegten Landschaftsaufnahmen endlos in die Länge. Vor dem finalen Showdown übertreibt es „Killing Season“ dann endgültig und ergeht sich in mehr als zehn Minuten in Naturstudien. Durchaus ermüdend.

Auch Travolta („Pulp Fiction“, „From Paris with Love“) und DeNiro („Taxi Driver“, „The Alto Knights“), die ja beide schon den einen oder anderen verzichtbaren Film gespielt haben, können die Kohlen diesmal nicht aus dem Feuer reißen. Die Handlung ist zu absehbar und die Actionszenen haben wenig Drive, ganz so wie es sich für alte Männer gehört. Auch das überstrapazierte musikalische Leitmotiv, Johnny Cashs Ballade „Don’t Take Your Guns To Town“ hat der Zuschauer deutlich schneller begriffen, als dem Film guttut.

Letztlich ist das Aufeinandertreffen der beiden Hollywood-Größen DeNiro und Travolta nicht genug, um den Survival-Thriller „Killing Season“ über Spielfilmlänge zu tragen. Der Actioner selbst ist leider so originell wie sein Titel „Jagdsaison“.

Bewertung: 2.5 von 5.

Killing Season – Zwei Killer, ein Krieg
OT: Killing Season
Genre: Thriller
Länge: 91 Minuten, USA, 2013
Regisseur: Mark Steven Johnson
Schauspiel: Robert DeNiro, John Travolta
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Splendid / WVG Meiden
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD-& BD-VÖ: 29.11.2013

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