Flow: Katzenwäsche

„Alles fließt“ wussten bereits die alten Griechen. Allerdings hat die Katze in dem Animations-Abenteuer „Flow“ es mit einer Flut zu tun, die sie auf eine fantastische Reise mit ungewöhnlichen Gefährten bringt. Gerade ist „Flow“ von der amerikanischen Filmakademie mit dem Oscar als bester Zeichentrickfilm 2025 ausgezeichnet worden. Nun kommt das Abenteuer ohne Worte am 6. März 2025 auch hierzulande in die Kinos.

Die schwarze Katze beginnt den sonnigen Tag damit durch den Wald zu streunen. Dann trifft Katze ein Rudel wilder Hunde, das kurz Jagd auf sie macht. Anschließend donnert noch eine Herde Rotwild durch das Unterholz und schüttelt Katze ganz schön durch. Es folgt eine Flutwelle, vor der Katze nach Hause flieht.

In dem verlassenen Haus am Fuße eines Berges stellt Katze fest, dass das Wasser stetig ansteigt. Auch die Katzenskulpturen werden schnell überspült. Auf die Bergspitze geflüchtet, scheint alles verloren. Doch dann taucht ein herrenloses Segelboot auf. An Bord findet Katze ein Capybara vor, ein Wasserschwein, das sich aufs Boot gerettet hat. Die beiden kommen bald miteinander klar.

Katzenskulpturen

Es dauert nicht lange, bis die beiden Zuwachs von einem/r Katta bekommen, einem Halbaffen, der so fasziniert ist von glänzenden Dingen, dass er fast ertrinkt. Auch der Labrador-Hund, der sein Rudel verloren hat, gesellt sich auf das Boot und schließlich kommt noch ein verletzter Sekretärvogel an Bord, der auch gleich das Ruder übernimmt.

Die kleine Gruppe fährt durch reine Welt, die vollends überflutet zu sein scheint. Vorbei an versunkenen Landschaften und durch überschwemmte Städte. Unterwegs gibt es in der Gruppe immer wieder Momente um sich zusammenzuraufen.

Der lettische Animationsfilmer Gints Zilbalodis hatte bereits einige Kurzfilme und 2019 dem hochgelobten Spielfilm „Away – Vom Finden des Glücks“ gedreht, bevor die europäische Ko-Produktion „Flow“ solche Erfolge feierte. Und das zu Recht. In Sachen Animation hat es lange kleinen so aufwändigen und schönen Film mehr gegeben. Das bedeutet nicht, dass in Sachen Handlung Friede, Freude, Eierkuchen herrscht.

Zivilisationsreste

Im Gegenteil: aus Sicht der Katze, die im Filmmittelpunkt steht, ist die Welt sehr bedrohlich. Auch und vor allem, weil das Bekannte untergeht und es keine Sicherheit und keine vertrauten Orte mehr gibt. So macht sich die tierische Reisegruppe eher im Sinne der Bremer Stadtmusikanten auf den Weg als die Gefährten auf Ringsuche. Etwas Besseres als den Tod findet sich überall. So entwickelt sich auch eine klassische Heldenreise.

Das kleine Boot passiert so einige faszinierende Orte. Hier zeigt sich, zu welchen faszinierenden Szenarien die Animationstechnik fähig ist, wenn eine fantasievolle Kreativität etwas zu erzählen hat. Bisweilen fühlte ich mich in dem menschenleeren und insofern post-apokalyptischen Szenario erinnert an frühe Abenteuer Abenteuer-Computerspiele. Wie etwa die damals belieben „Myst“ und „Riven“. Auch hier mussten die Spieler eine verlassene Welt erkunden, deren Funktionsweise nicht offensichtlich war und sich in einer fantastischen Welt behaupten.

Wieviel Leben hat eine Katze?

In „Flow“ übernehmen das die Tiere für das Publikum. Das Waterword-Szenario ist mit vielen schillernden Orten ausgestattet, die an sich schon schauwert genug sind, um aus dem Staunen kaum herauszukommen. Hinzu kommt noch die sehr gelungene Darstellung der tierischen Emotionen, ohne allzu sehr ins Vermenschlichen zu verfallen. Das ist sicherlich nicht nur der Natur abgeschaut, sondern auch vom humanen Miteinander geprägt. Dennoch bleiben die Tiere in ihren Hauptcharakteristika auch Tiere.

Nun lässt sich trefflich über Sinn und Botschaft der „Fabel“ philosophieren und auch das etwas überraschende Ende des Film gibt zu denken. Sicherlich sind in dem „Katastrophenszenario“, die Umweltkatastrophe, die Vertreibung und die Wanderungsbewegungen hin zu neuen lebenswerten Orten, schnell als Themen ausgemacht. Was als mögliche Lehre(n) dieses überreichen Zeichentrickfilms auch bleiben mag, „Flow“ funktioniert vielschichtig und auf mehreren Ebenen für unterschiedliche Publikumsgruppen und ist insofern universell verständlich und einfach schön anzuschauen.

Vor allem erzählt „Flow“ mit fantastischen Bildern eine schlichte, aber schöne Geschichte. Dabei wird aus den tierischen Hauptfiguren eine muntere Reisegesellschaft mitten in einem weltverändernden Ereignis. Dabei entsteht gerade durch die Tierbeobachtung und die wortlose Kommunikation eine faszinierende Ebene im Film von Gints Zilbalodis. Die nimmt praktisch das gesamte Publikum mit, sofern es sich auf den Film einlassen mag. Das ist schon große Animationskunst und ein Filmhighlight des noch jungen Jahres.

Bewertung: 4.5 von 5.

Flow
OT: Straume
Genre: Animation,
Länge: 85 Minuten, LV/B/F, 2024
Regie: Gints Zilbalodis
FSK: ab 6 Jahren
Verleih: MFA+
Kinostart: 06.03.2025

2 Kommentare

Günther Friedrich 2025/03/08

Ist der Film tatsächlich ein „Zeichentrickfilm? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

nofrank 2025/03/10

Hallo. Im engeren, handwerklichen Sinne ist es CGI, also Computergeneriert, und keine Handzeichnung. Der Begriff „UZeichentrick“ wird hier gleichbedeutend mit der Genrebezeichnung Anmationsfilm benutzt.

Schreibe einen Kommentar