Smile – Siehst du es auch?: Brutal ansteckend

Es gibt unterschiedliche Arten zu Lächeln. In dem US-amerikanischen Horror-Thriller „Smile – siehst du es auch?“ ist das diabolische Grinsen Anzeichen für höchste Gefahr. „Smile 2“ erscheint heute für’s Home-Entertainment, daher zunächst ein Blick auf den erfolgreichen Vorgänger von 2022. Die Psychiaterin Rose bekommt nach einem traumatisierenden Vorfall erhebliche Probleme.

Rose Cotter (Sosie Bacon) arbeitet als Notfall-Psychiaterin in einer Klinik. Eigentlich ist ihre Nachtschicht gerade vorbei, als das Telefon klingelt. In der Notaufnahme befindet sich eine völlig verstörte junge Frau. Rose widmet sich der Patientin.

Die junge Frau berichtet zerfahren von Verfolgungen und von Freunden, die plötzlich bedrohlich werden und sie angrinsen würden. Irgendwie scheint auch die Wahrnehmung der Frau gelitten zu haben und sie sieht bedrohliche Szenarien. Gerade als Rose glaubt, die Patientin beruhigt zu haben, steht diese diabolisch grinsend hinter ihr und verletzt sich selbst tödlich.

Rose erwähnt ihrem Freund Trevor (Jesse T. Usher) gegenüber Stress auf der Arbeit, und beim Abendessen mit ihrer Schwester und deren Mann ist Rose sehr gereizt. In den kommenden Tagen erlebt sie selbst jene Symptome, die ihr die junge Frau berichtet hat. Trevor hält seine Freundin zunehmend für hilfsbedürftig und ruft deren Psychiaterin Doktor Northcott (Robin Weigert) her, was Rose überhaupt nicht gefällt.

Psychokiller

Stattdessen beginnt sie nachzuforschen und bittet ihren Ex-Freund um Hilfe, den Cop Joel (Kyle Genner), der bereits den Todesfall in der Klink untersucht. Kyle recherchiert während Rose zunehmend die Kontrolle verliert. Etwas Diabolisches ist im Gange.

Wenn die eigene Wahrnehmung nicht mehr verlässlich funktioniert, bekommen Menschen Probleme. So auch Rose, die von einer teuflischen Macht besessen ist. Und so auch die Patientin zuvor, die sich vor ihren Augen getötet hat. Die medizinische und psychologische Erklärung für das Verhalten und die Probleme der Psychiaterin zielt auf posttraumatische Belastung. Was aber, wenn die Besessenheit real wäre?

Das Publikum weiß, nicht nur, weil es einen Horror-Film schaut, sondern weil es Roses Sicht teilt, dass da eine übersinnliche Boshaftigkeit ihre perfiden Spielchen spielt. Darin liegt im Grunde ein klassisches Motiv des Horror-Genres. Doch mit Exerzismen lässt sich dieser Bedrohung nicht beikommen, die weitergeben wird, indem jemand Zeuge eines brutalen Todes wird.

Painkiller

Auch das hat es in der Genre-Historie bereits gegeben. In Wes Cravens „Shocker“ (1989) flüchtet sich das substanzlose Böse eines Mörders auf dem elektrischen Stuhl direkt in die Stromleitung und zum nächsten Täter. Auch in „Dämon“ (OT: „Fallen“, 1998) von Gregory Hoblit, immerhin mit Denzel Washington, geht die Bösartigkeit eines Mörders durch flüchtige Berührung von einem Wirt zum nächsten.

Filmmacher Parker Finn nun hat in seinem Spielfilm-Debut „Smile“ eine ähnliche Bedrohung geschaffen und setzt vor allem auf gruselige Atmosphäre und genüsslich inszenierte Psychospiele. Der Brutalitäts- und Splatterfaktor halt sich dabei (in Genre-Maßstäben) in Grenzen und weiß durchaus schaurig zu unterhalten. Stimmige Bilder verzerrter Wahrnehmung und maßvoll eingesetzte Sound-Effekte zeigen ihre Wirkung.

Dazu trägt neben der effektvollen Inszenierung vor allen die intelligente Scream-Queen Sosie Bacon bei. Und dem Clou, dass ausgerechnet eine Psychiaterin mit dem Wahnsinn zu kämpfen hat. Das Hinterfragen von konstanten beruflichen Außnahmesituationen wird in „Smile“ nicht psychologisiert, lässt sich aber durchaus herauslesen. Auch trägt zu einem sehenswerten Horror-Thriller bei.

Ich gestehe, ich bin kein Splatter-Fan, mag aber durchaus Horror-Filme. „Smile“ kommt überzeugend und mit finsterer, sich steigernder Atmosphäre daher. Wer sich auf die seltsame, kaum fassbare Bedrohung einlassen mag, wird mit einem ziemlich gelungenen Genre-Beitrag belohnt, der auch die eine oder andere schräge Überraschung zu bieten hat. Ist ja schließlich kein Kindergeburtstag hier.

Bewertung: 4 von 5.

Smile – Siehst du es auch?
OT: Smile
Genre: Horror
Länge: 115 Minuten, USA, 2022
Regie: Parker Finn
Schauspiel: Sosie Bacon, Jesse T. Usher, Robin Weigert
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Paramount Pictures, UPI
Kinostart: 29.09.2022
DVD- & BD-VÖ: 15.12.2022

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