The Lady: Zwischen Demokratie und privatem Glück

Das Bio-Pic „The Lady – Ein geteiltes Herz erzählt die Geschichte der birmesischen Bürgerrechtlerin und Friedensnobelpreisgewinnerin Aung San Suu Kyi, die jahrelang unter Hausarrest stand und große private Opfer bringen musste. Doch Luc Bessons Film versteht es trotz schöner Bilder nicht zu überzeugen. Aus dem Archiv von 2012: „The Lady“.

Ende der 1980er lebt Aung San Suu Kyi (Michelle Yeoh), die Tochter eines Generals aus Birma, der für die Demokratisierung des Landes stand und daher getötet wurde, in England. Sie ist mit dem britischen Wissenschaftler Michael Aris (David Thewlis) verheiratet, hat zwei Söhne und führt ein ruhiges Leben. Als ihre Mutter in Birma einen Schlaganfall erleidet, kehrt Aung San Suu Kyi in ihre Heimat zurück.

Die Menschen im heutigen Myanmar treten an sie heran, sie möge die Demokratie-Bestrebungen ihres Vaters fortsetzen und Aung San Suu Kyi nimmt die Aufgabe an. Nachdem ihre Bewegung bei den Wahlen gewinnt, reagiert das Militärregime und stellt sie unter Hausarrest. Ihre Familie kann nur sporadisch zu ihr. Ehemann Michael unterstützt seine Frau dennoch und rät ihr, in Birma zu blieben. Doch als Michael schwer erkrankt steht Aung San Suu Kyi vor einer schweren Entscheidung. Das Regime würde ihr die Ausreise unter der Bedingung erlauben, dass sie nie wieder zurückkehrt.

Harmlose Umschreibung: Hausarrest

Die mit dem Friedensnobelpreis geehrte Aung San Suu Kyi wurde 2010 aus dem Hausarrest entlassen und als der Film in die Kinos kam schine sich in Sachen Demokratie in Birma bzw. Myanmar etwas zu bewegen. Unabhängig vom Engagement und Leid der realen Aung San Suu Kyi ist „The Lady“ eine Film-Biographie geworden, die nicht wirklich überzeugen kann. Michelle Yeoh verkörpert die Hauptfigur zwar mit stoischer Disziplin und viel Inbrunst, doch die 132 Minuten sind deutlich zu langatmig geraten.

Das Birma im Film ist zwar wunderschön in Szene gesetzt, ohne allzu viele folkloristische Klischees zu bedienen, aber dafür übernimmt der hochpathetische Soundtrack diesen enervierenden Part. Es ist sicherlich nicht einfach, filmisch abzubilden, wie sich die Ohnmacht des Hausarrest mit seinen sehr beschränkten Kommunikations- und Betätigungsmöglichkeiten anfühlt, aber Luc Bessons Variante, den eintönigen Alltag mit familiärem Drama zu kontrastieren, weiß auf Dauer nicht zu überzeugen. Seine gelungeneren Momente hat „The Lady“ wenn es gelingt, das Innenleben der Figuren sichtbar zu machen. Das geschieht leider zu selten.

Freiheitsdrang in Militärdiktatur

Ein weiterer Faktor, der die Filmbiografie zu seicht macht, sind die Gegenspieler der Aung San Suu Kyi. Das Regime um den militärischen Potentaten reagiert zwar komplett unberechenbar, wirkt aber nie wirklich gefährlich. Die Szenen und Bedrohungsszenarien sind stereotyp und zeigen eine Machtelite, die auf Wahrsagerei und militärischer Kraft basiert, ohne dass „The Lady“ diese lebensbedrohliche Situation jemals ebenbürtig auf die Leinwand bekommen könnte.

Das ist allerdings weniger den asiatischen Darstellern anzulasten, als dem absehbaren Drehbuch. Insofern verwundert es nicht, dass die dramatische Fallhöhe sich ausschließlich aus dem privaten Drama der Aung San Suu Kyi ergibt. Für eine politische Aktivistin ist das etwas zu wenig.

Luc Bessons „The Lady“ zeigt zwar ein farbenprächtiges Birma, bleibt seinen Charakteren aber häufig nur oberflächlich auf der Spur. Die Filmbiografie ist deutlich zu lang und zu langatmig ausgefallen. Die musikalische Untermalung fällt dabei zusätzlich durch enorme Schwülstigkeit ins Gewicht.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

The Lady – Geteiltes Herz
OT: The Lady
Genre: Biographie, Drama
Länge: 132 Minuten, F/USA, 2011
Regie: Luc Besson
Schauspiel: Michelle Yeoh, Jonathan Raggett, David Thewlis,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universum (Leonine)
Kinostart: 05.04.2012
DVD-VÖ: 03.08.2012