Aus dem Archiv einer meiner Liebsten Weihnachtsfilme: „Arthur Weihnachtsmann“ von 2011. Wenn die Aardman-Studios sich einer Weihnachtskomödie annehmen, dann sind die Erwartungen unter den Trickfilmfans schon ziemlich hoch. Immerhin haben die Macher von „Wallace und Gromit“ und „Shaun das Schaf“ einen Ruf zu verlieren. Erstaunlicherweise geht’s diesmal auch ohne Knetgummi und in 3D. Und „Arthur Weihnachtsmann“ ist wirklich ein toller Spaß geworden.
Heutzutage lockt man mit einem alten Renntierschlitten keinen mehr hinterm Ofen vor, bei der ständig wachsenden Weltbevölkerung ist das Transportgerät auch einfach nicht mehr ausreichend. Kein Wunder also, dass es in der Weihnachtszentrale am Nordpol zugeht wie in einem Online-Versandhaus mit eigenem Auslieferservice in Gestalt eines hypermodernen, raumschiffartigen Schlittens.
Während Santa langsam auf die Rente zugeht und im Grunde nur noch repräsentierende Funktion bei der Bescherung hat, während ein durchtrainiertes Heer von Hilfselfen die Knochenarbeit erledigen, hat Sohnemann Steve schon mal die eigentliche Konzernleitung übernommen. Unter seinem Kommando geht das „Unternehmen Bescherung“ ins nächste Jahrtausend und Steve rechnet fest damit, dass Vati diesmal seine letzte Runde gedreht hat und sich endlich zu Opa Weihnachtsmann auf das Rentnersofa setzt.
Wachwechsel bei Familie Weihnachtsmann
Und dann wäre da noch Arthur, der jüngere Sohn des amtierenden Weihnachtsmanns, der ein wenig naiv und ein wenig tollpatschig in die Postabteilung des Logistikriesen verbannt wurde. Ansonsten stört er nur die Abläufe und sorgt für Verwirrung. Aber: Arthur ist ein absoluter Weihnachtsfan und nimmt seinen Job, die Briefe an den Weihnachtsmann zu beantworten, ebenso ernst wie das Fest an sich. Selbstredend ist sein Vati für ihn der größte Held der Welt.
Doch in diesem Jahr gibt es eine Panne: Ein Geschenk ist aus dem Regal gerutscht und wurde nicht ausgeliefert. Ein Kind wurde vergessen! Bemerkt wird der Fehler allerdings erst nachdem alle am Nordpol die Bescherung schon gefeiert haben und in den wohlverdienten Urlaub unterwegs sind. Steve meint, diese Fehlerquote sei zu vernachlässigen, und auch der Weihnachtsmann ist zu faul, nochmal los zu ziehen und stimmt seinem designierten Nachfolger zu. Nur Arthur ist entsetzt.
Für ihn ist es ein Unding, dass ein Kind am Weihnachtsmorgen ohne Geschenk aufwacht. In seiner Verzweiflung kommt ihm Opa Weihnachtsmann zur Hilfe, der es allen noch einmal zeigen will. Und zusammen mit einem altersschwachen Rentier und einer ambitionierten Einpack-Elfe ohne Außendiensterfahrung machen sich Opa und Arthur mit dem eingemotteten Renntierschlitten auf den Weg, um das letzte Geschenk auszuliefern. Ihnen bleibt nicht mehr viel Zeit.
Bescherung fällt nicht aus. Nie!
Regisseurin Sarah Smith, die zusammen mit Peter Bayham für Aardman das Drehbuch verfasste, ist ein absolutes Kunststück gelungen: „Arthur Weihnachtsmann“ ist eine Komödie geworden, die tatsächlich großartige Unterhaltung für die ganze Familie bietet. Die rasante Komödie ist gleichzeitig modern und traditionell, kindertauglich und erstaunlich erwachsenenkompatibel, rasant und an den richtigen Stellen besinnlich. Dabei kommt „Arthur Weihnachtsmann“ wie fast allen Animationsfilmen die räumliche Wirkung des 3D-Effekts extrem zugute. Doch auch in der normalen Kinofassung wird der Film sein begeistertes Publikum quer durch alle Altersschichten finden. Ganz kleine Zuschauer sollten vielleicht lieber auf 3D verzichten, da das teilweise hohe Erzähltempo und die schnellen Schnitte überfordernd wirken.
Wirklich überraschend ist der teilweise tiefsinnige und erwachsene Humor, der sich immer wieder einschleicht und auch ein älteres Publikum anspricht. Es gibt einige filmischen Referenzen, die sehr gelungen sind und etliche originelle Storyideen und Schauplätze. Und Opa Weihnachtsmann ist immer für eine zynische Bemerkung gut. Für die gibt es auf der extrem chaotischen und ungeplanten Aktion etliche (selbstverschuldete) Gelegenheiten.
Gleichzeitig ist die grundsätzliche Geschichte aber einfach und auch kindgerecht genug erzählt, dass es nicht schwer ist, dem Handlungsfaden und den Motiven der Charaktere zu folgen. Ein rundheraus toller Weihnachtsfilm. Dass die Charaktere einfach hinreißend und trotzdem eigenwillig und irgendwie typisch Aardman sind, versteht sich fast von selbst. Kein Wunder also, dass es „Arthur Weihnachtsmann“ 2011 in meine Top 5 Animationsfilme schaffte.
„Arthur Weihnachtsmann“ ist eine wunderbare Weihnachtskomödie geworden, die so ziemlich jeden begeistern sollte und nicht nur für die Vorweihnachtszeit geeignet ist. Ganz nach Arthurs Idee, dass der Adventskalender eigentlich 365 Türchen haben sollte. Er arbeitet dran.
Film-Wertung: (8 / 10)
Arthur Weihnachtsmann
OT: Arthur Christmas
Genre: Weihnachten, Familie, Animation
Länge: 97 Minuten, GB, 2011
Regie: Sarah Smith
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Sony Pictures
Kinostart: 17.11.2011
DVD- BD-VÖ: 19.10.2012