Die Prophezeiung sagt, dass die Dreiteilung der Welt in Menschen-, Dämonen- und Menschenbiester-Sphäre eines Tages von dem sogenannten Gojin vereint werden. Das geht einher mit Zerstörung, Brutalität und Sex. Nicht gerade verwunderlich, das „Urotsukidoji – Legend of the Overfiend“ ein extrem berüchtigter Erwachsenen-Anime ist. Dropout Cinema bringt den verrufenen Zeichentrickfilm von 1989 ab dem 28.November 2024 zur Wiederaufführung. In Kooperation mit Cinestrange, die den Titel im Home-Entertainment betreuen. Es geht ausgesprochen explizit zur Sache und der Film ist weder etwas für schwache Nerven noch ein „Must See“.
Vorabbemerkungen zum kulturellen Kontext
In Japan gehören Comics, so genannte Mangas, und Zeichentrickfilme, so genannte Animes, zum Alltag. Es gibt sie in allen Ausprägungen und Stilrichtungen. Explizite Erwachsenunterhaltung mit sexuellen und pornografischen Inhalten wird genretechnisch als Hentai bezeichnet. Die Tentakel-Erotik bildet da noch einmal ein eigenes Untergenre.
In Japan ist die Welt der Geister und Dämonen auch in der Gesellschaft präsent und neben dem Zen Buddhismus und dem Shintoismus sind die Naturgeister präsent. Der in Urotsukidoji prophezeite „Gojin“ heißt übersetzt nur Onin, also Oger, und dieser hier ist ziemlich bösartig. Der japanischen Gesellschaft gelegentlich nachgesagt, sie habe einen Hang zum Fetischismus. Was zum Teil in der Verehrung naturreligiöser Gegenstände begründet sein kann, sich aber auch auf sexuelle Fetische ausweitet.
„Urotsukidoji“ (Übersetzt etwa „unbeholfen umherwandern“) basiert auf der gleichnamigen Comic-Serie von Mangaka Toshio Maeda, der im wesentlichen Hentais verfasst und zeichnet. Als Zeichentrick verfilmt wurden die Comics der Serie zunächst als OVA (Original Video Animation), also direkt auf Video und nicht für den TV gebraucht. Das bedingte früher häufig ein geringeres Budget, worunter die Optik litt.
Die Filmfassung wiederum wurde – wie auch bei den anderen beiden Urotsukidoji-Filmen, aus den OVAs zusammengeschnitten. Je nach Land und Schnittfassung kursieren unterschiedlich lange Filmfassungen. In den Home-Entertainment-Veröffentlichungen von Cinestrange sind jeweils diverse Fassungen enthalten und mit aufwändigem Bonusmaterial Versehen. Zur Sichtung wurde von Dropout-Cinema eine 129minütige Fassung angeboten.
Urotsukidoji – Legend of the Overfiend
Die Menschheit ist keineswegs die Krone der Schöpfung und die Welt ist in drei Welten unterteilt. Die der Menschen steht neben jener der Menschenbiester und neben der Dämonenwelt. Außerdem weiß die Prophezeiung dass alle 3000 Jahre der Gojin erwacht und die drei Welten vereinen will. Nun hat ein Dämonenfürst vor langer Zeit das Menschenbiest Amano zu den Menschen geschickt um den Gojin zu finden.
Doch nicht nur Amano hält Ausschau, sondern auch der mächtige Dämon Suikakujyu und Amanos Schwester Megumi. An einer High School mehr sich die magische Energie und Amano setzt auf den Basketball-Star der Schule. Währenddessen betätigt sich der schüchterne Nagumo als Spanner in der Mädchenumkleide und sieht dort seinen Schwarm Akemi. Die Sache wird peinlich.
Kurz darauf wird Akemi im Erste-Hilfe-Raum von einer besessenen Lehrerin bedrängt, die sich als Dämon herausstellt. Amano gelingt es einzugreifen. Doch der Gojin hat sich noch nicht gezeigt. Währenddessen mehren sich die Anzeichen, dass die Prophezeiung nicht unbedingt ein Heilsversprechen sein muss, sondern Zerstörung bedeuten kann.
Faszination des Bösen
Anno 1989 erschien auch „Akira“ als Filmfassung, und ein amerikanischer Filmkritiker konstatiert beiden Animes, in der westlichen Welt, vor allem den USA, einen prägenden Eindruck des japanischen Zeichentrick-Genres hinterlassen zu haben. „Urotsukidoji“ freilich als pervers gewalttätige und bisweilen misogyne Horrorfantasie. Damit wäre eigentlich genug gesagt, wären da nicht die eingangs genannten Aspekte, die es durchaus nahelegen, das die dauersexuelle Tentakelorgie möglicherweise eine Geschichte erzählen könnte.
Nun sind japanische – wie generell asiatische – Geschichten aus „westlicher“ Sicht bisweilen unverständlich, weil sie einem anderen Narrativ folgen. Hierzulande wäre allein der Genremix aus Teenie-Spannerei und Horror-Exploitation kaum naheliegend und wenig attraktiv. Doch das Fetisch-Potential ist ebenso eindeutig wie abstrus. Daran muss nun niemand lange herumdeuteln, denn die Animation als solche, die einen Großteil der Zeichentrick-Faszination ausmacht, ist ersten sehr pornografisch ausgefallen, und zweitens in der vorliegende Schnittfassung derart einseitig penetrationsfixiert, dass die Handlung bagatellisiert wird.
Auch Ermüdung mag einsetzen, wenn das Publikum wie der Rezensent fortgeschrittenen Alters ist und auch schon mal Erotik und Zeichentrick im Film vorgesetzt bekommen hat. Auch hat die Beschäftigung mit diversen Spielarten des Heavy Metal dazu beigetragen, vermeintlichen Gewaltverherrlichungen und Blasphemien nicht über zu interpretieren. Nichts desto trotz, ist die seinerzeitige Wirkung auf ein unvorbereitetes Publikum nachvollziehbar. Der Film bleibt ein bizarres Bestiarium, von dem ich nicht sicher bin, wie es auf den jungen, beeinflussbaren Geist wirken mag.
„Urotsukidoji – Legend oft he Overfiend“ kommt nach diversen Schnittfassungen und zeitweiliger Indizierung in restaurierter Fassung in die Kinos und macht einen einflussreichen, wenngleich kontroversen Anime wieder sichtbar. Ob Sex & Violence zur Bereicherung der Gesellschaft beitragen sei mal dahingestellt. Knallebunt und obszön ist es in jedem Fall.
Urotsukidoji – Legend of the Overfiend (WA 28.11.2024)
OT: Chôjin densetsu Urotsukidôji
Genre: Anime, Horror, Pornographie Fantasy,
Länge: 129 Minuten, J, 1989
Regie: Hideo Takayama
Vorlage: Mangaserie Urotsukidoji von Toshido Maeda
FSK: ohne Jugendfreigabe, ab 18 Jahren
Sprachfassungen: 135 min. (vollständige Fassung, ungeprüft), 129 Minuten (FSK18); DF, jap. OmdU; Laufzeit: 135 (ungeprüft), 129 (FSK18) min.
Vertrieb: Dropout Cinema mit Cinestrange
Kinostart: Wiederaufführung: 28.11.2024
Urotsukidoji bei –Dropout mit Kinofinder
Urotsukidoji HEs bei Cinestrange
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