Was die Eiche mit der Weide verbindet, können nur die Hard Rocker Crimson Oak beantworten. Möglicherweise kündigt sich da ein musikalisches Arboretum (Baumgarten) an. Wahrscheinlicher allerdings liegt die titelgebende Inspiration im Wirken des Naturkünstlers Christoph Mencke, der das Covermotive werkelte. Geboten wird auf „Willow“ moderner Hard-Rock mit Gesang und Hang zur Melodie. Tonzonen veröffentlicht „Willow“ digital und als Vinyl am 25. Oktober 2024.
Crimson Oak aus Fulda feiern 2025 ihr 10Jahriges Bandbestehen, da kommt ein aktueller Tonträger gerade recht. „Willow“ ist nach zwei EPs und dem selbstbetitelten Debutalbum von 2020 „erst“ das zweite Album des Quintetts. Aber wer kann heute noch vom Musikmachen leben? Der Kühlschrank will gefüllt werden und zwischenzeitlich war auch mal pandemiebedingter Stillstand, insofern ist es vielmehr beachtlich, dass Crimson Oak noch am Start sind.
Auf „Willow“ wird melodischer Hard-Rock im rockigeren Gewand der Achtziger Jahre geboten. Ich las immer mal wieder von Stoner Rock und Neunziger Sounds und so, aber die Band selbst lässt das kategorisieren einfach sein. Bei mir sind die musikalischen Assoziationen eindeutig verortet in den Achtzigern bevor Thrash- und Speed-Metal durchstarteten – beziehungsweise parallel dazu. Crimson Oak treten das Gaspedal auch mal durch, bewegen sich aber fast immer im melodischen Bereich und haben schwer eingängige mehrstimmige Refrains am Start. Das kommt mit der klaren Stimme von Sänger Florian sehr einnehmend rüber.
Heavy Rock in the Willows
Die instrumentalen Arrangements sind bisweilen etwas progressiv und bei den längeren Stücken wie „Abigail“ wird’s schon mal ausufernd, aber im Wesentlichen sind die Songs in klassischer Rock-Struktur gehalten. Daran ist nichts verwerflich, aber auch nichts wirklich modern. Außer dem Sound, der deutlich druckvoller und knackiger ist, als das seinerzeit in Vinyl gepresst wurde.
Crimson Oak haben sicherlich Bluesrock- und Hardrock-Einflüsse, die auf dem Debut deutlicher waren. Nun aber sind melodischere Facetten hinzugekommen. Mir fallen da etwa die britischen Bands Demon, die immer noch aktiv sind, oder Magnum ein, letztere zu „On a Storytellers Night“ Zeiten. Oder auch die amerikanischen Y&T und Night Ranger. Beide Bands vor allem in Phasen, bevor die Plattenfirmen daraus charttaugliche Pop-Plattitüden machen wollten. Die Kombos sind alle in den 1970ern gestartet, aber im Aufbruch zu moderneren harten Rock Sounds gewesen.
Auf „Willow“ werden von Crimson Oak in rund 42 Minuten acht Songs dargeboten, die eine beachtliches Spektrum an melodiösen Hard Rockern loslassen. Es gibt quasi keinen Ausfall und in ihrer musikalischen Entwicklung gehen Crimson Oak einen ähnlichen Weg wie die Norweger Spidergawd, die ihre Version des 80s Proto-Metal suchen. (By the way: Fans von Spidergawds jüngsten Songs sollten Crimson Oak durchaus mal anchecken).Die Eichen legen hier ihre überzeugende Variante melodiösen 80s Hardrock vor.
Songs of A Love Affair
„House of Flies“ eröffnet das Album eher heavy und midtempo, mit einem ruhigen Mittelteil und einem anziehenden Instrumentalteil. „Midnight Express“ rollt auf einem klassischen Riff und der Refrain setzt sich auf der Stelle im Hirn fest. Der Titelsong „Willow (unseen and virgin)“ startet verträumt, geht in Gesangsharmonien über und wird zu einem stampfenden Rocker.
„Abigail (Tales of the Circle)“ ist mit fast 8 Minuten der längste Track auf dem Album. Nach einem vertrackten Riff geht es groovend weiter, mündet in einen melodischen Gesang und kommt ab der Hälfte in ein beinahe gejammtes Hochgeschwindigkeits-Abrocken mit schönen Twingitarren und Knaller-Riff.
„Sticky Fingers“ ist ein knackiger Rocker im Stile der internationalen Lärm-Verschwörung und eröffnet die B-Seite des Vinyls. Der Sound-Effekte steht dem Gesang gut zu Gehör und der Song ist ziemlich mitreißend ausgefallen. Kein Wunder, dass „Sticky Fingers“ als Video/Single ausgekoppelt worden ist. Für das anschließende „Pictures of a Love Affair“ mag Moody Blues „Nights in White Satin“ als Inspiration gedient haben, aber Crimson Oak bleiben eigenständig und rockig.
Tales of the Circle
„Crimson Sky“ eröffnet mit wuchtigen Drums, kommt dann aber eher relaxed im Midtempo an. Vielleicht der Song auf dem Album, der psychedlisch und/oder Siebziger Inspiriert ist. Ein bisschen fällt „Crimson Sky“ aus dem Album heraus, aber das mag jede:r anders hören.
Und dann ruft „Ada (Raise your Fist)“ dazu auf, die Faust zu recken. Nach einem kurzen Vorspiel wird’s ziemlich direkt kraftvoll und rockt in allerbester Headbanger-Manier bis zur Strophe. Dann nehmen Crimson Oak das Tempo und die Härte raus, nur um dann wieder hinreißend loszubangen. Das geht einige Male hin und her und dann ist „Willow“ auch vorbei.
Die Band aus Fulda mag mit ihrem Sound vielleicht etwas aus der Zeit gefallen sein, aber Crimson Oak haben‘s drauf. Wer auch melodischen Hard Rock der Achtziger ohne poppigen Nerv steht, sollte sich „Willow“ mal in die Gehörgänge träufeln. Ich hatte Flashbacks in meine pickelige Jugend auf dem Land, aber schön war‘s.
Crimson Oak- Willow
Genre: Hard Rock
Länge: 8 Songs, D, 42 Minuten,
Interpret: Crimson Oak
Label: tonzonen
Vertrieb: Soulfool
Format: Vinyl, Digital
VÖ: 25.10.2024
Crimson Oak bei Tonzonen
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