Mittsommernachtstango: Finnisches Tanzen

Schöner Tanzen im #Partysommer24 mit „Mitternachtstango“ von 2013. Fragt mensch Finnlands Kult-Regisseur Aki Kaurismäki, so haben die Finnen nicht nur den Tango sondern auch den Walzer erfunden. Daher begleitet die deutsche Filmmacherin Viviane Blumenschein ein argentinisches Tango-Trio in Finnland beim Tingeln über die Dörfer.

Kaurismäkis Tango-Genese lautet wie folgt: Die Ostfinnen hätten den dramatischen langsamen Tanz erfunden. Seefahrer hatten das Liedgut verbreitet und über Uruguay sei es schließlich nach Argentinien gekommen. Eigentlich verwundere es ihn nicht, dass die Argentinier den Tango für sich beanspruchen, schließlich würden die Finnen von der Geschichtsschreibung ja des Öfteren stiefmütterlich behandelt: Auch der Walzer sei eine finnische Erfindung! Aber das sei eine andere Geschichte.

Das geht an den Argentinischen Nationalstolz. Ein argentinisches Tango-Trio geht auf die Reise in die finnische Mittsommernacht. ein Kampf der Tango-Kulturen steht an. Dabei geht es um die Musik nicht um den Tanz, denn die Finnen tanzen eher einen „Gehtango“. In dieser musikalischen Spurensuche kommt es aber vielmehr zum gemeinsamen Feiern als zum Zwist. Die sympathischen Protagonisten in „Mittsommernachtstango“ zollen sich gegenseitig Respekts und wollen von einander lernen, sich keinesfalls gegenseitig die musikalische Tradition streitig machen.

Gehtango in hellen Nächten

Anfangs wirkt das ländliche Tanzvergnügen jenseits des nördlichen Polarkreises auf Chino Laborde (Bandoneon), Diego Kvitko (Gitarre und auch für die Filmmusik verantwortlich) und Pablo Greco (Gesang) eher befremdlich. Doch schnell ist die Stimmung ansteckend und man erkennt, dass finnischer Tango keine Konkurrenz zum argentinischen ist. Vielmehr Pfelgen die Finnen eine Spielart, eine Variante der Musik, die dem bärigen Gemüt der Menschen und der einsamen Weite des Landes angepasst ist.

Die drei argentinischen Musiker kurven mit einem alten ladaartigen Wagen durch die finnische Einöde und besuchen die hiesigen Tango-Größen. Immer wieder springt die alte Kiste nicht an und nicht immer ist man sich über den Weg sicher. Da folgt man schon einmal einer mobilen Sauna, die von einem Mofa gezogen wird bis in den nächsten Ort. M.A. Numinem, quasi der zeitgenössische Papst für finnischen Tango, findet erklärende Worte.

Numinen spielt auch regelmäßig im Hasenkostüm Tango für Kinder. Auf dem Bauernhof der berühmten finnischen Tango-Sängerin Sanna Pietiäinen, bekommt Pablo auch noch eine Gesangsstunde. Er müht sich mit den unaussprechlichen finnischen Worten. Am Ende sind alle zufrieden, außer vielleicht Aki Kaurismäki, dem man das nie ansehen kann, und die Finnen haben etwas von dem südamerikanischen Temperament erleben können. Die Argentinier freuen sich auf die heimische Großstadt Buenos Aires und darauf, endlich wieder im Dunkeln schlafen zu können. Und die Zuschauer haben Lust auf musikalische Entdeckungsreisen zu gehen.

„Mitternachtstango“ ist ein launiger und charmanter Ausflug in die Welt der melancholischen Musik. Das überzeugt mit liebenswerten Protagonisten und leisem Humor. Wer allerdings eine musikwissenschaftliche Dokumentation erwartet, wird von diesem Road Movie enttäuscht sein.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Mittsommernachtstango
OT: Mittsommernachtstango
Genre: Doku, Musik, Roadmovie
Länge: 82 Minuten, D/FIN, 2013
Regie: Viviane Blumenschein
Mitwirkende: Chino Laborde Diego Kvitko, Pablo Greco, W.A.Numinen
FSK: ohne Altersbeschränkung, Ab 0 Jahren
Vertrieb: neue Visionen / good Movies
Kinostart: 13.03.2013
DVD-VÖ: 19.09.2013