Die Internationale Raum Station (Englisch: International Space Station kurz I.S.S.) ist eines der großen Millenniums-Projekte. Im Jahr 2000 kamen die ersten Besatzungsmitglieder an Bord und wenn es nach der NASA geht, soll die I.S.S. noch bis 2031 im Orbit bleiben. Was als russisch-amerikanische Zusammenarbeit begann, ist schon längst eine internationale Forschungsstation. In dem US-Amerikanischen Sci-Fi-Thriller „I.S.S.“ ist die Raumstation vor allem Schauplatz eines nervösen Existenzkampfes. Zu sehen in den Kinos ab 18. Juli 2024.
Die afroamerikanische Biologin Kira Foster (Ariana DeBose) kommt mit ihrem Kollegen, dem Astronauten Christian Campbell (John Gallagher Jr.) turnusmäßig an Bord der I.S.S.. Vor Ort sind noch der amerikanische Weltraumtechniker und Chef Gordon Barrett (Chris Medina) und die dreiköpfige russische Besatzung. Diese besteht aus dem Kommandanten Nicolaj Pulov (Costa Ronin), der Technikerin Weronika Wetrov (Masha Mashkova) und dem Biologen Alexej Pulov (Pilou Asbæk).
Während Kira sich an Bord noch orientieren muss, werden die neuen Crew-Mitglieder herzlich empfangen und müssen mit den russischen Kolleg:innen diskutieren, ob „Winds of Change“ als Song nun kitschig ist, oder nicht. Doch eine Arbeitsroutine stellt sich nicht ein, denn es kommt eine dringliche Direktive für die amerikanische Besatzung. Darin heißt es, auf der Erde sei ein Krieg ausgebrochen und die Astronauten sollen unter allen Umständen die Raumstation unter ihre, d.h. amerikanische Kontrolle bringen.
Labormäuse in der Schwerelosigkeit
Kurz danach erhalten die Russen dieselbe Direktive. Nun fragt sich, wie damit umgehen? Schließlich sind die Kollegen auch Freunde. Aber Befehl ist Befehl, oder nicht? Doch beide Seiten verheimlichen, welche Befehle sie erhalten haben. Die Kommunikation zur Basis ist gestört und Gordon steigt in einen Raumanzug um die Antenne zu reparieren.
Außerhalb der Station offenbaren sich sichtbar Explosionen auf dem Heimatplaneten, und Gordon bittet Kira, die anderen daran zu hindern hinauszuschauen, damit die Situation nicht aus dem Ruder läuft. Dafür sorgt dann Nikolaj, der der Hebarm in Gang setzt und Gordon in Schwierigkeiten bringt. Christian wittert sofort Absicht und will reagieren. Doch so eindeutig wie es scheint, sind die Loyalitäten nicht verteilt und niemand weiß, wem noch vertraut werden kann. Die Konflikte entwickeln sich.
Empirische Wiederholungen bestätigen bekannte Ergebnisse
Um es auf den Punkt zu bringen: „I.S.S.“ ist ein solider Thriller mit sehenswerter Besetzung und einem beklemmenden Setting. Das könnte auch ein U-Boot sein, oder eine abgeschnittene Insel oder ähnliches. Aber die Raumstation mit ihren Besonderheiten der Schwerelosigkeit und der eigenwilligen Routinen bietet schon eine eigene Faszination und das Bühnenbild ist sehr überzeugend ausgefallen. Auch bewegen sich die Astronauten sehr stimmig durch die Station.
Innerhalb der Raumstation findet ein Stellvertreter-Krieg statt und eine psychologisch spannende Überlebensaufgabe. Es fragt sich allerdings im Verlauf des Films auch, wofür überleben, wenn der Planet doch augenscheinlich gerade platt gemacht wird? Und es fragt sich, was geschehen wäre, hätten sich die Einzelpersonen entschieden, ehrlich miteinander umzugehen?
Wind of Change
Aber das bleibt ebenso hypothetisch wie der biologistische Deutungskonflikt zwischen Darwins „Survival of the Fittest“ und Kropotkins „Gegenseitiger Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“. Darwins Naturbild hat lange die Sicht auf die Umwelt geprägt und tut dies in weiten Teilen immer noch. Aber das führt an dieser Stelle zu weit.
Ebenso wie eine politische Ausdeutung des Sci-Fi-Thrillers den Unterhaltungsfilm eindeutig überfordert. Denn nichts deutete darauf hin, dass sich „I.S.S.“ zu den aktuellen Kriegen und dem Ukraine-Konflikt positioniert.
Möglicherweise ist der Film vor Beginn des Kriegsausbruchs entstanden, möglicherweise sollte eine globale Vermarktung nicht gefährdet werden. Das ist an und für sich aus kommerzieller und filmischer Sicht legitim. Und dennoch kommt der mitdenkende Zuschauer kaum umhin, den Sci-Fi-Thriller in der aktuellen geopolitischen Lage einordnen zu müssen. Und dazu bin ich weder bereit noch gibt der handwerklich starke und gut besetzte Film das her.
So bleibt ein eindrucksvoll gefilmte, psychologischer Action-Thriller, der sein Weltraum-Setting solide ausnutzt um ein beengtes, abgeschlossenes Sozialexperiment durchzuführen. Das ist schon spannend, lässt aber erhebliches Potential ungenutzt und kommt selten aus dem Genre-Üblichen heraus.
Film-Wertung: (6 / 10)
I.S.S.
OT: I.S.S.
Genre: Science-Fiction, Thriller
Länge: 96 Minuten, USA, 2023
Regie: Gabriella Cowperthwaite
Darsteller:innen: Ariana deBose, Chris Messina, Pilou Asbæk
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Universal Pictures
Kinostart: 18.07.2024