Zwischen uns das Leben: Herbststürme

Herbstlich geht es nicht nur wettermäßig zu, wenn ein gefeierter Schauspieler zum Wellnessaufenthalt in die Bretagne fährt und dort zufällig eine alte Liebe wiedertrifft. Mit Alba Rohrwacher und Guilllaume Canet ist das romantische französische Drama von Autorenfilmer Stéphane Brizé prominent besetzt. Alamode bringt die Romanze am 1. Mai 2024 in die Kinos.

Der Star aus Paris sucht die Einsamkeit und das Reizklima der Küste. Mattieu (Guillaume Canet) hofft, dass ein Wellness-Hotel ihm nicht nur körperlich guttun, sondern dass er auch wieder zu sich selbst findet. Das mit der Anonymität klappt auch in der Bretagne und im Wellness-Tempel nur bedingt und so richtig kommt Matthieu auch nicht runter.

Schließlich hat der gefeierte Filmschauspieler sich auf ein Theaterstück eingelassen. Kurz vor der Premiere setzt die Panik ein und löst eine Art Midlife Crisis aus. Matthieus resolute Gattin, eine TV-Produzentin, rät pragmatisch dazu, die Sache abzuhaken und sich wieder in Filmprojekte zu stürzen. Der Star zaudert.

Dann erhält Mathieu überraschend eine Nachricht von einer alten Freundin, die in der Gegend lebt. Alice schlägt ein Treffen vor und Mathieu ist ebenso neugierig wie froh über Ablenkung. Alice (Alba Rohrwacher) war vor Beginn von Mathieus Karriere mal mit ihm zusammen. Nun ist sie mit einem Arzt verheiratet, hat einen fast erwachsenen Sohn. Statt einer Karriere als Musikerin betreut sie Menschen in einem Altenheim und gibt gelegentlich Klavierunterricht. Es bleibt nicht bei einem Treffen. und Alice und Mathieu treiben immer weiter aufeinander zu.

Atmen gegen das Meer

Der Auftakt von „Zwischen uns das Leben“ lässt vieles offen. Das Publikum reist mit dem Protagonisten zusammen an. Luftaufnahmen verorten und sondieren das Terrain. Die Szenerie setzt sich in absurder Komik, wenn der Prominente in der Thalasso-Therapie den Anwendungen und den Autogramm- und Selfiewünschen um sich herum ausgesetzt ist.

Die spürbare Hilflosigkeit verstärkt die mitgebrachte Krise ebenso wie die resolute Art der fernen Partnerin. Aus dieser Situation ist das Wiedersehen mit Alice durchaus stimmig. Tatsächlich scheint glaubhaft, dass der Küstenort so überschaubar dörflich ist, dass die Neuigkeit von dem Promi am Ort zum Dorftratsch werden konnte.

Alice nun wieder kommt nicht aufgeschlossen neugierig auf den einstmals gekannten zu, sondern mit der Agenda, von ihrer Verletztheit zu erzählen, die die Trennung damals in ihr ausgelöst hat. Diese Eröffnung überrumpelt den Star und er wendet sich der Verlassenen wieder zu. An diesem Punkt möchte der gesunde Menschenverstand den beiden zurufen, dass aus einer Krise und einem Trauma wenig Gutes erwachsen kann. Anders als in der Mathematik ergibt Minus und Minus im wahren Leben selten (oder gar nicht) plus.

Festhalten was schon lange entschwunden

Doch auf erstaunliche Weise erzählt der französische Autorenfilmer von der Hoffnung auf eine Heilwirkung, eine Aufarbeitung. Wobei sich durchaus fragen ließe, ob nicht der Star in dem Fall deutlich weniger zu verlieren hat als die verheiratete Küstenbewohnerin, die die Auseinandersetzung so irritierend koabhängig immer wieder von sich aus anschiebt.

Es gibt Filme und es gibt Charaktere, die schwer oder gar nicht zu verstehen sind. Wobei das im Grunde für jede beliebige Gruppe Teenager in Horrorfilmen gilt, die eine Hütte im Wald zu Partyzwecken befeiern. Aber das sind Genresetzungen. Anders in dem romantischen Drama „Zwischen uns das Leben“, das zumindest in abstruser Weise von einem Wiedersehen, einem Wandeln in der gemeinsamen Vergangenheit erzählt.

Das romantische Element in Stéphane Brizés Film wird durchaus überschattet von den Ängsten und Wunden der beiden Protagonisten. Vor der angedeuteten Existenzkrise in eine nostalgisch motivierte Begegnung zu flüchten, scheint keine gute Idee. Das längst vergangene Verlassen werden mit den Fortgegangenen aufleben zu lassen ebensowenig. Dennoch lassen sich beide Charaktere auf diese Wellness-Kur ein. Verstehe das, wer will.

Film-Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

Zwischen uns das Leben
OT: Hors-saison
Genre: Drama, Romanze
Länge: 115 Minuten, F, 2024
Regie: Stéphane Brizé
Darsteller:innen: Guillaume Canet, Alba Rohrwacher,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Alamode Film
Kinostart: 01.05.2024