Gerade ist „Civil War“ der jüngste Film von Alex Garland in die Kinos gekommen. Anlass genug noch einmal auf eine weitere Regiearbeit von Garland zu schauen. „Ex Machina“ kam 2015 in die Kinos und beschäftigt sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz. Ein sehenswertes Sci-Fi-Drama mit Alicia Vikander und Oscar Isaac in den Hauptrollen.
Durch einen Wettbewerb kommt der junge Informatiker Caleb (Domhnall Gleeson) zu der Gelegenheit ein paar Tage mit den mysteriösen und genialen „Wunderkind“ der Programmierung, Nathan (Oscar Isaac), zu arbeiten. Der Eigenbrötler hat sein Anwesen, in dem er auch forscht, zu einem Hochsicherheitstrakt aufgerüstet, der in den norwegischen Wäldern versteckt ist.
Nathan forscht an Künstlicher Intelligenz und hat Ava (Alicia Vikander) erschaffen. Caleb soll nun einen so genannten Touring-Test mit der androiden Intelligenz Ava machen. Der Test gilt zur Unterscheidung von maschineller Intelligenz und tatsächlichem Bewusstsein. Nathan zeichnet die Sitzungen von Caleb und Ava auf und wertet sie aus. Die Ergebnisse fließen in die weitere Forschung. Caleb hat zunehmend den Verdacht, dass Nathan ihn manipuliert, außerdem beginnt er Ava zu mögen.
Träumen Androiden von elektronischen Schafen?
Das Thema ist nicht eben neu, wenngleich rund eine Dekade später ganz anders aktuell. Die KI scheint inzwischen da, die Robotik zum Teil auch. Und wer weiß schon, wo das alles noch hinführt? Filmisch wurde seinerzeit in „Her“ und „Transcendence“ oder auch „Baymax“ zum Thema KI abgeliefert, aber auch bereits früher von Spielbergs „A.I.. Und eigentlich lässt bereits Stanley Kubrik Bordcomputer Hal in „2001“ (1968) eigene Entscheidungen treffen.
Ebenso wie Fritz Langs „Metropolis“ und „Blade Runner“ (als Film nach Romanvorlage von P.K. Dick) die Körper gewordenen Männerfantasie eines attraktiven Roboters bereits ausformulieren. Da ziehen sich rote Fäden durch die Filmgeschichte, die Alex Garland, von Haus aus Autor, in seinem Regie-Debüt aufnimmt.
Die kalte Beklemmung in Alex Garlands Regiedebüt setzt bereits ein, bevor Caleb das Anwesen erreicht. Die Story in „Ex-Machina“ steigert dieses Unwohlsein subtil und konsequent. Und bezieht auch wissenschaftliche und moralische Bedenken mit ein. Ziemlich klassisch ist dabei die Konstellation der Charaktere. Der junge Bewunderer, quasi der gebauchpinselte Fan, trifft das unwidersprochene Genie. Ausgesprochen exzentrisch, exzessiv und mit einer deftigen Portion Größenwahn.
In der Mitte das erschaffene Objekt der Begierde. Ava verheißt in mehrfachem Sinn Erfüllung: möglicherweise als wissenschaftlicher Durchbruch, bestimmt als attraktives weibliches (und potentiell gefügiges) Wesen. Konflikte spitzen sich zu, je intensiver Zusammenarbeit und Zusammenleben von Caleb und Nathan werden.
Was ist Leben? Was ist Bewusstsein?
Alex Garlands „Ex-Machina“ ist ein beinahe klassisches Science-Fiction-Format. Bereits das Script zu „The Beach“ lebte von der Abgeschiedenheit des Schauplatzes. Das erinnert hier an H.G. Wells „Die Insel des Doktor Moreau“. Mit all seinen kreatürlichen Experimenten. Auch ein „Frankenstein“- Aspekt ist ersichtlich. Allerdings formuliert Garland die Themen modern und stilsicher. Nathans High-Tec-Gebäude ist selbst ein Filmcharakter. Von Production Designer Matt Digby entworfen.
Die Kameraführung von Rob Hardy („Boy A“) ist nah an den Charakteren und fängt das Gebäude dennoch wunderbar. Im Zentrum von „Ex-Machina“ bleibt jedoch das Menschliche Drama, auch und gerade in Ava. Und die drei Darsteller überzeugen mit Intensität und Präsenz. Caleb macht eine Entwicklung vom Bewunderer zum Kritiker durch. Alicia Vikander ist als Ava ebenso charmant und intelligent wie kühl und manipulativ.
Künstliche Intelligenz beschäftigt die Menschen seit Computer denkbar sind. Alex Garlands „Ex Machina lotet das Thema mit großartiger Besetzung und in kammerspiel-artig beengtem Setting aus. Trotz einiger dramaturgischer Untiefen und anfänglicher plakativer Wissenschaftsphilosophie ist „Ex-Machina“ sehenswert ausgefallen. Ist es möglich, aus all den Drähten und Maschinenteilen ein intelligentes, menschenähnliches Bewusstsein zu schaffen?
Film-Wertung: (7 / 10)
Ex Machina
OT: Ex Machina
Genre: Science Fiction
Länge: 108 Minuten, USA, 2014
Regie: Alex Garland
Darsteller:innen: Oscar Isaac, Domhnall Gleeson, Alicia Vicander
Fsk: Ab 12 Jahren
vertrieb: Universal Pictures International
Kinostart: 23.04.2015
DVD & BD-VÖ: 03.09.2015
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