Mit dem familientauglichen Melodram „Astronaut“ bekommt Schauspieler Richard Dreyfuss, der bereits in Stephen Spielbergs „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ ins Weltall wollte, eine neue Chance, unseren Heimatplaneten zu verlassen. Das Familiendrama „Astronaut“ erschient nun bei Jets Film Verleih für das klassische Home-Entertainment.
Rentner Angus Stewart (Richard Dreyfuss) ist Mitte Siebzig und wohnt bei der Familie seiner Tochter. Seine verstorbene Frau hat ihm eine Eselfarm hinterlassen, die sie sich gegen Ende ihres Lebens aufschwatzen ließ, und Angus hat das alte Teleskop wieder hervorgekramt um einen Kometen zu beobachten.
Enkel Barney ist begeistert und als der Milliardär Marcus Brown (Colm Feore) im Fernsehen dazu aufruft, sich als Teilnehmer für einen zivilen Raumflug zu bewerben, den er seit Jahren vorbereitet, hilft Barney seinem Großvater bei der Bewerbung. Angus ist zwar deutlich zu alt und auch nicht fit genug, aber ein bisschen Mogelei hilft weiter und tatsächlich wird Angus bei der großen Raumfahrttombola als Kandidat ausgewählt. Derweil macht sich Angus Tochter Sorgen um den Vater und der Schwiegersohn fragt sich vor allem, wie es mit der Hausgemeinschaft weitergehen soll. Doch auch ein Platz im Altenheim will bezahlt werden.
Regisseurin und Autorin Shelagh McLeod realisiert mit „Astronaut“ nach drei Kurzfilmen ihren ersten Spielfilm. Dabei geht die kanadische Schauspielerin recht behutsam mit ihren Charakteren um. Das Setting mit der zivilen Raumfahrtmission erinnert nicht von ungefähr an die Pläne von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Tatsächlich ist längst ein Wettstreit um die Pole-Position im Rennen um den Weltraum-Tourismus im Gange, das von den meisten Erdenbürgern wohl eher belächelt wird, momentan aber immer konkreter zu werden scheint.
Für viele Menschen würde mit so einem Ausflug in den Weltraum ein Lebenstraum in Erfüllung gehen, so auch für den ehemaligen Straßenbau-Ingenieur Angus Stewart. Der weiß, dass er trotz Tombola eigentlich keine Chance hat, an dem Raumflug teilzunehmen und holt deshalb sein Fachwissen aus der Tasche.
Als Angus mitbekommt, dass es noch Probleme mit dem Start gibt, versteift er sich auf die These, das hinge mit dem Gewicht der Rakete und dem porösen Kalkstein im Untergrund der Startbahn zusammen. Enkel Barney unterstützt den Großvater auch dabei. Soviel von der Geschichte über Träume, die mensch nicht aufgeben soll.
Im Grunde aber ist „Astronaut“ ein sehr erdverbundener Film, der in leisen Tönen von einer Familienkonstellation spricht, in der die (Groß-)Elterngeneration langsam selbst wieder zum Kümmerfall wird. Freilich erzählt aus der Perspektive des Oldtimers, der immer noch meint, alles alleine bewältigen zu können. Aber dann landet Angus doch im Altenheim.
Der erzählerische Brennpunkt liegt auf Richard Dreyfuss Figur, wodurch in dem Drama eine seltsame, altersmilde Ruhe zutage tritt, die die Konflikte innerhalb der Familie nur am Rande aufzeigt und in der Angus verstorbene Frau quasi keine Rolle mehr spielt, was eigenwillig anmutet. „Astronaut“ hat eine kindlich naive Qualität und somit eine emotionale Aufrichtigkeit, die den Film weitgehend an Klischees vorbei lotst, aber auch durch einige Untiefen schiebt.
„Astronaut“ ist erstaunlich bodenständig und unaufgeregt. Darin liegt die stille Kraft der Geschichte und der Botschaft, dass es „Nie zu spät ist, nach den Sternen zu greifen“. Darin liegt aber zu gleich auch die Schwäche des Dramas. Dabei ist vor allem die Familiendynamik das eigentliche Thema des Films.
Film-Wertung: (5 / 10)
Astronaut
OT: Astronaut
Länge: 95 Minuten, CAN, 2019
Genre: Drama, Familie
Regie: Shelagh McLeod
Darsteller: Richard Dreyfuss, Krista Bridges, Ritchie Lawrence, Colm Feore,
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Jets Filmverleih
Kinostart: 15.10.2020
DVD-VÖ: 10.09.2021