Ok, eigentlich kein Album Review, sondern eine EP mit 5 Songs. Allerdings deutlich mehr als „nur ein Appetizer“ auf ein kommendes Album. Die Goddys aus Schmalkalden im Thüringer Wald haben seit ihrem letzten Album einen gehörigen Entwicklungsschritt gemacht. Auch und vor allem in Sachen Sound geht es einen Tacken drückvoller zur Sache. „Strong Enough“ erschien am 9. Februar.
Üblicherweise lasse ich mich ja gerne ausführlich über Bands und Alben und Einflüsse und Herkunft aus, aber aktuell hänge ich gerade arg hinterher, daher an dieser Stelle etwas flotter und auf den Punkt. Das sollte auch dem knackigen EP Format von „Strong Enough“ zu Gute kommen, dass mit 5 Songs in gut 20 Minuten ordentlich abrockt. Ich bin ziemlich begeistert.
Wer mehr über Goddys und deren letztes Album „Monsters of Reality“ wissen möchte, mag die Plattenkritik durchstöbern. Seinerzeit konnte ich dem Heavy Rock mit Pagan Einflüssen zwar bescheinigen, dass es handwerklich sehr solide war, aber von Hocker hat mich das Album nicht gehauen. Gleichwohl scheint die nationale und internationale Kolleg:innenschaft dem Album geneigt gewesen zu sein.
Auf „Strong Enough“ ist einiges anders. Die Songtitel sind kürzer, knackiger, die songs sind kürzer und mehr auf den Punkt. Der folkloristische Einfluss ist in den Hintergrund getreten, beziehungsweise weitgehend verschwunden und stattdessen hat sich die Band um Gitarristen und Studioinhalber Philip Schwabe aufs Groovende verlegt. Aufgenommen wurde wieder in heimatlichen Gefilden, gemastert von Denis Kern.
Der Titelsong „Strong Enough“ startet die EP mit einem knackigen Midtempo-Riff, dann kommt männlicher Gesang mit Effekten verfremdet und zum Refrain gibt es eine eingängige zweistimmige Hookline wenn Sängerin sich einklingt. „I feel useless, but strong enough“ ist ein eingängiges Statement, das sich auf einen ausgemusterten Traktor oder ein Bike beziehen mag. Schön an dem Song ist, wie die Band straight durchzieht und auch das gitarrensolo minimal hält. Headbanger-Futter.
Wenn der Phoenix abhebt
Mit „Truth“ wir es zunächst elegischer, dräuender. Schwere Gitarren unterlegen den sirenenhaften Gesang, der sich zum Refrain hin kraftvoll aufbäumt. Dann mäandert es wieder stilvoll und hypnotisch vor sich hin, bis nach 3 ½ Minuten ein proggiger Instrumentalteil das Tempo sehr einnehmend anzieht. Immerdie Wahrheit sagen, jungs und Mädchen.
Sonst kommt der „Phoenix“ aus der Asche und jagt euch rockend über die Ebene. Die pointiert sägenden Gitarrenläufe haben noch folkloristische Vibes, aber spätestens wenn das schwere Riff einsetzt, werden selige Progmetal-Tage präsent. Im Mittelteil wird das Tempo gedrosselt nur um kurz darauf wieder Vollgas zu geben. Der Feuervogel hebt zu einem weiteren Höhenflug und einem flotten Finale an.
Bescheidenheit ist eine Zier
Das anschließende „Lie“ fällt mit seinen melodischen Classic Rock Vibes und dem Hammond Sounds ein bisschen aus dem Rahmen, oder besser gesagt, zeigt eine weitere Klangfarbe auch gesanglich zeigen sich hier ungewohnte Töne. „Lie“ ist sehr melodisch gehalten und gefällt mit mehrstimmigem Gesang.
„Humility“ bildet den bescheidenen Abschluss einer gelungenen EP. Der song beginnt mit dem hinreißenden klackernd hypnotischen Geklöppel von Drumsticks zu dem sich ein saucooler Sprechgesang gesellt. Dann setzt eine distanzierte Gitarre ein und gniedelt kurz und laid back vor sich hin. Gegen Ende kommen auch noch ein paar Reggae Vibes dazu. Ich will nun nicht behaupten die saucoole Nummer wäre mein Favorit auf „Strong Enough“, aber das Überraschungspotential ist am Größten.
Es hört sich immer schnöselig an, wenn Kritiker Künstler:innen und Musiker:innen attestieren sie „Hätten sich entwickelt“. Und dennoch unterscheidet sich „Strong Enough“ schon ziemlich vom bisherigen Output der Goddys. Weniger versponnene Pagan-einflüsse, coolere Grooves. Ältere Fans mag das etwas irritieren. Eine arg phatte Produktion und ungewohnte gesangliche Vielfältigkeit stehen der Band aus Thüringen extrem gut zu Gesicht. Definitiv kraftvoll genug um viele neue Fans zu erreichen. Ich freu mich auf mehr.
Album-Wertung: (8 / 10)
Goddys: Strong Enough
Genre: Heavy Rock, Stoner
Länge: 21 Minuten (5 Songs)
Interpret: Goddys
Label: Ponyphone Records
Vertrieb: Record Jet/ Edel
Format: Digital, CD
VÖ: 09.02.2024